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Landschaftskonzept Schweiz
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Das aktualisierte Landschaftskonzept Schweiz: Landschaft als Chance und Auftrag der Regionalentwicklung

Die Schweizer Landschaften sind ein zentraler Aspekt der Marke Schweiz. Für zahlreiche Regionen spielt die landschaftliche Vielfalt und Attraktivität eine essenzielle Rolle. Sie ist ein wichtiges Potenzial für den Tourismus, die Regionalwirtschaft und die Standortattraktivität im Bereich Wohnen und Arbeiten. Für Erholungsuchende und Touristen stellt sie den wichtigsten Reisegrund dar. Mit dem aktualisierten Landschaftskonzept Schweiz (LKS) hat der Bundesrat am 27. Mai 2020 ein wichtiges Planungsinstrument für eine kohärente und qualitative Entwicklung der Landschaft verabschiedet. Die Regionalentwicklung und der Tourismus sollen die Landschaft als Chance für die wirtschaftliche Entwicklung nutzen, dabei aber gleichzeitig die Landschaftsqualität durch ihre Aktivitäten möglichst wenig beeinträchtigen.

Die Corona-Pandemie führt einmal mehr vor Augen, welche Bedeutung die Schweizer Landschaften für die Bevölkerung haben. Wie kaum je zuvor sind die Berggebiete, Wälder, Seeufer und das siedlungsnahe Landwirtschaftsgebiet gefragte Erholungs-, Ausflugs- und Reiseziele. Die Schönheit und die Vielfalt der Schweizer Landschaften mit ihren regionalen natürlichen und kulturellen Eigenarten sollen aber nicht nur der heutigen, sondern auch den künftigen Generationen eine hohe Lebens- und Standortqualität bieten. Auf dieser Vision basiert das LKS, das das BAFU (Bundesamt für Umwelt) in einem zweijährigen Prozess in engem Austausch mit den landschaftsrelevanten Bundesämtern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Kantone und zahlreicher Verbände und Organisationen erarbeitet hat.

Vielfältiges Instrumentarium nutzen 

Das LKS fordert von der Regionalentwicklung und dem Tourismus, dass sie die Chancen besser nutzen, die die hohe Qualität der Schweizer Landschaften eröffnet, aber auch dazu beitragen, sie zu sichern. Die Bundespolitik stellt für die regionalwirtschaftliche Inwertsetzung der Landschaft ein vielfältiges Instrumentarium zur Verfügung. So fördert die Neue Regionalpolitik (NRP) Projekte, die auf den spezifischen regionalen Landschaftsqualitäten beruhen. Die NRP ist auch eines der Förderinstrumente der Tourismusstrategie des Bundes. Diese bezweckt unter anderem, die baukulturellen und landschaftlichen Qualitäten als Basis des Schweizer Tourismus zu stärken. Auch die Regionalentwicklung soll dazu beitragen. Wichtig ist insbesondere, dass sich die Tourismusakteurinnen und -akteure ihrer Verantwortung für die Landschaft mit ihren Natur- und Kulturwerten bewusst sind und den Erhalt hoher Landschaftsqualitäten unterstützen und fördern. 

Indem der Bund die Pärke von nationaler Bedeutung und die Biosphärenreservate unterstützt, hilft er den Regionen, dieses besonders wertvolle Kapital an Landschaften, Schutzgebieten oder Kulturdenkmälern zu bewahren, nachhaltig zu nutzen und dessen wirtschaftlichen und sozialen Wert gar zu steigern. Die Landwirtschaftspolitik fördert mit den Projekten zur regionalen Entwicklung (PRE) gezielt Angebote, die regionalspezifische Erzeugnisse und Dienstleistungen in Wert setzen. Gerade in peripheren Räumen sind landschaftliche und baukulturelle Qualitäten häufig wichtige Alleinstellungsmerkmale, die in Regionalentwicklungskonzepten (vgl. regioS 17) stärker berücksichtigt werden sollen. 

Landschaftsqualität als strategisches Ziel 

Wie sich die Landschaft in die Regionalentwicklung integrieren lässt, zeigt etwa das Vallemaggia. Das regionale Landschaftskonzept, das «Progetto paesaggio comprensoriale» (PPC), bildet die Basis, um das «landschaftliche Kapital» langfristig zu sichern. Es basiert auf einer partizipativ erarbeiteten Landschaftsanalyse. Diese hat gezeigt, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Vallemaggia in hohem Masse mit der Landschaftsqualität ihres Tals identifizieren. So wurde die qualitätsorientierte Landschaftsentwicklung als eines der strategischen Ziele der Regionalentwicklung festgelegt. Bereits vor dem PPC gab es landschaftliche Aufwertungsprojekte (über sechzig seit dem Jahre 2000). Das PPC bildet nun das Dach für entsprechende Projekte, worunter solche zur Förderung der Biodiversität, zur Bewirtschaftung peripherer Landwirtschaftsflächen, zur Aufwertung der Dorfkerne, zur Förderung lokaler Produkte und zur Stärkung der Identität sind. Damit verbunden sind relevante wirtschaftliche Aktivitäten, in die in den letzten zwanzig Jahren jährlich rund 20 Millionen Franken investiert wurden. An Projektideen fehlt es den Verantwortlichen nicht: Das regionale Landschaftskonzept umfasst rund siebzig Ideen, die kontinuierlich konkretisiert und umgesetzt werden. 

Die Studie «Landschaft als Leitthema für eine nachhaltige regionale Entwicklung» untersuchte eine Reihe weiterer Beispiele, wie die Landschaft im Rahmen der Regionalentwicklung berücksichtigt und in Modellvorhaben Nachhaltige Entwicklung mit dem Schwerpunkt «Landschaft ist mehr wert».

Sorgsamer Umgang mit der Landschaft 

Das LKS betont allerdings nicht nur das wirtschaftliche Potenzial der vielfältigen Schweizer Landschaften. Es nimmt die Regionalpolitik und den Tourismus auch in die Pflicht. Sie sollen insbesondere dafür sorgen, dass die Landschaftsqualität durch ihre Aktivitäten und Infrastrukturbauten möglichst wenig beeinträchtigt wird. So sollen intensivtouristische Nutzungen etwa im Rahmen eines touristischen Gesamtkonzepts geplant und vor allem im Gebirge konzentriert und begrenzt werden. Die klare Abgrenzung und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen erschlossenen und unerschlossenen Räumen tragen dazu bei, hohe Landschafts- und Naturwerte zu erhalten, die wiederum für «sanfte» touristische Nutzungen wie das Wandern oder Skitouren eine wichtige Rolle spielen. Die verschiedenen Raumplanungsinstrumente legen die räumliche Differenzierung fest. Der Ansatz der Regionalplanung eignet sich ausgezeichnet, die traditionellen Verwaltungsgrenzen zu überschreiten und die unterschiedlichen Schutz- und Nutzungsinteressen regional zu definieren.

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