«Berggebiete mit Zukunft» – Was braucht es dazu?
Innovative Menschen und Unternehmen, Mut und Risikobereitschaft sowie passende Unterstützungsmassnahmen sind zentrale Faktoren für die Entwicklung der Berggebiete. Diese Erkenntnisse prägten die Veranstaltung «Zukunft in den Bergen?», die das SECO am 17. September in Zusammenarbeit mit dem Alpinen Museum durchgeführt hat.
Der öffentliche Anlass «Zukunft in den Bergen?» fand im Zusammenhang mit der noch bis am 10. Januar 2021 im Alpinen Museum laufenden Ausstellung «Werkstatt Alpen» statt. Die Ausstellung befasst sich mit der reichen Handwerkstradition der Berggebiete und dem Umbruch im Alpinen Raum – Strukturwandel, Abwanderung und Fachkräftemangel. Aufgeworfen wir damit auch die Frage, ob und wie das Handwerk und die Berggebiete eine Zukunft haben.
Beispiele als Beleg und Inspiration
Dass Berggebiete eine Zukunft haben, ist für das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) unbestritten. Unter anderem mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) investiert das SECO in innovative Menschen und Unternehmen, die ländliche Regionen und Berggebiete als Wirtschafts- und Lebensraum attraktiv gestalten und nachhaltig weiterentwickeln wollen. Beispielhaft zeigten dies die vier Projektträgerinnen und -träger auf, die am Anlass im Alpinen Museum ihre Projekte im Themenbereich «Handwerk im Berggebiet bzw. im ländlichen Raum» präsentierten – allesamt Vorhaben, die über Föderinstrumente des SECO (NRP, Interreg, Innotour) mitfinanziert wurden.
Perspektiven und mögliche Wege
Präsentiert und diskutiert wurden an der Veranstaltung auch die Ergebnisse der vom SECO in Auftrag gegebenen Umfrage zu den Entwicklungsperspektiven der Schweizer Berggebiete. Diese Ergebnisse fliessen in die Überlegungen zur Weiterentwicklung berggebietsrelevanter Politiken wie der Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete (P-LRB) und der NRP ein und boten an der Veranstaltung Anknüpfungspunkte für ein Podiumsgespräch mit Heidi Z’Graggen (Ständerätin Kanton Uri), Bruno Erzinger (CEO Gomina AG) und Marie Rossier (ehemalige Schülerin der Geigenbauschule Brienz).
Das Gespräch drehte sich um die Aussen- und Innensicht, Chancen für das Berggebiet und die Berggebietspolitik und die Frage, was es braucht, um in den Berggebieten Entwicklung zu ermöglichen. Heidi Z’Graggen betonte beispielsweise, welch grosse Möglichkeiten die NRP bietet, räumte zugleich aber ein, es sei nicht einfach Innovationen im Berggebiet umzusetzen. Bruno Erzinger verwies auf die wichtige Rolle, die Unternehmen spielen, die sich in einer Region ansiedeln. Zentrale Grundlage für ein langfristiges Bestehen seien aber innovative Menschen und der Mut Risiken einzugehen und damit in Kauf zu nehmen, dass das Vorhaben auch scheitern kann. Marie Rossier ergänzte, dass sich gerade für kleine Handwerksbetriebe im Berggebiet Chancen ergeben können, wenn sie das Kulturgut als Ressource nutzen. Massgebend für die Entwicklung der Berggebiete sind laut den Podiumsteilnehmenden zudem die jungen Menschen, die in den Berggebieten bleiben oder dorthin zurückkehren. Konzepte wie «2nd Place» – zwei verschiedene Wohnsitze – oder auch virtuelles Arbeiten eröffnen hierzu Möglichkeiten.
Die vorgestellten Projekte im «Handwerk im Berggebiet bzw. im ländlichen Raum»:
Agrifood & Tourismus in Grindelwald und Schweiz mit digitalem Marketing (Innotour)
Authentische Kulinarik mit regionalen Zutaten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Insbesondere der Tourismus kann sich dadurch ein neues Besuchersegment erschliessen. Die Projektträger untersuchen und nutzen dieses touristische Potenzial einer regionalen Kulinarik, um sogenannte «Foodies» zum Beispiel mit Events und E-Marketing gezielt anzusprechen.
Projekt Präsentation: Referent: Dr. Andreas Hochuli, 4H Hochuli & Partner Consulting GmbH
Aus der Initiative ist eine kantonale Plattform der Berner Wald- und Holzwirtschaft entstanden. Mit ihr kurbeln die Initianten die Nachfrage nach einheimischem Holz an, fördern Kooperationen und stärken damit die Wertschöpfung in der Region. Die Innovationsförderung in der Wald- und Holzwirtschaft ist ein weiteres wichtiges Aktivitätsfeld der Plattform. Neben Neugründungen werden auch bestehende Firmen bei ihren Innovationsanstrengungen unterstützt.
Projekt Präsentation: Referentin: Jolanda Küng, Geschäftsführerin Initiative Holz BE
DualPlus - Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung für das Handwerk (Interreg)
Das Projekt DuALPlus wird neue Wege verfolgen, um diesen Herausforderungen zu begegnen und die Attraktivität der dualen Ausbildung in den Bereichen Handwerk und Handel im Alpenraum zu erhöhen. Die Outputs und Ergebnisse des Projekts werden direkt KMUs und jungen Menschen zugutekommen, die sich für eine Karriere im Handwerk oder Handel entscheiden. Sie sind auch für KMUs, AusbilderInnen und MeisterInnen von Nutzen, die ihre Lehr- und technischen Fähigkeiten verbessern möchten.
Projekt Präsentation: Referent: Daniel Schmid, Verantwortlicher für die Berufs- und Vorbereitungsausbildung HEA, édHéa, Schule für Gestaltung und Hochschule für Kunst Wallis
Der «TüftelPark Pilatus» fördert im Unternehmerzentrum microPark Pilatus in Alpnach (OW) die erfinderischen, handwerklichen und gestalterischen Talente von Kinder und Jugendlichen. Damit will man dem Fachkräftemangel in diesen Berufen entgegenwirken. Die Kinder werden bei den Aktivitäten im Park durch Start-up Jungunternehmer begleitet. Mittel- und langfristig soll durch das Projekt ein vermehrtes Interesse an technischen, gestalterischen und naturwissenschaftlichen Berufen, Lehrstellen und Studiengängen geschaffen werden.
Projekt Präsentation: Referent: Samuel Friedrich, Programmleiter Tüftelpark Pilatus