Die Plattform für Regionalentwicklung in der Schweiz

Gespeichert von admin am Di., 16.01.2024 - 02:52
 

Nachhaltigkeit in der Regionalentwicklung

In diesem Dossier finden Sie Hintergrundinformationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Schweiz und zur Bedeutung für die Regionalentwicklung, insbesondere für die Neue Regionalpolitik (NRP). Als Projektträgerin oder Projektträger der Regionalentwicklung finden Sie praktische Hilfestellungen, um Ihr Vorhaben nachhaltig zu gestalten.

Anregungen zu diesem Dossier können Sie gerne an Thomas Probst melden.

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Agenda 

Agenda-Kollektion: ID 7
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Nachhaltigkeitsstrategie der Schweiz

Gespeichert von admin am Di., 16.01.2024 - 03:03

Nachhaltigkeitsstrategie der Schweiz

Einleitung

Die nachhaltige Entwicklung und deren Förderung durch den Bund ist ein Verfassungsauftrag. Die Schweiz orientiert sich hierbei an der Definition der UNO. Laut dieser ist eine Entwicklung dann nachhaltig, wenn sie gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne dabei die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen. Damit Nachhaltigkeit erreicht werden kann, sind die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die gesellschaftliche Solidarität sowie die ökologische Verantwortung in allen Bundespolitiken zu berücksichtigen. Für diese drei Dimensionen gilt seit 2016 der globale Referenzrahmen für Nachhaltigkeit der «Agenda 2030» mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen.

Der Begriff der «Nachhaltigkeit» geht auf den Deutschen Hans Carl von Carlowitz zurück. Er erwähnte ihn erstmals in seinem 1713 publizierten forstwirtschaftlichen Werk «Sylvicultura oeconomica», in dem er dafür plädierte, nur so viel Holz zu schlagen, wie nachwachsen kann. «Nachhaltigkeit» ist der Zustand, der angestrebt wird. Der Weg zu diesem Ziel wird heute «nachhaltige Entwicklung» genannt.

In der Bundesverfassung der Schweiz von 1999 ist die nachhaltige Entwicklung mehrfach verankert. In Artikel 2 wird betont, dass die Schweizerische Eidgenossenschaft eine nachhaltige Entwicklung verfolgt. Gemäss Artikel 73 haben Bund und Kantone den Auftrag, «ein auf die Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen anderseits» anzustreben.

Der globale Referenzrahmen für Nachhaltigkeit: die «Agenda 2030» der UNO

Gemäss Definition der UNO ist eine Entwicklung dann nachhaltig, wenn sie gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne dabei die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen. Die nachhaltige Entwicklung beinhaltet die Zieldimensionen «wirtschaftliche Leistungsfähigkeit»«gesellschaftliche Solidarität» und «ökologische Verantwortung». Damit Nachhaltigkeit bis 2030 erreicht werden kann, gilt seit 2016 der globale Referenzrahmen für Nachhaltigkeit der «Agenda 2030» mit ihren 17 «Sustainable Development Goals (SDGs)». Auch die Schweiz hat sich dazu bekannt. Je nach Land ist der Handlungsbedarf unterschiedlich. In der Schweiz stehen insbesondere Anstrengungen für verantwortungsvolle Produktion und Konsum (SDG 12), für weniger Ungleichheiten (SDG 10), für mehr Klimaschutz (SDG 13) und für den Erhalt der Biodiversität (SDG 15) im Vordergrund.

 

Implementierung in der Schweiz

Seit 1997 legt der Bundesrat seine Ziele für die nachhaltige Entwicklung der Schweiz in seiner Strategie Nachhaltige Entwicklung (SNE) fest. Die Strategie ist das Hauptinstrument zur Umsetzung der Agenda 2030 in der Schweiz. Für die Koordination und die Steuerung der Umsetzung der SNE ist das Direktionskomitee Agenda 2030 verantwortlich. Eine der zentralen Leitlinien der Strategie besagt, dass die drei Zieldimensionen der nachhaltigen Entwicklung «wirtschaftliche Leistungsfähigkeit», «gesellschaftliche Solidarität» und «ökologische Verantwortung» ausgewogen und in integrierter Weise berücksichtigt werden sollen. Die einzelnen Sektoralpolitiken des Bundes orientieren sich danach und geben einen Rahmen für die Entwicklung der Schweiz in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit vor (Politikkohärenz). Relevante Sektoralpolitiken und Strategien werden hier nach ihrem Schwerpunkt kurz beschrieben:

  • A - Dimension «wirtschaftliche Leistungsfähigkeit»

    Die Regionalpolitik verfolgt ähnliche Ziele wie die Wirtschaftsförderung, denn sie soll die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Regionen stärken und deren Wertschöpfung erhöhen und so zur Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen beitragen. Angestrebt werden eine angemessene Entlohnung der Erwerbstätigen, die persön­liche Entfaltung sowie menschenwürdige und gleichbe­rechtigte Arbeitsbedingungen. Als implizite Ziele gelten die dezentrale Besiedlung des Landes und der Abbau regionaler Disparitäten. Dazu hilft ein faires Besteuerungsmodell. Die ökologischen Belastbar­keitsgrenzen werden nicht überschritten.

    Beispiele von sektoralen Bundespolitiken bzw. Strategien:

    • Die Wirtschaftspolitik verfolgt und kommentiert die nationale und internationale wirtschaftliche Entwicklung, identifiziert wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf und analysiert die gesamtwirtschaftlich relevante Gesetzgebung des Bundes.
    • Das Portal Grüne Wirtschaft des Bundes zeigt die Vielfalt an Geschäftsmodellen, Aktivitäten und Initiativen, um den Druck der Schweiz auf die Umwelt zu senken unter gleichzeitiger Erhaltung oder Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Das Portal macht sichtbar, mit welchen Ideen und Konzepten Unternehmen schon heute und oft freiwillig natürliche Ressourcen schonen und damit Gewinn erwirtschaften oder sich neue Märkte erschliessen; es zeigt aber auch, welche Befürchtungen der Wirtschaft vorhanden sind. Grundlage einer grünen Wirtschaft sind geschlossene Kreisläufe. Mehr dazu erfahren Sie in der regiosuisse-Praxis-Toolbox zur Förderung der Kreislaufwirtschaft;
    • Mit der Energiestrategie 2050 soll der Energieverbrauch gesenkt werden, die Energieeffizienz erhöht und die erneuerbaren Energien gefördert werden. Die Schweiz kann so ihre Abhängigkeit von importierten fossilen Energien reduzieren und die einheimischen erneuerbaren Energien stärken. Das schafft Arbeitsplätze und Investitionen in der Schweiz. Es werden keine neuen Kernkraftwerke gebaut. Interessant für die Regionalentwicklung sind das Gebäudeprogramm oder die wettbewerblichen Ausschreibungen im Bereich Stromeffizienz (ProKilowatt). Dadurch werden auch Effizienzmassnahmen in der Elektrizitätsproduktion und -verteilung unterstützt (inkl. Förderung von Stromproduktion aus nicht anders verwertbarer Abwärme). Mit dem neuen Energiegesetz sind die Rückbaukosten für einen Ersatzneubau abzugsfähig. So sollen energetisch sinnvollere Gesamtsanierungen gefördert werden. Und wenn Behörden oder Gerichte im Rahmen einer Interessenabwägung zwischen den Interessen von Natur- und Landschaftsschutz und dem Interesse der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien entscheiden müssen, geniessen nun beide Anliegen den Status eines nationalen Interesses. Sie sollen also gleichwertig gegeneinander abgewogen werden;
    • Alle Szenarien des Bundes zeigen, dass aufgrund des Wachstums von Bevölkerung und Wirtschaft bis 2040 auch der Verkehr stark zunehmen wird. Um die damit verbundenen Herausforderungen vorausschauend und ämterübergreifend anzugehen, hat das UVEK ein Strategiepapier zur Zukunft der Mobilität erarbeitet. Es dient als Orientierungsrahmen;
    • Die Strategie Digitale Schweiz definiert neun Aktionsfelder mit jeweils konkreten Zielen. Die Aktionsfelder decken eine Bandbreite von Themen ab, in denen die Digitalisierung eine wichtige Rolle für die Schweiz spielt;
    • Die Agrarpolitik 2022+ des Bundes zielt darauf ab, die Wertschöpfung der Land- und Ernährungswirtschaft am Markt zu steigern, die betriebliche Effizienz zu erhöhen, die Versorgungssicherheit zu stärken und die Umweltbelastung sowie den Verbrauch von nicht erneuerbaren Ressourcen weiter zu reduzieren;
    • Die Tourismusstrategie des Bundes will die Nachhaltigkeit im Schweizer Tourismus etablieren, indem Dialog, Koordination und Wissenstransfer intensiviert werden und die Messbarkeit verbessert wird;
    • Die nachhaltige Nutzung der Wasserresourcen wird über verschiedene Gesetze und Verordnungen der Wasserwirtschaft gewährleistet;
    • Mit der Waldpolitik 2020 schafft der Bund günstige Rahmenbedingungen, damit der Wald seine vielfältigen Funktionen für Gesellschaft, Wirtschaft, Ökologie und Klima erfüllen kann. Er legt damit die Grundlagen für eine nachhaltige, effiziente und innovative Waldbewirtschaftung.
  • B - Dimension «gesellschaftliche Solidarität»

    Zu einer starken Wirtschaft gehören solide Sozialpartnerschaften und -werke und gut funktionierende Bildungs- und Gesundheitswesen. Dazu gehört eine hohe gesellschaftliche Kohäsion zwischen Individuen, Generationen, Gemeinden oder Regionen oder die Chancengleichheit. Die NRP trägt zur dezentralen Besiedlung des Landes und zum Erhalt des regionalen kulturellen Erbes bei.

    • Bund und Kantone sorgen beide gemeinsam im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit des Bildungsraumes Schweiz;
    • Mit der gesundheitspolitischen Strategie 2020–2030 will der Bundesrat das System weiter verbessern, damit alle Menschen in der Schweiz auch zukünftig von einem guten und bezahlbaren Gesundheitssystem profitieren. Gesundheit2030 gibt den gesundheitspolitischen Handlungsrahmen vor, an dem sich alle Akteure im Gesundheitswesen orientieren können;
    • Die Sicherheits- und Aussenpolitik setzen sich für Sicherheit und Frieden ein;  
    • Zusammenhalt und kulturelle Vielfalt in der Schweiz zu stärken und gleichzeitig der Bevölkerung den Zugang zur Kultur zu erleichtern, gehört zu den Kernzielen der bundesrätlichen Kulturpolitik;
    • Mit der Strategie Baukultur setzt sich der Bund für eine nachhaltige Förderung einer hohen Baukultur ein.
  • C - Dimension «ökologische Verantwortung»

    Um die Ökosystemdienstleistungen, d.h. die Grundlagen für die Entfaltung der Gesellschaft und der Wirtschaft aufrechtzuerhalten, sind Massnahmen zum Schutz des Bodens, des Wassers, des Klimas, der Biodiversität oder der Landschaft notwendig:

    • das Raumkonzept Schweiz stellt eine gemeinsame Strategie für eine nachhaltige Raumentwicklung vor, welche das partnerschaftliche Denken und Planen in Handlungsräumen in den Vordergrund stellt;
    • das Klimaziel 2050, das der Bundesrat am 28.08.2019 beschlossen hat und bis 2050 eine Absenkung der Treibhausgasemissionen der Schweiz auf Netto-Null vorsieht;
    • die Strategie des Bundesrates zur Anpassung an den Klimawandel, die die Ziele verfolgt, die Chancen des Klimawandels zu nutzen, die Risiken zu minimieren, Bevölkerung, Sachwerte und natürliche Lebensgrundlagen zu schützen und die Anpassungsfähigkeit bzw. Resilienz von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu steigern;
    • die neue Bodenstrategie Schweiz, die im Mai 2020 verabschiedet worden ist. Es wird angestrebt, dass in der Schweiz ab 2050 netto kein Boden mehr verbraucht wird. Überbauen von Boden ist weiterhin möglich. Gehen dabei aber Bodenfunktionen verloren, müssen diese an einem anderen Ort durch Bodenaufwertung kompensiert werden;
    • die Strategie Biodiversität Schweiz und ihr Aktionsplan. Als Oberziel strebt sie eine reichhaltige und gegenüber Veränderungen reaktionsfähige Biodiversität sowie die langfristige Erhaltung der Biodiversität und ihrer Ökosystemleistungen an;
    • das neue Landschaftskonzept Schweiz vom 27.05.2020 legt als Planungsinstrument des Bundes den Rahmen für die kohärente, qualitätsorientierte Entwicklung der Landschaft als Wohn-, Arbeits-, Erholungs-, Bewegungs-, Kultur- und Wirtschaftsraum sowie als räumliche Basis für die Biodiversität fest. «Die Schönheit und Vielfalt der Schweizer Landschaften mit ihren regionalen natürlichen und kulturellen Eigenarten bieten heutigen und künftigen Generationen eine hohe Lebens- und Standortqualität.» (S. 20)

Die geltende Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 legt drei Schwerpunktthemen (Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion; Klima, Energie und Biodiversität; Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt) fest. Es sind jene Bereiche, in denen für die Schweiz innen- und aussenpolitisch der grösste Handlungs- und Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Politikbereichen besteht.

 

 

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Nachhaltigkeit in der NRP

Gespeichert von admin am Di., 16.01.2024 - 03:15

Nachhaltigkeit in der Neuen Regionalpolitik (NRP)

Einleitung

Als nachhaltig und langfristig orientierte Politik strebt die Regionalpolitik des Bundes Förderinstrumente an, die einen effizienten Einsatz der wirtschaftlichen, sozialen und natürlichen Ressourcen fördern. Das Ziel ist es, die regionale Wertschöpfung, unter Berücksichtigung der Prinzipien für eine nachhaltige Entwicklung, zu erhöhen.

Mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) unterstützen Bund und Kantone das Berggebiet, den weiteren ländlichen Raum und die Grenzregionen in ihrer regionalwirtschaftlichen Entwicklung. Die wirtschaftliche Dimension steht dabei im Vordergrund. Gleichzeitig ist die NRP der Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt verpflichtet. 

Nachhaltige Entwicklung in der NRP: Konzept für die Umsetzungsperiode ab 2024

In der Strategie Nachhaltige Entwicklung Schweiz 2030 legt der Bundesrat die Leitlinien der Schweizer Nachhaltigkeitspolitik fest und verankert die nachhaltige Entwicklung als wichtige Anforderung für alle Politikbereiche. Für die Neue Regionalpolitik hat das SECO in Abstimmung mit den kantonalen NRP-Fachstellen das Konzept «Nachhaltige Entwicklung in der NRP» erstellt. Das Konzept setzt auf eine chancenorientierte Sicht: Die Potenziale der nachhaltigen Entwicklung sollen in den Zielgebieten der NRP erkannt und konsequent genutzt werden. Gleichzeitig sollen die Risiken reduziert werden. Als zentrale Hebel dienen Wissensaufbau, die Vermittlung von Kompetenzen und Anreize. Den Kern des Konzepts bilden neun konkrete Nachhaltigkeitsziele mit Indikatoren und Zielwerten. Die Kantone setzen das Konzept in den neuen Umsetzprogrammen für die Förderperiode 2024-2027 um.

Die NRP geht von einem integrierten Nachhaltigkeitsverständnis aus: eine erfolgreiche Wirtschaft, eine funktionierende Gesellschaft und intakte natürliche Ressourcen bedingen sich gegenseitig. Das Modell des Stockholm Resilience Centre veranschaulicht dieses Verständnis und schafft den Bezug zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 der UNO: 

Stockholm Resilience Center Wedding cake

Nachhaltige Projektbeispiele der NRP

Projektkollektion: ID 1

Beispiele klimakompatibler Wertschöpfung durch die Neue Regionalpolitik


> Sie finden weitere Projektbeispiele zu verschiedenen Themenbereichen in der Projektdatenbank von regiosuisse

> Die Toolbox Agenda 2030 zeigt anhand einer Sammlung von Massnahmen und Beispielen, wie Kantone und Gemeinden die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die 17 Nachhaltigkeitsziele umsetzen. 

 

 

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Messen und beurteilen

Gespeichert von admin am Di., 16.01.2024 - 03:24

Nachhaltigkeit messen und beurteilen

Einleitung

Daten sind notwendig, damit die Fortschritte in der nachhaltigen Entwicklung gemessen werden können. Seit 2003 verfügt die Schweiz über ein System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET). Auch von der Neuen Regionalpolitik (NRP) erwarten Bevölkerung und Politik, dass die finanziellen Mittel wirkungsvoll und zum Vorteil der nächsten Generationen investiert werden. Das Befolgen der Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung ist für die NRP eine Selbstverständlichkeit. Bei der Gewährleistung und Förderung der Nachhaltigkeit der Projekte in Kantonen und Gemeinden kann auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden. Zentral hierbei ist, dass Nachhaltigkeit als Verbesserungskultur und nicht als administrative Hürde verstanden wird.

Nachhaltigkeit messen

Den derzeitigen globalen Referenzrahmen für Nachhaltigkeit bildet die «Agenda 2030» mit ihren 17 «Sustainable Development Goals (SDGs)». Doch wo stehen wir auf diesem Weg? Sind wir auf Kurs? Antworten dazu bietet in der Schweiz das «System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET)». Die Darstellungen von MONET zeigen anschaulich Lücken bzw. Handlungsbedarf auf. In der Schweiz braucht es insbesondere Anstrengungen für verantwortungsvolle Produktion und Konsum (SDG 12), für weniger Ungleichheiten (SDG 10), für mehr Klimaschutz (SDG 13) und für den Erhalt der Biodiversität (SDG 15).

  • MONET: Das System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung und zur Umsetzung der Agenda 2030 der UNO in der Schweiz

    Seit 2003 verfügt die Schweiz über ein System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET). Das Indikatorensystem MONET stellt fest, wo sich die Schweiz auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung befindet. MONET berichtet über die Fortschritte bei der Umsetzung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (SDGs) und der im schweizerischen Kontext angepassten Unterziele. Das auf die Schweiz erweiterte System beinhaltet gesamt 23 Schlüsselindikatoren, welche die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft repräsentieren und auf dem Statistikportal des BFS zur Verfügung stehen.

    www.monet2030.admin.ch

    Aktuelle Auswertung der 23 Schlüsselindikatoren für das Monitoring der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 in der Schweiz

Nachhaltigkeit beurteilen

Wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit von NRP-Programmen und -Projekten zu beurteilen, sind Bund, Kantone und Projektträger gefragt. Bereits in der Formulierung der vierjährigen NRP-Umsetzungsprogramme der Kantone erwartet der Bund Angaben zur Nachhaltigkeit. Es geht darum, Zielkonflikte offen zu legen, sodass frühzeitig nach Optimierungsmöglichkeiten gesucht werden kann. In der Beurteilung der Nachhaltigkeit ist aufzuzeigen, in welchen Bereichen sich wesentliche Zielkonflikte ergeben (können) und wie diesen im Rahmen der Umsetzung begegnet wird (z.B. mit alternativen, flankierenden Massnahmen). Es ist zu zeigen, auf welche Weise stark negative Wirkungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit verhindert werden können. Nach der Umsetzung der Programme wird vom Bund ein Schlussbericht gefordert, der eine Beurteilung der Nachhaltigkeit beinhaltet. Es handelt sich in der Regel, wie in der Formulierung des Umsetzungsprogrammes, um qualitative Beurteilungen. Der Einbezug der kantonalen Fachstellen für Nachhaltigkeit wird empfohlen. Auch einzelne über die NRP geförderte Projekte müssen den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Die Kantone können in der Auswahl und in der Begleitung der Projekte Akzente setzen. Letztlich unerlässlich sind zudem die Überzeugung und das Engagement der Projektträger, sich für eine nachhaltige Entwicklung ihrer Region engagieren zu wollen.

Für die Anwendung in der Praxis, von der Konkretisierung einer Projektidee bis zur Umsetzung, eignet sich eine «Nachhaltigkeitsbeurteilung», die eine ausgewogene Berücksichtigung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen von Vorhaben und Projekten anstrebt. Dieses Instrument ermöglicht es einerseits, gefällte Entscheide transparent darzustellen und zu begründen. Andererseits legt eine Nachhaltigkeitsbeurteilung als Optimierungsinstrument mögliche Zielkonflikte eines Vorhabens frühzeitig offen und zeigt Anpassungs- und Verbesserungsbedarf auf.

  • Checkliste für die Ersteinschätzung der Nachhaltigkeit eines Projektes

    Checkliste für eine Ersteinschätzung der Nachhaltigkeit eines Projektes (in Anlehnung an die «Boussole 21» des Kantons Waadt). Sie kann bereits vor der Konkretisierung einer Projektidee hinzugezogen werden:

    Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ökologische Verantwortung Gesellschaftliche Solidarität
    • Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und Verteilung des Wohlstandes
    • Verbesserung der Arbeitsbedingungen
    • Schaffung neuer Arbeitsplätze für die regionale Bevölkerung
    • Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft
    • Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovation
    • Erhöhung der Bekanntheit einer Region bzw. der Anziehungskraft für BesucherInnen
    • Schonung der öffentlichen Finanzen
    • Bezug zu vorhandenen Bedürfnissen bzw. Angemessenheit des Angebotes
    • Schutz der biologischen Vielfalt und des Naturraumes
    • Schutz oder Verbesserung des Tierwohls
    • Förderung von CO2-armen und regionalen Energiequellen (Beitrag zum Klimaschutz)
    • Senkung des Verkehrs bzw. der Transportwege und Förderung des Langsamverkehrs, des ÖV, der Elektromobilität (Beitrag zum Lärm- und Klimaschutz)
    • Vermeidung bzw. Ersatz der Nutzung von gesundheits-, tier- oder umweltschädlichen Stoffen
    • Förderung der Kreislaufwirtschaft
    • Schonung oder Verbesserung der Wasser-, Luft- und Bodenqualität
    • Minimierung des Bodenverschleisses
    • Schonung oder Aufwertung der Landschaft
    • Minimierung der Lichtverschmutzung
    • Vermeidung von Lärm
    • Förderung der Lebensqualität, Gesundheit und Vorsorge
    • Stärkung der Ausbildung, der kulturellen und sportlichen Aktivitäten
    • Stärkung der sozialen Kohäsion
    • Keine Erhöhung des Naturgefahrenrisikos
    • Schonung oder Aufwertung des öffentlichen und des Lebensraumes
    • Stärkung der Chancengleichheit, der Gleichstellung von Mann und Frau und der Sicherheit
    • Förderung der Beteiligung aller Akteure, der Bevölkerung und der Projektakzeptanz
  • Tools für die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in Projekten

    Das SECO empfiehlt bewährte und anerkannte Optimierungs- und Beurteilungsmethoden, wie die vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) entwickelte Nachhaltigkeitsbeurteilung, den Berner Nachhaltigkeitskompass und die waadtländische Boussole 21. Die Boussole 21 ist ein pragmatisches Online-Tool, das kostenlos und in drei Landessprachen verfügbar ist. Die Plattform Nachhaltigkeitsbeurteilung hat zum Ziel, diese Methode durch Informationen, Hilfestellungen und die Förderung des Austauschs unter den Anwender/-innen zu stärken. Für Unternehmen und Organisationen der Tourismusbranche hat Schweiz Tourismus das ambitionierte Nachhaltigkeitsprogramm «Swisstainable» mit dem «Nachhaltigkeitscheck» (übersichtliche Tabelle steht zum Download bereit) lanciert.

    Beispiel der graphischen Darstellung einer Nachhaltigkeitsbeurteilung mit dem Tool «Boussole 21». So lassen sich rasch Schwachpunkte eines Projektes ausmachen, als Grundlage für Optimierungen:

    Boussole 21

    Der Berner Nachhaltigkeitskompass eignet sich, wenn eine ausführlichere Analyse benötigt wird:

    Berner Nachhaltigkeitskompass

Beispiele für Nachhaltigkeitsbeurteilungen

Teaser-Bild: Boussole 21 des Kantons Waadt.

 

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Klima und Energie

Gespeichert von admin am Di., 16.01.2024 - 03:38

Klima und Energie in der Regionalentwicklung

Einleitung

Der Klimawandel hat grosse Auswirkungen auf die Regionen. Das Wetter wird extremer, die Gletscher ziehen sich zurück, die Landschaft verändert sich. Sich frühzeitig mit den Chancen und Risiken des Klimawandels auseinanderzusetzen macht die Regionen resilienter gegenüber künftigen Veränderungen. Um den Klimawandel in Grenzen zu halten ist der Klimaschutz prioritär. Dadurch besteht auch die Chance, die Energieversorgung vom Ausland unabhängig zu machen. Wir fassen hier den Stand des Wissens zusammen und skizzieren wie und mit welchen Mitteln die Regionen aktiv werden können.

Betroffenheit der Regionen und Anpassung an den Klimawandel

Um die Lebensqualität der Siedlungen zu erhalten oder zu erhöhen, ist die Entwicklung des künftigen Klimas zu berücksichtigen. So soll sich beispielsweise in Siedlungen die Anzahl Hitzetage bis 2060 verdoppeln, ohne Klimaschutz bis 2085 gar verdreifachen. Im Mittelland wird der Kühlenergiebedarf stark steigen, wie eine von der Empa publizierten Studie zeigt. Immer mehr muss auf die Verminderung der Erhitzung der Gebäude im Sommer Rücksicht genommen werden, anstatt nur auf die Optimierung von Wärmeverlusten im Winter, um die Erhöhung des Energiebedarfs zu minimieren. Die Raumplanung zielt im bebauten Bereich vermehrt auf eine Freihaltung von Korridoren ab, um die natürliche Kühlung nachts aufrechtzuerhalten. Auch Grün-, Wasser- und unversiegelte Flächen («Schwammstadt-Konzept») sollen erhalten und gefördert werden. Die Architekturbüros und Bauunternehmen können auf klimaangepasste Baumaterialien wie Holz zurückgreifen (siehe z.B. das Projekt «Baumaterialien für Städte im Klimawandel» im Rahmen des Pilotprogrammes Anpassung an den Klimawandel des Bundes) sowie die Gebäude und ihre Umgebung begrünen. Wo auf Strassenbeläge nicht verzichtet werden kann, können dank «kühlen» Strassenbelägen Wärmeinseln und Lärm vermindert werden.

In den Berggebieten ändern sich die Naturgefahren (z.B. infolge der Permafrost-Schmelze oder der Schwächung der Schutzwälder), der Wasserhaushalt oder die Schneedecke. Mittelfristig werden nur noch die höchsten Skigebiete überlebensfähig sein. Die Destinationen können frühzeitig schneeunabhängige Angebote entwickeln.

Das Klima schützen mit vorhandenen und neuen Technologien

Aus Aktivitäten zur Reduktion der Treibhausgasemissionen können Innovationen, neue Geschäftsfelder und Arbeitsplätze entstehen. Die Schweizer Wirtschaft kann auch mit dem Netto-Null-Ziel weiter wachsen (Studie des Bundes von 2022). Indem frühzeitig auf klimafreundliche Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle gesetzt wird, können Fehlinvestitionen in überholte Technologien, sogenannte Lock-ins, vermieden werden. Für die Bereiche mit den höchsten Anteilen an Treibhausgasemissionen (z.B. Verkehr: 33%, Gebäude: 24% (Stand 2014)) liessen sich die Emissionen mit bestehenden Technologien wie Erdwärme, Solarenergie und E-Mobilität praktisch auf null reduzieren. Gebäude sind bereits sogar in der Lage, mehr Energie zu produzieren als sie benötigen (Beispiel: erstes Plusenergiequartier in Worblaufen BE). Schwieriger zu verringern sind die Emissionen aus der Landwirtschaft und der Abfallverbrennung. Um Netto-Null zu erreichen, sind hier CO2-Abscheidungen direkt an Industrieanlagen und Speicherung (CCS) und sogenannte Negativemissionstechnologien (NET) notwendig. Die Forschung arbeitet daran.

Klimawandel und Klimapolitik in der Schweiz

Der Klimawandel setzt sich unaufhaltsam fort. Seit der vorindustriellen Periode 1871–1900 hat sich das Klima weltweit um 1°C, in der Schweiz um 2°C erwärmt (MeteoSchweiz). Die Erwärmung hat viele Folgen. Die globale Luftzirkulation in der Atmosphäre verändert sich. Die Schweizer Sommer werden wärmer und trockener, die Hitzewellen häufiger und stärker. Dafür werden die anderen Jahreszeiten etwas feuchter, Stark- und langanhaltende Niederschläge nehmen zu. Die Schneegrenze steigt und die Gletscher ziehen sich zurück. Diese Entwicklungen werden sich fortsetzen, wie die Klimaszenarien für die Schweiz CH2018 bestätigt haben. Ohne Klimaschutz werden bis 2100 die Gletscher der Schweiz grösstenteils verschwunden sein.

 

Animation: Die ETH hat berechnet, inwiefern sich der grösste Gletscher der Alpen, der Aletschgletscher, bis 2100 zurückziehen wird. Zwischen 1850 und 2020 haben die Gletscher der Schweiz bereits 60% ihres Volumens verloren. Rund ein Drittel des heutigen Volumens liesse sich durch einen konsequenten Klimaschutz retten (links). Ohne globale Klimaschutzmassnahmen verschwindet der Aletschgletscher bis Ende des Jahrhunderts praktisch vollständig (rechts).

Die Schweiz orientiert sich in ihrer Klimapolitik am globalen Übereinkommen von Paris von 2015. Die globale Erwärmung soll deutlich unter 2°C gegenüber vorindustriellen Temperaturen begrenzt werden, um unumkehrbare Folgen abzuwenden. Einige Studien zeigen, dass das Bruttoinlandsprodukt der Welt, aber auch der Schweiz, mehr oder weniger sinken könnte, je nach Erwärmungsgrad. Die Schweiz hat ihr Klimaziel angepasst und strebt die Klimaneutralität bis 2050 an («Netto-Null»). Mit der Zeit steigen der Handlungsdruck und die Bedeutung der im Vergleich zum Klimaschutz teureren Anpassung, um den unvermeidlichen Auswirkungen des Klimawandels proaktiv zu begegnen. Zudem greifen Reduktionen der Treibhausgasemissionen erst 20 bis 30 Jahre später.

Der aktualisierte Aktionsplan des Bundesrates zur Anpassung an den Klimawandel hat die entsprechenden Massnahmen des Bundes für 2020-2025 definiert. Viele Kantone haben bereits Klimastrategien verfasst (siehe z.B. die Liste der kantonalen Anpassungsstrategien des Bundesamtes für Umwelt BAFU) und orientieren sich an die Strategien des Bundes (z.B. «Netto-Null»). Erst wenige Regionen oder Gemeinden haben Klimastrategien erarbeitet.

 

Wie eine Region das Klima schützt und sich an den Klimawandel anpasst

  • Klimastrategie erstellen

    Eine Region kann eine Klimastrategie erarbeiten. Um Synergiepotentiale zu nutzen empfiehlt es sich, Klimaschutz, Energie und Anpassung an den Klimawandel zu thematisieren. Dazu dienen verschiedene Hilfsmittel wie der Wegweiser Klimastrategie und die Klimaberatung vom Bund und das Online-Tool Klimaanpassung vom BAFU.

    Beispiele für regionale Klimastrategien:

  • Energie-Region werden

    Mit dem Programm Energie-Region fördert das Bundesamt für Energie im Rahmen von EnergieSchweiz interkommunale Aktivitäten im Sinne der Energiestrategie 2050. Es begleitet die Akteure bei der Planung und Durchführung der Projekte. Daneben stellt die Projektförderung Energie-Region ebenfalls attraktive Fördergelder zur Verfügung. Es ist kein Label und es fällt kein Mitgliederbeitrag an. Drei bis 15 Gemeinden können sich einfach zu einer Energie-Region zusammenschliessen. Einige NRP-Regionen oder Naturpärke machen bereits mit. Die Projektförderung wird alle zwei Jahre ausgeschrieben, die «temporären Projekte» jedes Jahr. Unterstützt werden können z.B. eine Klima- und Energiebilanz oder die Energie-Raumplanung bzw. Potentialanalyse Erneuerbare Energien. Falls eine Labelisierung gewünscht ist, kann dies über den Trägerverein Energiestadt erfolgen. Welche Regionen bereits Energie-Regionen sind und ihre Kontakte erfahren Sie auf der Karte der Regionen.

    Mehr Informationen in den Unterlagen des Ateliers «Unterstützungsprogramm Energie-Region» der regiosuisse-Tagung 2022.

  • Weitere Fördermöglichkeiten aus der Regionalentwicklung

    Im Finanzhilfe-Tool finden Sie weitere Fördermöglichkeiten in den Bereichen Energie und Klima. Auch mit der NRP lassen sich gewisse Projekte finanzieren (siehe Präsentation regiosuisse am Erfahrungsaustausch Energie-Regionen 2022). Ab 2024 stärkt die NRP die Nachhaltigkeit in den drei Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Klimaschutz und -anpassung bekommen z.B. mehr Gewicht.

    Kantone und Gemeinden bieten z.T. weitere Unterstützungen. EnergieFranken gibt einen Überblick über Förderungen in der Region.

  • Gute Beispiele

    Projektkollektion: ID 26

Weiterführende Informationen

Foto: SAK 

 

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An

Landschaft

Gespeichert von sfux am Mo., 22.07.2024 - 13:40

Landschaft in der Regionalentwicklung

Landschaftvielfalt – Basis für regionale Entwicklung

Die Schweizer Landschaften machen einen namhaften Teil der Marke «Schweiz» aus. Dazu tragen globale Ikonen wie das Matterhorn, die Jungfrau oder der Vierwaldstättersee ebenso bei wie die ausserordentliche landschaftliche Vielfalt auf engstem Raum. Ob die Genferseeregion, das Maggiatal, das Entlebuch oder St. Gallen, die einzelnen Regionen verfügen über ihre eigene, unverwechselbare Attraktivität – zum Wohnen ebenso wie für die Freizeit und den Tourismus. Die jeweiligen landschaftlichen Qualitäten bieten entsprechend grosse Chancen für eine nachhaltige Regionalentwicklung. Für die regionalen Akteurinnen und Akteure gilt es, diese zu identifiziert und mit Umsicht in Wert zu setzen.

Stimmen zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung

  • Maude Rampazzo

    «Letztlich geht es darum, herauszufinden, was wichtig ist, was man schätzt an seinem Wohnort und seiner nächsten Umgebung.»
    Maude Rampazzo, Pro Senectute Vaud, zum Modellvorhaben «Chateau-d’OEx» (Foto: Pascal Mora, ARE)
  • Daniela Hallauer

    «Das Limmattal ist mehr als das Verkehrsrauschen der Autobahn. Ein bewusstes Wahrnehmen und Erleben der akustischen Umgebung tragen aus unserer Erfahrung aktiv zur Lebensqualität bei.»
    Daniela Hallauer, Regionale 2025, Projektleiterin Modellvorhaben «Ruheorte. Hörorte. Akustische Qualität im Limmattal erleben»
  • Niklaus Zaugg

    «Diese Landschaft ist für mich Arbeits- und Erholungsraum.»
  • Lionel Tudisco

    «Les acteurs de la construction ont une grande responsabilité à l’égard du paysage et de ses valeurs naturelles et culturelles.»
 

Landschaft als Standortfaktor stärken

Am Beispiel Gontenmoos zeigen die Projektverantwortlichen wie es geht. 

 

Kulturelles und natürliches Erbe der Landschaft anerkennen

Am Beispiel Ernen zeigen die Projektverantwortlichen wie es geht.

Kulturelles und natürliches Erbe der Landschaft anerkennen

Am Beispiel Ernen zeigen die Projektverantwortlichen wie es geht.

Berner Landschaften – der Schatz vor deiner Haustür

Der Kanton Bern ist in seiner landschaftlichen Vielfalt einzigartig. Dieser Facettenreichtum bildet einen wahrhaften Land-Schatz. Einen Schatz, den es zu erkennen, bewahren, entwickeln – auf jeden Fall zu wertschätzen gilt.

  

Potenzial der Landschaft für die Regionalentwicklung 

Mit dem neuen Mehrjahresprogramm 2024–2031 verstärkt die Neue Regionalpolitik (NRP) ihre Unterstützung zur Inwertsetzung von Landschaft. Landschaftsqualitäten und regionale Wertschöpfung als sich ergänzende Aspekte zu denken und gemeinsam zu entwickeln, steht im Einklang mit dem Konzept Nachhaltige Entwicklung in der NRP und dem vom Bundesrat 2020 verabschiedeten Landschaftskonzept Schweiz (LKS). So definiert das LKS als eines der 14 Landschaftsqualitätsziele, dass die Landschaft als Standortfaktor zu stärken sei, indem die Natur- und Kulturwerte attraktiv und erlebbar gemacht werden (LKS Ziel 2). Zu diesem Zweck kann die Regionalentwicklung die Vielfalt der Landschaften mit ihren regionstypischen Natur- und Kulturwerten als wichtige Standortqualitäten als Potenzial nutzen (LKS Ziel 8A). Mit einem von fünf Zielen ist die Landschaft auch ein wichtiges Thema der neuen Strategie für die «Agglomerationspolitik und Politik für die ländlichen Räume und Berggebiete». Modellregionen für die Nachhaltige Entwicklung können dank der Pärkepolitik entstehen, ein Instrument, dessen Chancen 19 Regionen bereits genutzt haben. 

So geht landschaftsbezogene Regionalentwicklung

Wie eine auf Landschaftsaspekten basierende Regionalentwicklung gestaltet werden kann, zeigen verschiedene Berichte und Pilotprojekte. Die Studie «Landschaft als Leitthema für eine nachhaltige Regionalpolitik» analysierte 14 Beispiele, mit denen landschaftsbezogene Regionalentwicklung in den verschiedensten Räumen, Dimensionen und Ausprägungen landschaftsbezogene Regionalentwicklung konkretisiert wurde – im ländlichen Raum und in Berggebieten ebenso wie in Städten und Agglomerationen, in der Peripherie und in Zentren, in kleinen Gemeinden genauso wie in grösseren Regionen. Im Fokus stehen in erster Linie die Landschaftsleistungen «Standortattraktivität», «Erholung» und «ästhetischer Genuss» als Fundament für die Inwertsetzung durch den Tourismus. Die landwirtschaftliche Produktion und die Baukultur sind weitere wichtige Elemente der Inwertsetzung von Landschaft, meist verbunden mit Aspekten wie «regionale Produkte», «Esskultur», «Ortsplanung» oder «Digitalisierung». Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema «Landschaft» auf regionaler oder lokaler Ebene bildet die Grundlage für die Inwertsetzung. Sie hilft, einerseits sich bietende Landschaftspotenziale gezielt zu nutzen und anderseits Beiträge zur langfristigen Erhaltung und zur qualitätsbasierten Entwicklung der landschaftlichen Qualitäten zu leisten. Auf diese Weise bietet Landschaft als Handlungsraum der Regionalentwicklung einen Ausweg aus dem sektoriellen Ansatz von «Schutz» und «Nutzung» und einen Ansatz zur Synthese der beiden. 

Unterstützung beim Identifizieren der landschaftlichen Potenziale bietet insbesondere die Impuls-Landschaftsberatung, ein Angebot zur Beratung von Gemeinden durch Landschaftsfachleute. Es wird bis Ende 2024 vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) und danach vom Bund gemeinsam mit den Kantonen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Landschaftsberatung hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der Gemeinden im Bereich Landschaft zu stärken und ihnen zu helfen, die Landschaftsqualitäten in ihren Handlungsbereichen zu erkennen. Finanziert durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) über die NRP können auch Regionalmanagements und Projektträgerschaften die Impuls-Landschaftsberatung in Anspruch nehmen. Wie die Erfahrungen zeigen, helfen die hochqualifizierten Landschaftsberaterinnen und -berater in kurzer Zeit und auf unkomplizierte Weise, Orientierung in Landschaftsfragen zu finden und Potenziale zu erkennen.

Das vom SECO und vom BAFU gemeinsam publizierte Vademecum «Qualitäten und Werte von Landschaften auf der Spur» ordnet die bisherigen Erkenntnisse und Erfahrungen zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung in Form eines praxisorientierten Reiseführers ein. Anhand von sechs Stationen zeichnet er eine Route, wie dieser Weg begangen werden kann, zeigt Methoden auf und vermittelt Tipps und Beispiel aus der Praxis. 

Interaktive Grafik: ID 20 

 

Praktische Erfahrungen mit der Inwertsetzung von Landschaft

Wo überall Projekt zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung bereits realisiert wurden und werden, lässt sich der regiosuisse-Projektdatenbank entnehmen. In illustrativer Weise hat regioS – das Magazin für Regionalentwicklung das Thema aufgegriffen und anhand von Beispielen sowie Stimmen zahlreicher Akteurinnen und Akteure die Chancen und Herausforderungen dargestellt, die sich mit diesem Thema ergeben. 

Im Rahmen von Modellvorhaben nachhaltige Raumentwicklung (MoVo) haben acht Regionen nach unterschiedlichen Wegen gesucht, das Potenzial ihrer Landschaft zu nutzen. Ihre Ausgangslage war unterschiedlich: Städte und Agglomerationen ebenso wie ländliche Gemeinden und abgelegene Orte in Berggebieten. Die Publikation «Den Qualitäten und Werten von Landschaften auf der Spur» fasst die zentralen Erkenntnisse dieser Projekte zusammen. 

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    Regionale Besonderheiten erschliessen: Ob auf dem Land, in den Bergen, der Stadt oder in der Agglomeration: Jede Landschaft hat ihre Eigenarten, Qualitäten und Werte. Manche sind weniger bekannt oder offensichtlich. Sie müssen erkundet und aufgearbeitet werden. Industrie und Infrastruktur gehören genau so dazu wie Maiensässe oder wilde Schluchten. 

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    Kommunikation: Persönliche Geschichten von Menschen schaffen eine Identifikation mit der Landschaft. Klar formulierte Kernbotschaften lösen positive Emotionen aus. 

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    Landschaft betrifft alle: Durch die aktive Beteiligung identifizieren sich die Menschen mit einem Projekt. Damit steigt das Interesse an einem langfristigen Engagement. 

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    Landschaften umfassend erleben: Landschaft lässt sich nicht nur betrachten, sondern deren Qualitäten durch körperliche und sinnliche Erfahrungen ergreifen, riechen, hören und schmecken. Auf Spaziergängen, Wanderungen, Veloexkursionen, Schulausflügen und Workshops im Freien erleben die Menschen die Landschaft hautnah.

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    Landschaften im Wandel: Die grossen Themen unserer Zeit – Klimawandel, Energiewende, Naturkatastrophen, demografischer Wandel, Digitalisierung – widerspiegeln sich in der Landschaft. Sie beeinflussen die Projekte zur Inwertsetzung, bieten aber gleichzeitig auch eine thematische Basis. Regionale Landschaftsvisionen helfen dabei, Wege in eine wünschenswerte Zukunft zu finden.

 

Beispielprojekte aus der Neuen Regionalpolitik und aus den Modellvorhaben

  • Valsot GR: Die Landschaft erwandern 

    Die Gemeinde Valsot im Unterengadin mit 900 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt in einer charakteristischen Landschaft mit artenreichen Trockenwiesen, Heckenlandschaften mit einer vielfaltigen Vogelwelt, Lärchenwäldern und Ackerterrassen. Eine Umfrage zeigte, dass viele Gäste die Landschaft sehr schätzen und geniessen, ihnen aber ein leichter Zugang zur Landschaftsvielfalt und zum Artenreichtum fehlt. Diesen erleichtert nun eine eigens entwickelte App. Sie bietet an über 50 Standorten einfach verständliche Informationen zur Geschichte und Nutzung der Landschaft, zu Ökologie und Kultur. «Natur-Trails», ein weiteres als Abenteuerspiel gestaltetes Angebot, verbindet Umweltbildung mit Spiel und Spass, fördert Bewegung und regt zur Auseinandersetzung mit der Landschaft an. Mittels QR-Codes gelangt man zu verschiedenen Stationen, an denen Aufgaben und multimediale Inhalte zur jeweiligen Umgebung warten. Weitere Trails sollen folgen, die beispielsweise die Themen Klimawandel und Gesundheit aufgreifen. 

  • Langenthal BE: Die Agglomeration als Gartenwelt erleben 

    Die Agglomeration Langenthal liegt inmitten des stark urbanisierten Mittellands, aber ebenso in einer einzigartigen Landschaftsperle, dem «Smaragdgebiet Oberaargau», dem grössten besonders schützenswerten Lebensraum dieser Art in der Schweiz. Das Smaragdgebiet Oberaargau erstreckt sich über 18 Gemeinden, beheimatet 44 europaweit gefährdete Tier- und Pflanzenarten und 24 gefährdete Lebensraumtypen. Im Rahmen des Agglomerationsprogramms 4. Generation entwickelte die Agglomeration das Zukunftsbild einer «Gartenagglo Langenthal». Darauf aufbauend entstand das Konzept der acht «Gartenwelten» mit jeweils charakteristischen Landschaftsformen sowie Natur- und Kulturwerten. Die ringförmige «Landschaftsroute» vernetzt diese Gebiete und führt als Rundwanderroute über 42 Kilometer durch die verschiedenen Gemeinden. Ihr entlang konzentrieren sich landschaftliche Aufwertungsmassnahmen. An ausgewählten Standorten sind begehbare «Landschaftsfenster» geplant, die historische, kulturelle, wirtschaftliche und natürliche Besonderheiten ins Blickfeld rücken.  

  • Sittertobel (SG): Tobelwelt vor der Haustüre 

    Die Flusslandschaft im Sittertobel am Rand der Stadt St. Gallen und der Gemeinde Wittenbach erfreut sich grosser Beliebtheit. Sie erfüllt das wachsende Bedürfnis für kleine Auszeiten in attraktiven Aussenräumen vor der Haustüre. Mit dem Projekt «Tobelwelt Sitter für alle» verhelfen Sensibilisierungs- und Beteiligungsmassnahmen zu mehr Aufmerksamkeit, Wertschatzung und Verantwortung für die Landschaft. Aus dem Dialog von «Landschaftsgestaltern» wie etwa Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer einerseits und Landschaftsnutzenden andererseits entstanden schliesslich drei Naturpfade zu besonderen Landschaftselementen im Siedlungsgebiet und am Siedlungsrand. Eine App erläutert für die verschiedenen Standorte, welche Tiere und Pflanzen hier leben, wie sich ihr Lebensraum im Verlauf der Jahreszeiten verändert und weshalb seine Pflege und Erhaltung wichtig ist. 

  • Château-d’Œx VD: Verbesserte Landschaftserlebnisse für Seniorinnen und Senioren

    Die Kulturlandschaft des Pays-d’Enhaut ist durch die jahrhundertelange landwirtschaftliche Bewirtschaftung geprägt. Einheimische schätzen die Dörfer als Wohn- und Arbeitsortort, Touristinnen und Touristen als gut erreichbares Ziel im Sommer und Winter. Ein Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner von Chateau-d’Œx sind im Pensionsalter. Die bergige Topografie stellt für sie eine Herausforderung dar. Die Gemeinde will den landschaftlichen Reichtum aber für alle erlebbar machen und die Region als Destination für Seniorinnen und Senioren positionieren. Anlässlich von Workshops und auf «Diagnose-Spaziergängen» konnten sich Seniorinnen und Senioren dazu äussern, was ihnen an der Landschaft besonders am Herzen liegt und was ihnen den Zugang und das Erlebnis erschwert. Die Gemeinde realisierte schliesslich Massnahmen wie optimierte Trottoirs, Handläufe und vor allem neue Sitzbänke, die das Landschaftserlebnis verbessern. Dazu tragen auch weitere Angebote bei, wie halbstündige Minispaziergänge, leichte Wanderungen in Gruppen oder das Autostoppnetz «J’te pouce» zur Verbesserung der Mobilität.  

  • Toggenburg (SG): Lernen beim Wandern

    Die Wolzenalp im Toggenburg SG ist eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung mit ausgedehnten Hoch- und Flachmooren, ein Landschaftsmosaik aus Moor, Magerwiesen, bewirtschafteten Flächen und Wäldern. Seit Frühling 2024 führt der 7 km lange Klimaerlebnisweg Toggenburg durch diese attraktive Landschaft. Begleitet vom Dreizehenspecht «Woody» gelangen Wandernde von der Wolzenalp ins Ijental nach Nesslau SG. Sie erfahren dabei Wissenswertes über erneuerbare Energien, Klima, Ökologie und Natur. Der Wegführung liegt ein vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei genehmigtes Besucherlenkungskonzept zugrunde, das auf die sensiblen Lebensräume und auf die Landschaft von nationaler Bedeutung abgestimmt ist. Die Idee für einen Themenweg rund um erlebbare Energie hatte eine Projektgruppe bereits vor 10 Jahren lanciert. Die Vereine Nesslau Tourismus und energietal toggenburg übernahmen die inhaltliche und bauliche Ausgestaltung. Verschiedene regionale Unternehmen engagierten sich fachlich oder finanziell an der Realisierung. Der Weg, so rechnen die Initianten, soll jährlich bis zu 20 000 Gäste anziehen. 

 

Projektidee?

Haben Sie eine Projektidee, die Sie realisieren möchten? Finden Sie mit Hilfe der Karte der Regionen, ihre Region und die zuständigen Stellen!
 

 

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