Die Plattform für Regionalentwicklung in der Schweiz

Bild: zVg.

Crowdfunding – eine Ergänzung zur NRP?

Die Gemeinden Holderbank (AG) und Veltheim (AG) finanzieren als erste Schweizer Gemeinden Teile eines öffentlichen Infrastrukturprojekts via Crowdfunding. Zu diesem Zweck haben der Gemeindeverband «Lebensraum Lenzburg Seetal» (LLS) und die Hypothekarbank Lenzburg die Crowdfunding-Plattform ideenkicker.ch geschaffen.

Der Aaresteg zwischen Holderbank und Veltheim ist seit 2008 geschlossen, weil er sanierungsbedürftig ist. Das soll aber nicht so bleiben: Die Gemeinden wollen ihn erneuern und der Bevölkerung wieder zugänglich machen. Da ein solches Projekt aber nicht mit den Zielen der Neuen Regionalpolitik (NRP) konform ist und auch die Region nur teilweise zum NRP-Fördergebiet zählt, mussten die Initianten des Projekts «Neueröffnung Aaresteg Holderbank-Veltheim» nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Um die Finanzierung zu gewährleisten, entschlossen sie sich deshalb, die Bevölkerung direkt einzubinden – via Crowdfunding. Zu diesem Zweck haben der LLS und die Hypothekarbank Lenzburg die Crowdfunding Plattform ideenkicker.ch geschaffen. «Die Plattform bringt Ideengeber und –unterstützer zusammen», sagt Jörg Kyburz, Geschäftsleiter des LLS und einer der Projektinitianten. Aber weshalb nicht eines der bestehenden Angebote wie wemakeit.ch nutzen? «Im Zentrum stehen die Vernetzung und Unterstützung von regionalen Massnahmen und Projekten zur Erhöhung der Standortqualität», sagt Kyburz. Die Wertschöpfung soll in der Region behalten werden.

Das erste, grössere Projekt «Neueröffnung Aaresteg Holderbank-Veltheim», das auf der Plattform lanciert wurde, war ein voller Erfolg. Die angestrebten CHF 20‘000.– wurden bei Weitem übertroffen. «Nach zwei Wochen hatten wir bereits über CHF 32‘000.– zusammen», sagt Kyburz. Solche Projekte seien aber natürlich keine Selbstläufer. «Die Kommunikation ist dabei sehr wichtig», sagt Kyburz. So wurde für das Projekt bei der Bevölkerung aktiv Werbung gemacht und die beteiligten Akteure streuten die Idee in ihren Netzwerken.
Der Rest des Sanierungsbudgets in der Höhe von rund CHF 90‘000.– wird von den beiden Gemeinden sowie diversen Wirtschaftsunternehmen getragen. Als Gegenleistung für die Spenden via Crowdfunding bieten die Initianten den Geldgebern persönliche Einladungen zum Eröffnungsfest oder deren namentliche Nennung auf Namenstafeln, die an der sanierten Brücke angebracht werden. 

Für Jörg Kyburz ist das Crowdfunding allgemein für Regionalentwicklungsprojekte interessant, die nicht auf öffentliche Fördergelder wie bspw. durch die NRP hoffen können. Eine wirkliche Alternative zur NRP sieht er darin aber nicht, vielmehr eine Ergänzung. «Mit Crowdfunding kann ein anderes Segment an Projekten abgedeckt werden», sagt Kyburz. 
Aktuell sind auf ideenkicker.ch noch andere Projekte auf Geldsuche, diese laufen aber nicht so erfolgreich wie das Projekt «Aaresteg». «Der Erfolg dieses Projekts hat den anderen womöglich etwas das Wasser abgegraben», so Kyburz. Er ist aber zuversichtlich, dass in Zukunft weitere Projekte erfolgreich umgesetzt werden können, die einen Mehrwert für die Region bringen. Die Arbeiten zum neuen Aaresteg beginnen auf jeden Fall Anfang nächsten Jahres, im Herbst 2017 soll er dann eröffnet werden.

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