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Was bedeutet Resilienz in der Regionalentwicklung?

Der Begriff «Resilienz» hat in Krisenzeiten Hochkonjunktur: sei es während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, beim Euro-Franken-Schock 2015, im Kontext der «Klimakrise» oder während der Coronakrise. Doch was ist mit Resilienz gemeint? Der Begriff kommt vom Lateinischen resilire (zurückspringen, abprallen) und bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, nach Störungen in den ursprünglichen (stabilen) Zustand zurückzukehren. Man spricht in der Ökonomie, Ökologie, Psychologie oder Organisationsentwicklung von Resilienz und beschreibt damit allgemein ausgedrückt die Widerstandsfähigkeit gegenüber einschneidenden, schockartigen Ereignissen. Zugrunde liegt die Auffassung, dass ein System seine Strukturen und Funktionen durch laufende Anpassung an veränderliche Umweltfaktoren besser erhalten kann.

Was macht eine «resiliente Region» aus?

In der Regionalentwicklung kommt das Konzept der Resilienz erst in wenigen Fällen zur Anwendung. Eine österreichische Studie der ÖAR Regionalberatung (Lukesch et al. 2010) kam bereits vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 zu dem Ergebnis, dass resiliente Regionen in Krisen drei verschiedene Entwicklungspfade zeigen. Diese lassen sich mit messbaren sozialen, ökologischen und ökonomischen Indikatoren nachzeichnen (z.B. Bevölkerungsentwicklung, Lebenszufriedenheit, Kulturausgaben, Umweltqualität, Risikoexposition, Wertschöpfung, Durchmischung Betriebe, Neugründungen etc.):

  1. keine negativen Veränderungen;
  2. negative Veränderungen werden nach kurzer Zeit wieder ausgeglichen;
  3. negative Veränderungen werden nach kurzer Zeit überkompensiert.

Verlaufsformen Resilienz

(Quelle: Lukesch et al. 2010)

Der zweite Fall wird gern mit dem Bild des Stehaufmännchens veranschaulicht. Der dritte Pfad geht darüber hinaus: die Region geht gestärkt aus der Krise hervor.

Zentral für die Entwicklung resilienter Regionen sind gemäss der Untersuchung der ÖAR Regionalberatung bewusste Steuerungs-, Gestaltungs- und Ausgleichsprozesse, die das Grundprinzip der nachhaltigen Entwicklung gezielt mit wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Diversifizierung, Lernen und Anpassung, Zukunftsorientierung, Innovation und Fehlerkultur verbinden. In der Schweiz hat das Thema der Resilienz bisher noch kaum Eingang in die Praxis der Regionalentwicklung gefunden. Die Erfahrungen im Zuge der Coronakrise geben dem Konzept jedoch neuen Aufschwung.

Resilienz ist kein erreichbarer Zielzustand, sondern vielmehr eine spezifische Herangehensweise zur nachhaltigen Entwicklung der Region. Dabei geht es darum, eigene Potenziale zu erkennen und in Wert zu setzen, Partner zusammenzubringen, Experimentierräume zu schaffen, stetig zu lernen und dadurch einen besseren Umgang mit Krisen zu finden.

Lazy 8

(Quelle: Lazy Eight, Adaptive Cycle, Zukunftsinstitut 2020)

Resiliente Regionen befinden sich also in einem ständigen Anpassungs-, Lern- und Erneuerungsprozess. Sie verfolgen nicht das primäre Ziel nach einer Krise zum Ausgangszustand zurückzukehren, sondern sind offen für Wandel und ermöglichen Innovationen, die wiederum neue Impulse für die nachhaltige Entwicklung der Region setzen. Voraussetzung dafür sind Diversität und Ausgewogenheit (Übertragen auf die Abbildung oben, müssen die verschiedenen Lebenszyklen diversifiziert und ausgewogen besetzt sein). Das bedeutet regionale Systeme sind nur dann zukunftsfähig, wenn sie Gleichzeitiges und Gegensätzliches zulassen und nicht monoton oder linear programmiert sind.


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