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Mit Innovations-Coaches die Krise meistern

Seit dem Lockdown im März haben die Regionalen Innovationssysteme (RIS) ihre Coaching-Programme ganz auf die Bewältigung der Corona-Krise ausgerichtet. Zurzeit ist die Liquiditätssicherung der KMU und Startups das zentrale Thema, und wird dies wohl noch eine Weile bleiben. Die Innovationsberaterinnen und -berater unterstützen die Unternehmen ausserdem im Bemühen, die Krise als Chance für Prozessoptimierungen und für Transformations- und Innovationsprojekte zu nutzen.

Die Be-Advanced AG, in normalen Zeiten zentrale Koordinationsstelle für das Innovationscoaching im RIS Mittelland, bietet seit dem 20. März ein Spezialcoaching zur Krisenbewältigung an. Zu diesem Zwecke hat das Beratungsoffice eine Webseite aufgeschaltet. Dort sind alle wichtigen Informationen zu den Unterstützungsangeboten des Bundes, des Kantons Bern und weiterer Institutionen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu finden. Die Webseite ist Teil eines umfassenden Coaching-Pakets. Dazu gehören auch individuelle Beratungen, zum Beispiel im Zusammenhang mit kurzfristigen organisatorischen Massnahmen wie Kurzarbeit oder Liquiditätssicherung sowie zur Erschliessung neuer Absatzkanäle. «Den Fokus legen die Berater auf den Erhalt der Unternehmen und weniger auf Innovation, wie es bei unserem Coaching sonst üblich ist», erklärt Deborah Bass, Sprecherin von Be-Advanced.

Be-Advanced hat bisher über 50 spezifische Corona-Coachings abgewickelt. Um die seit dem Lockdown steil ansteigende Nachfrage abzudecken, mussten in Bern zusätzliche Coaches engagiert werden. Trotzdem bewege man sich als schlanke und agile Organisation bei der Finanzierung des Beratungsangebotes «weiterhin im Budgetrahmen», so Bass.

Ein abgerundetes Angebot – für die Krise und den Restart

Die Unternehmen wünschten Unterstützung primär in Fragen der finanziellen Führung und der rascheren Umsetzung der digitalen Transformation. Aufgrund der Krise kommen laut Bass vermehrt auch Anfragen zur strategischen Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Das eigentliche Corona-Coaching rundet Be-Advanced mit einem breiten Informationsangebot ab. Die Beratungsexpertinnen und -experten zeigen mittels Blogs, Artikeln, Tipps und Empfehlungen, wie Krisen- und Stresssituationen grundsätzlich besser bewältigt werden können. Be-Advanced arbeitet eng mit der Standortförderung des Kantons Bern sowie den weiteren Partnern im Berner Innovations-Ökosystem zusammen. «Alle Beteiligten stehen in regelmässigem Kontakt und stimmen ihre Leistungen aufeinander ab», betont Bass.

Auch «zentralschweiz innovativ», das regionale Innovationssystem (RIS) der sechs Zentralschweizer Kantone, hat unmittelbar nach dem durch den Bundesrat verordneten Lockdown im März auf Krisenmodus umgeschaltet. Die Coaches haben seither viele KMU, Startups und Jungunternehmen durch die Sondersituation gelotst, und zwar unbürokratisch, zielführend und bis zu vierzig Stunden kostenlos. Eine ähnliche Art von Hilfe leisteten die Beraterinnen und Berater zwar auch in «normalen» Zeiten, erläutert Bruno Imhof, Programmleiter «zentralschweiz innovativ». Verglichen mit der Situation vor der Corona-Pandemie gebe es jedoch einen wesentlichen Unterschied: «Statt Innovationsprojekte stehen auch bei uns jetzt Fragen der Krisenbewältigung im Fokus.»

Wie in sämtlichen RIS-Regionen betreffen die meisten Anfragen in der Zentralschweiz ebenfalls die Liquiditätssicherung. Im Klartext: Die bei «zentralschweiz innovativ» anklopfenden Firmen möchten wissen, wo und wie sie sich die finanziellen Mittel beschaffen können, die sie zur akuten Existenzsicherung dringend benötigen. Die Coaches agieren in dieser Situation vor allem als Liquiditätsberater. Sie zeigen den Unternehmen, wie sie die unmittelbar drohenden Risiken abwenden können. Im Massnahmendickicht weisen sie ihnen den Weg zu den konkreten Unterstützungsmöglichkeiten des Bundes, der Kantone und anderer Institutionen. «Unsere Coaches identifizieren für das jeweilige Unternehmen die potenziellen Finanzierungsquellen und führen die Hilfesuchenden zu den richtigen Stellen», so Imhof.

Krisenmanagement und neue Ideen

Die Liquiditätssicherung ist bei «zentralschweiz innovativ» aber lediglich der erste Schritt des dreistufigen Coachings zur Krisenbewältigung. «Zu unserem Beratungsprozess gehört weiter, dass wir den KMU helfen, ihre Geschäftsmodelle zu schärfen», so Imhof. Verbesserungspotenzial ortet er in vielen Betrieben bei den Kosten und beim Absatz. Es gehört zur Aufgabe der Coaches, diese Optimierungen auszuloten und den Unternehmen bei der Umsetzung als Motivatoren und Beschleuniger zur Seite zu stehen. Überdies suchen sie zusammen mit ihren Auftraggebern nach Möglichkeiten, die Angebote weiter zu differenzieren, Synergien auszuschöpfen und Digitalisierunglücken zu schliessen. Schliesslich sollen die Coaches – dritter Schritt des Beratungsprozesses – die Wirtschaft für die längerfristige Krisenbewältigung sensibilisieren. «Wir sind der Meinung, dass speziell in der Krise neue Ideen gefragt sind, die zu marktfähigen Innovationen und zu zusätzlicher Wertschöpfung führen», betont Imhof. Die Coaches von «zentralschweiz innovativ», für die in der Corona-Krise einiges neu war, können zumindest bei diesem dritten Schritt – also der Umsetzung neuer Ideen – auf ihre Kernkompetenzen und ihr bewährtes Know-how zurückgreifen.

Seit Mitte März nahmen mehrere Dutzend Firmen das «Coaching Krisenbewältigung» von «zentralschweiz innovativ» in Anspruch. Pro Jahr leistet das RIS Zentralschweiz mehrere hundert Beratungen. Die Finanzierung erfolgt wie bei den anderen RIS im Rahmen der NRP, und zwar je zur Hälfte durch den Bund und die Kantone.

Gemeinsam gegen das Corona-Virus in der Romandie

Die beim RIS Westschweiz (Suisse Occidentale) für das Coaching verantwortliche Plattform «Platinn» hat nach dem Lockdown auf ihrer Website sofort eine Spezialseite geschaltet. Darauf können die Unternehmen alle im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wichtigen Informationen abrufen. Zudem sind die verfügbaren Coaches neuerdings mitsamt ihren jeweiligen Kompetenzen aufgelistet. Diese Profilierung hat den klaren Vorteil, dass die Firmen direkt und schnell genau jenen Coach kontaktieren können, der ihren spezifischen Bedürfnissen am besten entspricht. Gefragt sind vor allem Beraterinnen und Berater, die auch erfahrene Krisenmanager sind. Insbesondere wenn Finanzierungsfragen das eigentliche Problem sind, arbeiten sie eng mit den zuständigen kantonalen Anlaufstellen (in BE, FR, VD, NE, GE, JU) zusammen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie-Welle im März und April stiess das Beratungsangebot von Platinn an seine Grenzen. Rund 200 Unternehmen – über 30 Prozent mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode – haben bis Ende Mai bei Platinn um Rat und Hilfe gebeten. Mittlerweile können die Coaches den Ansturm besser bewältigen.

-> Erfahrungsberichte von Unternehmen, die vom «Platinn» Coaching profitieren konnten.

-> Das Virus als Innovationsbeschleuniger

Entschlossen schalteten auch die vier spezifisch auf Branchen ausgerichteten Plattformen BioAlps, AlpICT, Micronarc und CleantechAlps im März sofort auf den Corona-Modus um. AlpICT beispielsweise startete im Webinar-Format den «Live Talk», ein Diskussionsforum, das auf riesiges Interesse stösst. Oder auf der Plattform BioAlps haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Unternehmen und alle Akteurinnen und Akteure vernetzt, die sich dem Kampf gegen das Corona-Virus verschrieben haben.

Eher ruhig blieb es während der Krisenzeit auf der für die Innovations- und Technologieentwicklung zuständigen Plattform «Alliance». Margaret Collaud, Koordinatorin des RIS Westschweiz, vermutet, dass dies mit den Projektzyklen zusammenhängen dürfte. «Die meisten Projekte, an denen Alliance beteiligt ist, werden entweder im Januar oder im September lanciert», sagt sie. Ob die Corona-Krise das Innovationsfieber in der Westschweiz letztlich befeuert oder gelähmt hat, wird sich also erst im Herbst zeigen. 
 

Ebenfalls im Corona-Modus befinden sich seit Mitte März die weiteren Regionalen Innovationssysteme (RIS) der Schweiz:

  • Das RIS Basel-Jura offeriert seit Mitte April wöchentlich Webinare auf der Webseite von BaselAreaswiss, und zwar auf Deutsch für die Kantone Basel-Stadt und Basel-Land sowie auf Französisch für den Kanton Jura. Bisher fanden zehn Webinare mit insgesamt 630 Besucherinnen und Besuchern statt. Ausserdem wird derzeit eine Sammlung von hundert «Best Practice-Beispielen» zwecks geschäftlicher Inspiration in der Restart-Phase vorbereitet.
  • Das RIS Tessin (SRI= Sistema regionale d’innovazione) leistet der von der Krise besonders betroffenen Tessiner Wirtschaft über die Stiftung AGIRE zielgerichteten Support. Dieser erfolgt bis Ende Mai ausschliesslich über die digitalen Kanäle, und zwar zu gleichen Konditionen wie vor der Krise. Ein Schwerpunkt der Beratung bleibt die Unterstützung innovativer Firmen in Patentfragen sowie bei Marktanalysen.
  • Bedingt durch den Covid19 Schock, prüft INOS aktuell die Lancierung einer Plattform, die sich systematisch mit den Chancen und Risiken von sich verändernden Lieferketten auseinandersetzt. Dabei werden zwei Perspektiven unterschieden: Einerseits geht es darum die Robustheit von Lieferketten  zu bewerten und sicherzustellen, andererseits neue Möglichkeiten für Ostschweizer Unternehmen zu identifizieren, ihre Fähigkeiten (Fertigung, Design,…) in sich verändernden globalen Lieferketten einzubringen und neue Positionen zu besetzen.

 

 

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