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Einbezug Wirtschaft

Einbezug der Wirtschaft in Regionalentwicklungsprojekte

Die Einbindung privater Unternehmen in Regionalentwicklungsprojekte kann herausfordernd sein. Fehlender Glaube an einen direkten Nutzen oder Mehrwert sowie begrenzte Ressourcen und Kapazitäten hindern viele Unternehmen, sich abseits des Tagesgeschäfts in zusätzlichen Projekten zu engagieren. Bei Kooperationsprojekten kommen Konkurrenzdenken und Angst vor Know-how-Verlust hinzu. Sind die Projekte auf einen regionalen Perimeter ausgerichtet, zielen sie häufig an der Praxis der Unternehmen vorbei. Diese orientieren sich in vielen Belangen überregional, national oder international. Dennoch gilt: Soll mit einem Projekt die regionalwirtschaftliche Entwicklung gefördert werden, braucht es eine wirtschaftliche Denk- und Sichtweise und den Einbezug privater Unternehmen.
Welche Möglichkeiten bestehen für den Einbezug der Wirtschaft?

 

  • Direkte Beteiligung von Unternehmen als Projektträger oder Projektpartner mit Beteiligung in Form von Eigenleistungen, finanziellem oder inhaltlichem Beitrag. Eine direkte Beteiligung garantiert in der Regel, dass die Unternehmen ihre Bedürfnisse und Kompetenzen in das Vorhaben einbringen. Am intensivsten ist das Engagement, wenn die Unternehmen die Projektleitung innehaben.
  • Einbindung im Rahmen eines Sponsorings, ohne dass sich die Unternehmen inhaltlich engagieren
  • Indirekte Beteiligung über Unternehmensverbände, -netzwerke oder Dachorganisationen 
  • Einbezug von Unternehmerinnen und Unternehmern als Ideenlieferanten und Wissensträger 
  • Unternehmen als Zielgruppe bzw. als direkt oder indirekt Nutzniessende eines Projekts 

 

Wie kann die Beteiligung von Unternehmen an Regionalentwicklungsprojekten gefördert werden? 

 

  • Mehrwert und konkreten Nutzen des Projekts aufzeigen: Für Unternehmen zählt in der Regel das betriebswirtschaftliche Ergebnis und nicht der regionalwirtschaftliche Nutzen eines Projekts. Verspricht ein Projekt einen direkten Nutzen und spürbaren Mehrwert für ein Unternehmen, ist es eher bereit, sich daran zu beteiligen. Wird auf konkrete Aktivitäten, Massnahmen oder Produkte fokussiert, lässt sich der Mehrwert meist leichter aufzeigen. 
  • Zeitpunkt der Einbindung strategisch planen: Bei Investitionen, die (noch) keinen Nutzen bringen, agieren viele Unternehmen zögerlich. Ist der erste Impuls gegeben und sind erste Erfolge eines Projekts vorzuweisen, springen Firmen aber durchaus auf. Häufig ist es allerdings notwendig, dass Unternehmen von Beginn weg in die Entwicklung und in die Entscheidungsprozesse einbezogen sind. Wann und wie der Einbezug erfolgt, muss deshalb gezielt geplant werden. Eine wirtschaftliche Perspektive ist in jedem Fall von Anfang an in das Projekt zu integrieren. 
  • Schlüsselpersonen gezielt einsetzen: Einflussreiche Unternehmerinnen und Unternehmer oder auch andere Schlüsselpersonen können als Katalysatoren wirken und weitere Unternehmen für ein Vorhaben mobilisieren. 
  • Projekte auf funktionale Räume ausrichten: Betriebliche Verflechtungen und Verbindungen orientieren sich kaum an herkömmlichen administrativen Grenzen. Für zahlreiche unternehmensrelevante Fragestellungen eignet sich deshalb eine überregionale, nationale oder grenzübergreifende Perspektive und Vorgehensweise. Projekte, die auf funktionale Räume ausgerichtet sind, tragen diesem Umstand Rechnung.
  • Regionale Verankerung der Unternehmen als Anknüpfungspunkt nutzen: Teilweise sind Unternehmen schon lange in einer Region ansässig, engagieren sich in regionalen Interessengruppen oder unterhalten enge Beziehungen zu Zulieferern und Kunden vor Ort. All dies sind Indizien für ein spezifisches regionales Interesse und eine gewisse Abhängigkeit von der Standortregion und den dort verfügbaren Fachkräften. Diese Verankerung kann vielfältige Anknüpfungspunkte für ein regionales Engagement der Unternehmen und entsprechende Projekte bieten.
  • Vernetzungs- und Austauschmöglichkeiten unter Unternehmen schaffen: Netzwerke, Austauschplattformen oder Matching-Events bilden oft Basis für eine Zusammenarbeit und gemeinsame Projekte. Das Anstossen und Aufbauen solcher Austauschmöglichkeiten kann – besonders auch bei NRP-Projekten, die in der Regel überbetrieblich bzw. betriebsübergreifend ausgerichtet sein müssen – die Entwicklung neuer Projekte stimulieren.
  • Ideengenerierung und Projektentwicklung begleiten und unterstützen: Unternehmen mangelt es vielfach an Zeit und Kompetenzen, um Projekte anzustossen oder Ideen in ausgereifte Projekte weiterzuentwickeln. Eine gezielte Begleitung und Unterstützung und die Vermittlung potenzieller Projektpartner – Hochschulen, Forschungseinrichtungen, andere Unternehmen usw. – können hier wichtige Impulse liefern. Möglich ist auch, mit konkreten Ideen für regionale Wertschöpfungsketten an die Unternehmen heranzutreten oder ihnen Synergiepotenziale und Möglichkeiten der Digitalisierung  aufzuzeigen.
    • Das Portal KMU-Transformation und das «Digital Transformation Canvas» zeigen Handlungsfelder auf, wo Unternehmen bei der digitalen Transformationen ansetzen können und bieten Hilfestellung für die Umsetzung.
    • Wer Tools, Hilfsmittel und Beispiele zur Digitalisierung in der Hotellerie-Branche sucht, wird auf der Website www.hotel.digital fündig.
  • Austausch mit Unternehmen pflegen: Ein regelmässiger Kontakt mit Unternehmen schafft Vertrauen und hilft dabei, Probleme oder latente Projektideen zu identifizieren und aufzugreifen. 
  • Beispiele und Erfolge aufzeigen: Erfolgreiche Projekte mit Unternehmensbeteiligung haben Signalwirkung. Projektbesuche und aktive Öffentlichkeitsarbeit können so mithelfen, das Engagement weiterer Unternehmen zu fördern. 
  • Beratungs- und Unterstützungsleistungen bekanntmachen: Viele Unternehmen wissen nicht, dass die öffentliche Hand und weitere Akteure sie bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Ideen, Produkte und Prozesse unterstützen können. Eine gezielte Information über die bestehenden Supportmöglichkeiten ist deshalb wichtig. Sie kann z.B. im Rahmen von Veranstaltungen, persönlichen Gesprächen oder durch die Nutzung von Multiplikatoren wie Branchenverbände, Gewerbevereine, Fachhochschulen, Banken usw. erfolgen. Positioniert sich eine Support- und Förderstelle als niederschwellige Ansprechstelle, sinkt die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme, die bei vielen – insbesondere auch kleinen – Unternehmen besteht. 
  • Ziele eines Förderprogramms oder einer Entwicklungsstrategie kommunizieren: Kennen Unternehmerinnen und Unternehmen die Ziele eines Förderprogramms oder einer Entwicklungsstrategie, kann dies entsprechende Projektideen und Projektentwicklungen stimulieren. 
  • Image öffentlicher Fördergelder verbessern: Die Ansicht, dass gute Unternehmen keine Fördergelder brauchen, ist verbreitet. Unternehmerinnen und Unternehmer scheuen sich häufig, Unterstützung der öffentlichen Hand in Anspruch zu nehmen. Fördergelder sollten deshalb als Auszeichnung für innovative Projektideen und die Empfänger als wertvolle Stützen der regionalen Entwicklung positioniert werden. Wichtig ist deshalb auch, dass Unternehmen, die bei ihren Projekten von Fördergeldern profitieren, diese Unterstützung aktiv und selbstbewusst kommunizieren (z.B. durch Nutzung des NRP-Logos).
  • Wirtschaftsakteure in regionale Strukturen und Strategieprozesse einbeziehen: Bei der Umsetzung der NRP hat es sich bewährt, ansässige Unternehmen bzw. ihre Vertretungsorgane institutionell in die regionalen Governance-Strukturen (regionale Gremien, Entwicklungsträger usw.) und/oder in die Entwicklung regionaler Strategien und Förderprogramme einzubeziehen. Beides trägt zur Beteiligung von Unternehmen an konkreten Projekten bei. 
  • Unternehmertum breiter denken: Auch die Gemeinschaft – eine Gemeinde, ein Verein, eine Institution usw. – verfügt über Potenziale, die in ein Unternehmen eingebracht bzw. in ein Unternehmen überführt werden können. Regionale Entwicklungsträger wie die Regionalmanagements können bei der Transformation des Gemeinschaftspotenzials in ein Unternehmen eine Schlüsselrolle spielen.
Weitere Tipps und Werkzeuge  

 

  • Weitere Ansätze, wie Unternehmen in Regionalentwicklungsprojekte eingebunden werden können und wie sich Unternehmertum fördern lässt, finden Sie in folgenden Publikationen:  
  • Das «Businessmodell Canvas» bietet eine einfache Methode, um Geschäftsmodelle zu entwickeln oder zu optimieren. Mehr dazu im Praxisleitfaden, Kap. 4.9: 
  • Die Rubrik «Fakten und Trends» auf dem KMU-Portal bietet vielfältige Infos zu Trends, die KMU aktuell bewegen.

 

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