Die Rubrik «News aus dem Team» ermöglicht Ihnen einen Einblick in die tägliche Arbeit des regiosuisse-Teams. Heute im Gespräch: Matthias Setz und Simon Schranz.
Mit dem «Cercle régional» zeichnet das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO gemeinsam mit dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW alle zwei Jahre Regionen aus, die sich über die Sektoren hinweg für regionale Wertschöpfungsketten engagieren. Die nächste Vergabe der Auszeichnung findet am Freitag, 8. November 2024 im Rahmen des Forums «Alp’24» im Culinarium Alpinum in Stans statt. Interessierte Personen können sich bis zum Dienstag, 22. Oktober anmelden.
Am 17. September hat die Interreg-Konferenz 2024 im Trafo Baden stattgefunden. Im Fokus der vom SECO, ARE und der Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) organisierten Konferenz stand die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Rund 150 Teilnehmende nutzten die Möglichkeit, sich über Interreg zu informieren, sich auszutauschen und zu vernetzen.
Am 17. September hat die Interreg-Konferenz 2024 im Trafo Baden stattgefunden. Im Fokus der vom SECO, ARE und der Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) organisierten Konferenz stand die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Rund 150 Teilnehmende nutzten die Möglichkeit, sich über Interreg zu informieren, sich auszutauschen und zu vernetzen.
Regionale Zentren übernehmen eine entscheidende Rolle für eine ausgeglichene und kohärente territoriale Entwicklung und damit attraktive und lebenswerte Regionen. Zu diesem Schluss kommt ein neues Arbeitspapier des Europäischen Forschungsnetzwerks für Raumentwicklung und territoriale Zusammenarbeit (ESPON). Es ruft die Politik zum Handeln auf.
Dank der NRP-Mitfinanzierung der Popup Academy TALK ist die Digitalisierung in der Tourismusregion Adelboden-Lenk-Kandersteg heute zu einem festen Bestandteil der Strategie geworden.
Dank der NRP-Mitfinanzierung der Popup Academy TALK ist die Digitalisierung in der Tourismusregion Adelboden-Lenk-Kandersteg heute zu einem festen Bestandteil der Strategie geworden.
Über regiosuisse
regiosuisse unterstützt seit 2008 Menschen, die in der Regionalentwicklung tätig sind. Durch unsere Angebote schaffen und verbreiten wir Wissen und vernetzen verschiedene Akteurinnen und Akteure untereinander. Finanziert werden wir vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und seit 2016 auch vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE). Abgesehen von einzelnen Veranstaltungen sind all unsere Angebote kostenlos.
Lassen Sie sich durch bereits realisierte Projekte inspirieren und erfahren Sie, ob und wie ein Projekt unterstützt werden kann – in fünf Schritten von der Projektidee zur Umsetzung.
Inspiration gefällig? Stöbern Sie durch die umfangreichste Datenbank für Regionalentwicklungsprojekte der Schweiz und finden Sie heraus, welche Projekte in Ihrer Nähe dank verschiedenen Finanzhilfen bereits umgesetzt wurden.
Ein Projekt gedeiht besser vernetzt. Finden Sie Expertinnen und Experten der Schweizer Regionalentwicklung in Ihrer Region oder aus Verwaltung, Beratung und Forschung.
Wie entwickeln sich die verschiedenen Regionen der Schweiz in Bezug auf Arbeitsplätze, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskraft, Arbeitsproduktivität und Einkommen? Entdecken Sie das Regionenmonitoring und erstellen Sie eigene Auswertungen.
In diesem Themendossier Digitalisierung finden Sie Hintergrundinformationen zum Thema Digitalisierung und Regionalentwicklung, insbesondere im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP).
Holen Sie sich Inspiration anhand von bestehenden Projekten und Aktivitäten und profitieren Sie von praktischen Hilfestellungen, um Digitalisierungs- und Kooperationsprojekte durchzuführen.
Junge Erwachsene sind die Zukunft der Regionen. Sie können mit ihren Bedürfnissen, ihren Ideen und ihrem Engagement wichtige Impulse für die nachhaltige Entwicklung von Regionen, Gemeinden und Städten liefern. In dieser Rubrik werden verschiedene Möglichkeiten und Beispiele aufgezeigt, wie die Next Generation stärker eingebunden werden kann.
Eine Praxis-Toolbox zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in Regionen, Gemeinden und Städten
Die Kreislaufwirtschaft erlebt momentan Aufschwung und bietet Chancen für die nachhaltige Entwicklung von Regionen und Städten. Sie bietet die Möglichkeit, lokale und regionale Akteurinnen und Akteure miteinander zu vernetzen, die Zusammenarbeit zu stärken und Potenziale in Wert zu setzen.
Doch wie funktioniert Kreislaufwirtschaft überhaupt? Welche Mehrwerte bietet sie für meine Region? Wie lassen sich Kreislaufwirtschaftsprojekte in meiner Stadt anstossen? Was ist meine Rolle als Regionalentwicklerin oder Regionalentwickler oder als zuständige Person in der Stadt- oder Gemeindeverwaltung und worin liegen meine Handlungsmöglichkeiten? Was muss bei der Umsetzung beachtet werden? Wo finde ich gute Beispiele und Ansprechpersonen?
Die vorliegende regiosuisse-Toolbox bietet Antworten und Unterstützung auf dem Weg zu mehr Kreislaufwirtschaft in Ihrer Region, Gemeinde oder Stadt. Sie erhalten einen Orientierungsrahmen, Inspiration, Hilfestellungen und praktische Tipps. Die Toolbox ist modular aufgebaut und kann von A bis Z – respektive von Wissen bis Kommunikation – durchgespielt werden oder je nach Interesse auch punktuell durchstöbert werden.
Tauchen Sie ein und packen Sie die Kreislaufwirtschaft an!
Die wichtigsten Handlungsmöglichkeiten für Kreislaufwirtschaft in Regionen und Städten sind folgend aufgeführt. Wie Regionen, Gemeinden und Städte bzgl. KLW konkret aktiv werden können, erfahren sie in den nachfolgenden Handlungsmöglichkeiten:
Information / Sensibilisierung zu einem neuen Thema im Rahmen von bestehenden Gefässen
Koordinierte öffentliche Beschaffung: Gemeinde als Zielgruppe
Herausforderung in Bezug auf einen Rohstoff / eine Branche mit KLW-Konzept adressieren
Konzeption und Bewirtschaftung von Arbeitszonen unter dem Aspekt der Kreislaufwirtschaft
Region integriert KLW in seine Strategie – aus Eigeninitiative oder aufgrund kantonaler Vorgaben
Unterstützung bei der Projektentwicklung für Initiativen aus der Gesellschaft und Wirtschaft
Die Toolbox basiert auf den Erkenntnissen der regiosuisse-Wissensgemeinschaft «Kreislaufwirtschaft und Regionalentwicklung» Es stützt sich damit auf das Praxiswissen sowie bestehende Grundlagen verschiedener Stakeholder und soll den regionalen Akteurinnen und Akteuren ermöglichen, die Kreislaufwirtschaft und deren Implementierung besser zu verstehen.
Haben Sie Fragen, Anliegen oder Anregungen?
Dann melden Sie sich bei uns!
Kreislaufwirtschaft ist ein ganzheitlicher Ansatz, der den gesamten Kreislauf von der Rohstoffgewinnung über die Design-, Produktions-, Distributions- und eine möglichst lange Nutzungsphase bis hin zum Recycling betrachtet (vgl. BAFU Infografik Kreislaufwirtschaft, 05.12.2019). Gelingt es, Material- und Produktekreisläufe zu schliessen, können Rohstoffe immer wieder von neuem verwendet werden. Dies kommt sowohl der Umwelt als auch der Regionalwirtschaft zugute.
Interaktive Grafik: ID 1
Prinzipien der Kreislaufwirtschaft
Übergeordnete Handlungsleitlinien
Eine Nachhaltige Nutzung von Ressourcen: In erster Linie sollen erneuerbare Ressourcen bspw. aus der heimischen Land-, Forst-, Fischwirtschaft genutzt werden. Übergeordnetes Ziel ist es, Wertschöpfung zu schaffen und gleichzeitig die natürlichen Kreisläufe und Ökosysteme zu erhalten. Wo nötig werden nicht erneuerbare Ressourcen sparsam eingesetzt, in ihrer Qualität erhalten und durch Recycling in den Material- und Wertschöpfungskreislauf rückgeführt.
Die Nutzung erneuerbarer Energien: In der Kreislaufwirtschaft sollen in erster Linie erneuerbare Energien verwendet werden. Sie sollen so effizient wie möglich eingesetzt werden und idealerweise aus geografisch nahen Quellen stammen.
Die Verwendung von Materialien und Substanzen: Es sollen Materialien und Ressourcen verwendet werden, die weder die Umwelt noch die Gesundheit gefährden und die qualitativ hochwertig, trennbar und – wo nötig – rezyklier-bar sind. Wo möglich sollen Materialkreisläufe geschlossen werden und Materialien verwendet werden, die kompostiert und/oder vergärt werden können.
Design der Material- und Energiekreisläufe
Das Design der Material- und Energiekreisläufe zielt darauf ab, den Ressourcenverbrauch, die Abfälle, Emissionen und Energieverluste zu minimieren. Dies wird durch folgende drei spezifische Arten möglich:
Verkleinerung der Material- und Energiekreisläufe – beispielsweise durch Effizienzsteigerungen und durch Einsparungen sowie bevorzugte Nutzung erneuerbarer Rohstoffe und Energiequellen.
Verlangsamung der Material- und Energiekreisläufe – beispielsweise durch Verlängerung der Produktlebensdauer mit Hilfe eines langlebigen und modularen Designs, das die einfache Zerlegbarkeit eines Produkts in Einzelkomponenten ermöglicht. Auch die Wiederverwendung der Produkte durch Weitergabe, Verkauf oder Tausch erhöht die Nutzungsintensität von Produkten und führt dadurch zur Verlangsamung der Material- und Energiekreisläufe.
Schliessung der Material- und Energiekreisläufe durch Sammlung, Rezyklierung und Aufbereitung von Rohstoffen, sodass diese als Sekundärrohstoffe wiederverwendet werden können.
Mehrwerte
Mehrwert für Städte, Regionen und die lokale Wirtschaft
Während die Kreislaufwirtschaft eine Verringerung der Umweltauswirkungen ermöglicht, zielt sie auch darauf ab, aus wirtschaftlicher Sicht einen Mehrwert für Städte und Regionen zu schaffen.
Geringere Abhängigkeit von globalen Handelsströmen: Durch längere Produktelebensdauer, mehr Effizienz und mehr Recycling können wirtschaftliche Ressourcenkreisläufe verlangsamt und geschlossen werden. Dies reduziert die Abhängigkeit von globalen Handelsströmen und die Risiken der Ressourcenknappheit. Ein Beispiel: Referat zu Star'terre
Höhere regionale Wertschöpfung: Die «Relokalisierung» von Wertschöpfungsketten im lokalen, regionalen und nationalen Kontext bietet eine Chance auf mehr dezentralisierte Produktion. Das sichert auch in Krisen den Zugang zu qualitativ hochwertigen und vertrauenswürdigen Produkten für die Bevölkerung. Zusätzlich bleibt ein grösserer Teil der Wertschöpfung im Land. Ein Beispiel: Referat zu Regionalpark Chasseral
Stärkung des Innovationspotenzials: Die Kreislaufwirtschaft bietet Chancen für innovative Geschäftsmodelle. Dies insbesondere in Kombination mit der Digitalisierung.
Schaffung von Arbeitsplätzen: Die Ausrichtung der regionalen Wirtschaft auf eine Kreislaufwirtschaft unterstützt regionale Unternehmen dabei, lokale Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Dies kommt auch Fachkräften aus der Bevölkerung zugute.
Die bestehenden Stärken der Schweizer Wirtschaft wie gut ausgebildete Arbeitskräfte und hohes Innovationspotenzial können so in Wert gesetzt werden und die Resilienz von Regionen kann längerfristig gestärkt werden. Die Kreislaufwirtschaft an sich ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Unterstützung eines nachhaltigen Ressourcenverbrauchs und damit einer nachhaltigen Entwicklung.
Welche Handlungsmöglichkeiten haben Regionen und Städte?
Neben den in der Grafik gezeigten Kreislaufabschnitten und deren Beispiele gibt es verschiedene Handlungsmöglichkeiten wie im Alltag der Ansatz der Kreislaufwirtschaft integriert werden kann:
Information / Sensibilisierung zu einem neue Thema im Rahmen von bestehenden Gefässen
Ausgangslage
Region hat ein Format (z.B. Themenabende) zur Sensibilisierung und Informationsvermittlung, um für Gemeinden, Firmen oder die Bevölkerung aktuelle Themen aufzugreifen
Ziele
Die Prinzipien, Möglichkeiten und Ansätze der Kreislaufwirtschaft sind auf eine einfache, niederschwellige Art bekannt gemacht
Das Bewusstsein der Akteurinnen und Akteure ist erweitert
Unternehmen können sich vernetzen und den Kontakt zu Gemeinden und der Region verstärken
Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen
Information und Networking für Gemeinden und Unternehmen und evtl. die Bevölkerung
Vorgehen
Der regionale Entwicklungsträger (RET) identifiziert die wichtigen Themen und Branchen für die Region und die Unternehmen
Der RET organisiert 1-2 Referierende und stellt ein Programm zusammen
Der RET lädt Gemeinden, Unternehmen und gegebenenfalls die Bevölkerung zum Anlass ein
Koordinierte-öffentliche Beschaffung: Gemeinde als Zielgruppe
Wenn es um Kreislaufprodukte geht, betrifft eines der Hauptthemen die Einkaufsphase. In dieser Hinsicht kommt den Regionen als öffentlichen Akteuren eine Schlüsselrolle bei der Ausrichtung der Kriterien zur öffentlichen Beschaffung zu.
Ausgangslage
An einer Gemeindeverbandssitzung wird kommuniziert, dass eine grosse Beschaffung (z.B. Schulmobiliar, Büromobiliar, Fahrzeuge…) in einer/ zwei Gemeinden ansteht oder
die Region hat Kenntnis einer Beschaffung in einer Gemeinde und bringt die Vorteile einer «koordinierten zirkulären öffentlichen Beschaffung» an einer Gemeindeverbandssitzung ein.
Ziele
Die Region und/oder die Gemeinde möchte sich nachhaltig entwickeln
Gemeinden möchten von den Chancen einer koordinierten zirkulären Beschaffung profitieren.
Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen
Gemeinden
Institutionen wie z.B. die Schule.
Vorgehen
Der regionale Entwicklungsträger (RET) bringt das Thema der Kreislaufwirtschaft in der Gemeindeverbandssitzung ein
Nachfragen, ob in anderen Gemeinden der Region die betreffende Beschaffung in nächster Zeit auch ansteht
Der RET zeigt den Mehrwert einer koordinierten zirkulären Beschaffung für die Region auf
Die Gemeinde(n) verankern im Falle einer Ausschreibung zirkuläre Kriterien.
Materialien
Z.B.
Veranstaltungsserie mit einem Thema zum «Impact der zirkulären Beschaffung»
Video oder Faktenblatt zur öffentlichen Beschaffung publizieren
Liste mit Produkten, welche zirkulär sind und dabei einfach und wirkungsvoll sowie koordiniert beschafft werden können.
Präsentation mit dem Mehrwert einer (koordinierten) zirkulären Beschaffung.
Auf der Plattform Kompass Nachhaltigkeit finden Unternehmen und öffentliche Beschaffende praktische Informationen dazu, wie sie soziale und ökologische Kriterien in ihre Beschaffungsprozesse integrieren können.
Prozirkula bietet als Kompetenzzentrum für öffentliche Kreislaufbeschaffung mit einer Wissens-Datenbank und Beratungs-, Weiterbildungs-, und Vernetzungsangeboten Unterstützung in der Umsetzung der kreislauffähigen Beschaffung. Ein Referat zur zirkulären öffentlichen Beschaffung von ProZirkula gibt Einblick in die Vorteile und Möglichkeiten der Beschaffung zirkulärer Produkte.
Herausforderung in Bezug auf eine Ressource / eine Branche mit KLW-Konzept adressieren
Hat eine Region oder Stadt eine Herausforderung mit einer (Sekundär-)Ressource, eine Knappheit oder ein Überschuss einer Ressource, lohnt es sich mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft und in Zusammenarbeit mit den relevanten Akteuren nach Lösungen und/oder neuen Geschäftsmodellen zu suchen.
Ausgangslage
Region hat ein Problem mit einer Ressource oder einer Branche
Ressourcenknappheit wie beispielsweise Wasser betrifft die Industrie, die Gemeinden, die Landwirtschaft
Ressourcenüberschuss wie beispielsweise Holz: Wertschöpfungskette mit ungenutztem Potenzial.
Ziele
Eine Ressourcenknappheit ist gelöst oder ein Ressourcenüberschuss genutzt
Herausforderungen einer Branche bezüglich Ressourcen werden mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft angegangen
Die Wertschöpfung in der Region ist erhalten oder erhöht.
Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen
Region
Unternehmen
Branchenverbände
Kanton
Vorgehen
Kontaktaufnahme mit den Betroffenen der Branche/ Ressource zur Identifikation der Herausforderung
Einbezug einer Expertin oder eines Experten
Ausgangslage/ Stoffflüsse aufstellen
konkretes Projekt mit Beteiligten wird aufgebaut
Geschäftsmodelle werden angepasst/ weiterentwickelt.
Materialien
Z.B.
Argumentation, warum die Region eine Herausforderung einer Branche oder eine Ressource im Rahmen der Kreislaufwirtschaft angehen kann
Wasser: Was ist ein nachhaltiges Wassermanagement in der Region? Wie kann eine nachhaltige Wassernutzung oder Bewässerung für die landwirtschaftliche Produktion bereitgestellt werden?
Konstruktion und Gebäude: Wie können Baumaterialien wiederverwendet werden, sodass weniger Abfall anfällt? Gibt es Alternativen?
Elektronik: Wie können die seltenen Erden aus dem Elektronikschrott spezifischer Produkte rückgewonnen werden?
Verpackung: Wie kann Verpackungsmaterial eingespart werden oder wie kann durch die angepasste Verpackung die Logistik reduziert werden?
Batterien und Fahrzeuge: Wie können alte Batterien in der Region für andere Prozesse (Bsp. Energiespeicher) wiederverwendet werden?
Plastik: Kann Plastik durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt oder Sekundärplastik verwendet werden?
Holz: Wie kann die Holzwertschöpfung in der Region verstärkt werden?
Textilien: Wie können Textilien wiederverwendet werden?
Wird eine ganze Branche mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft betrachtet, kann ein ganzheitlich abgestimmte Entwicklung angestrebt werden.
Ausgewählte Branchen
Landwirtschaft und Ernährung
Es gibt ein grosses Potenzial, die Produktion von landwirtschaftlichen Produkten in der Schweiz im Rahmen eines Kreislaufmodells besser in Wert zu setzen. Dabei kann auf viele Initiativen aufgebaut werden, die den natürlichen Kreislauf von Produktion, Verwertung und Kompostierung wieder in Gang setzen wollen (Beispiel Ricoter).
Gleichzeitig besteht ein grosses Potenzial in der Vermeidung und Verwertung von Lebensmittelabfällen:
Ein aktuelles Thema mit grossem Potenzial ist die Wasserressourcennutzung einer Region. Das BAFU stellt zur regionalen Planung von Wasserressourcen Praxisgrundlagen zur Verfügung.
Holzwirtschaft
Jährlich werden in der Schweiz rund zehn Millionen Kubikmeter Holz verbraucht. Holz wird heute schwerpunktmässig aus Deutschland oder Österreich importiert. Hier gibt es also ein entsprechendes Potenzial für die Nutzung und Inwertsetzung eines nachhaltigen einheimischen Wertstoffs.
Im Kanton Waadt wurde diesbezüglich ein Programme Bois zur stärkeren Einbindung der Holzwirtschaft in die regionale Wirtschaft gegründet und Holz wird als lokaler, nachwachsender Energieträger vom Kanton direkt gefördert. Die Nutzung von Holz als Bau- und Wertstoff trägt somit zum Erhalt von dezentralen Arbeitsplätzen entlang der Wertschöpfungskette bei, insbesondere in den ländlichen und peripheren Regionen der Schweiz.
Abfallwirtschaft
Die Schweiz ist international ein Spitzenreiter, wenn es um die Abfallmenge pro Kopf geht. Es gibt also ein grosses Potenzial zur Reduktion, aber auch zur Zweitverwertung von Abfall. Geschichtlich hat die Inwertsetzung der energetischen und stofflichen Rückstände der Abfallverbrennung in der Schweiz eine lange Tradition. Seit einiger Zeit gewinnen auch Fragen der CO2-Rückgewinnung und der Vergasung von Bioabfällen an Gewicht.
Ein Beispiel hierfür ist die Methanisierung von Bioabfällen. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft gilt es, vermehrt auch Abfallprodukte direkt wiederzuverwenden, wie dies beispielsweise bei Freitag im Rahmen des Upcyclings von Lastwagenblachen zu Taschen und Accessoires geschieht.
Es ist eine Seite, vermehrt Möglichkeiten neuer Reziklierprozesse aufzubauen und auszuweiten. Damit diese Geschäftsmodelle auch ein Erfolg werden, bedingt es, Abnehmer für die Sekundärrohstoffe zu finden
Bei diesem Schritt können RETs oder Städte auch unterstützend wirken, indem sie die Unternehmen zusammenbringen, gemeinsam das Potenzial ermitteln und Lösungsansätze für die Nutzung von Sekundärressourcen zu ermöglichen.
Bauwirtschaft
Die Bauwirtschaft beschäftigt in der Schweiz mehr als 500.000 Personen und ist für rund 10% des Schweizer BIP verantwortlich. Sie ist bezogen auf die Menge auch die grösste Produzentin von Abfall, weit vor der Industrie und den privaten Haushalten. Es gibt in der Baubranche daher ein grosses Potenzial für die Verwendung von rezyklierbaren Baustoffen und den konsequenten Einsatz von lokalen Ressourcen.
Die Rezyklierbarkeit betrifft insbesondere Beton und Betonprodukte, findet aber länger je mehr auch in anderen Bereichen Anwendung, beispielsweise durch die Verwendung von natürlichen, regional gewonnenen Bau- und Dämmstoffen wie Lehm oder Hanf.
Die Plattform «Circular Building Industry Innovation Booster” (CBI-Booster) hat zum Ziel, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft in der Schweizer Bauwirtschaft zu ermöglichen. Sie bietet die Expertise und die Möglichkeit, kreislaufwirtschaftliche Ansätze in der Bauwirtschaft zu entwickeln, zu testen und zu verbessern. Auf der Webseite finden Sie Ideen, Kontakte für fachliche Unterstützung, wie auch Informationen zu Anschubfinanzierung.
Der Verkauf von Möbeln und Einrichtungsgegenständen beläuft sich in der Schweiz gesamthaft auf rund CHF 3,8 Milliarden Franken pro Jahr. In Bezug auf die Kreislaufwirtschaft besteht insbesondere im Bereich der Verwendung von hochwertigen und rezyklierbaren Werkstoffen, dem fachgerechten Unterhalt der Materialien sowie der Entsorgung und Wiederverwertung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen ein grosses Potenzial.
Die konsequente Umsetzung von Kreislaufprinzipien in der Möbelproduktion wird im Rahmen der vom Migros-Pionierfonds und der Stiftung Pusch getragenen Initiative «Make furniture circular» gefördert.
Im Bereich der privaten Möbel haben sich früh schon Formen der Wiederverwendung und des Occasionshandels etabliert. Man denke hier nur an die grosse Zahl von Brockenstuben und Antiquitätenhändlern, die es in der Schweiz gibt.
Im Bereich der Büromöbel gibt es ebenfalls wegweisende Initiativen hinsichtlich der Produktion und Zertifizierung. Ein weiteres, grosses Potenzial liegt in der kommerziellen und privaten Zweitnutzung von Möbeln und Einrichtungen aus dem Büro- oder Hotelbereich.
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie
Die Maschinenindustrie stellt traditionell einen wichtigen Pfeiler der Schweizer Exportwirtschaft dar. Durch die Auslagerung ins Ausland sind in dem Bereich in den letzten 30 Jahren viele Arbeitsplätze in der Schweiz verloren gegangen. Nichtsdestotrotz haben sich viele Nischenanbieter halten können und es besteht ein beträchtliches Potenzial für Modelle der Kreislaufwirtschaft in dem Bereich, insbesondere in Bezug auf die Konstruktion, Herstellung und Vertrieb von Maschinen vor Ort in der Schweiz.
Durch regelmässige Wartung und Reparaturen kann die Lebensdauer von Maschinen und Geräten verlängert werden. Einzelne Anbieter von Maschinen haben beispielsweise sogenannte Remanufacturing-Angebote entwickelt, dem Vorbild von Baumaschinenhersteller Caterpillar folgend.
Konzeption und Bewirtschaftung von Arbeitszonen unter dem Aspekt der Kreislaufwirtschaft
Ausgangslage
Ein Areal verändert sich stark durch beispielsweise den Wegzug eines grösseren Unternehmens, durch die Planung einer Infrastruktur (Strasse, Bahnhof, Fernwärmenetz) oder durch eine andere raumplanerische Herausforderung oder
es steht die Revision des regionalen Richtplans an.
Ziele
Zukunftsfähige Areal- und Standortentwicklung in ist einem Instrument (Regionalen Richtplan, Nutzungskonzept) verankert
Unternehmen erkennen die Chancen der Kreislaufwirtschaft für die Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells
Ein Kreislaufwirtschaftskonzept für ein Areal liegt vor.
Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen
Region
Gemeinden
Fachleute/ Raumplanerinnen und Raumplaner
Ev. Kantonale Behörde
Vorgehen
Der regionalen Entwicklungsträger (RET) führt Interviews mit den betroffenen Unternehmen, um die Herausforderungen und unterschiedlichen Interessen zu identifizieren
Der RET baut ein Projekt auf, bei dem die betroffenen Gemeinde, der Kanton und wichtige Organisationen involviert sind, bzw. eine Trägerschaft bilden
Kreislaufwirtschaft wird als Methode genutzt, um zukunftsfähige Standorte zu entwickeln.
Materialien
Z.B.
Factsheet oder Video zur zukunftsfähigen Standortentwicklung mit Kreislaufwirtschaft
Expertendatenbank: Planerinnen und Planer sowie Beratungsunternehmen, welche Kreislaufwirtschaft miteinbeziehen
Gemeinsame Dienstleistungen und Kooperationen
Das Potenzial durch gemeinsame Dienstleistungen und Kooperationen von mehreren Firmen innerhalb von Regionen ist gross. Es können neue Geschäftsmodelle entstehen, Ressourcen auf verschiedenen Ebenen eingespart und dadurch die Wertschöpfung in der Region erhöht werden. Beispielsweise können durch Kooperation zweier Firmen Nebenprodukte in Wert gesetzt werden, wie es in Hinwil bei der Gemüseproduktion mit Hilfe der Abwärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage (KEZO) und mit Hilfe von aus der Luft gefiltertem CO2 von Climeworks geschieht.
Sollen spezifische Nebenprodukte in Wert gesetzt werden, lohnt es sich eine genaue Potenzialanalyse auf Ressourcenebene zu machen.
Auch können Dienstleistungen wie Seminarräume, Verpflegungsmöglichkeiten, die Aus- und Weiterbildung von Arbeitnehmenden, die Nutzung von Fahrzeugflotten oder Infrastruktur geteilt und gemeinsam bewirtschaftet werden, um nicht mehrfach Räumlichkeiten und Infrastrukturen zu bauen und die vorhandenen Ressourcen bestmöglich auszunutzen.
Strategische Entwicklung
Es ist auch möglich, die Kreislaufwirtschaft in der Grössenordnung einer Arbeitszone zu denken, um Ressourcenströme und Dienstleistungen zu bündeln.
Mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft kann auch eine gesamtheitliche Betrachtung auf die Entwicklung einer Arbeitszone oder eines Entwicklungsschwerpunkts in Form eines Entwicklungskonzepts aufgebaut werden. Somit wäre die strategische Entwicklung ein Grundstein für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Arbeitszone. Hier spielt auch die raumplanerische Dimension eine Rolle.
Region integriert KLW in seine Strategie – aus Eigeninitiative oder aufgrund kantonaler Vorgaben
Ausgangslage
Die Region möchte eine Kreislaufwirtschaft-Strategie in ihre bestehende Strategie integrieren
Der Kanton nimmt die Kreislaufwirtschaft in ihr Umsetzungsprogramm auf und Region wird beauftragt, die Kreislaufwirtschaft ihrer Strategie zu integrieren.
Ziele
Eine Strategie ist aufgebaut und konsolidiert
Die relevanten Akteure in der Region sind beim Strategieaufbau integriert und miteinbezogen.
Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen
Region
Unternehmen
Gemeinden
Vorgehen
Aufbau einer Entwicklungsstrategie gemäss Toolbox:
Gibt ein Kanton eine Kreislaufwirtschaftsstrategie vor oder hat eine Region oder eine Stadt die Eigeninitiative, eine nachhaltige Zukunftsstrategie zu entwickeln, können klassisch die Kapitel Potenzialanalyse und Strategiebildung verwendet werden.
Unterstützung bei der Projektentwicklung für Initiativen aus der Gesellschaft und Wirtschaft
Ausgangslage
Basierend auf einer bestehenden Strategie der Region sollen Projekte zum Thema Kreislaufwirtschaft oder Nachhaltigkeit aufgebaut werden
Der Kanton nimmt Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft in das Umsetzungsprogramm auf und fordert die regionalen Entwicklungsträger auf, Projekte zu diesem Themenbereich aufzubauen und umzusetzen.
Ziele
Ein oder mehrere Projekte in der Region zum Thema Nachhaltigkeit/Kreislaufwirtschaft sind aufgebaut
Die Herausforderungen der Region bezüglich Ressourcen sind aufgegriffen.
Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen
Region
Unternehmen
Gemeinden.
Vorgehen
Führen von 2-3 Informations- und Diskussionsabenden mit Unternehmen, dem Kanton und z.B. mit einem Regionalen Innovationssystem, um zu sensibilisieren, informieren, vernetzen oder um spezifische Themen zu identifizieren
Aufbau von Runden Tischen zu spezifischen Themen (Beschaffung, Branche, Rohstoff, Herausforderung) und Aufbau einer konkreten Fragestellung und Trägerschaft
Ausarbeiten einer Projektskizze, Aufbau eines Projekts und Ausarbeitung eines NRP-Antrages.
Materialien
Z.B.
Input Referat von regiosuisse zum Aufbau von Projekten im Bereich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Liste mit Referierenden für einen Informationsanlass
Die Europäische Kommission hat vor kurzem einen neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft ausgearbeitet, dessen Hauptziel darin besteht, die Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftlichen Aktivitäten zu stärken, gleichzeitig die Umwelt zu schützen und eine effiziente Nutzung der Ressourcen zu gewährleisten. Dieses Instrument ist eines der Hauptelemente des «Grünen Deals» für Europa, eines neuen europäischen Programms für nachhaltiges Wachstum.
Mehr Informationen zum europäischen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft werden auf der Website der Europäischen Kommission bereitgestellt.
Auch in der Schweiz ist die Kreislaufwirtschaft Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit, insbesondere durch verschiedene parlamentarische Initiativen, Interpellationen und Postulate, die in den letzten Jahren eingereicht wurden:
Übersicht Parlamentarische Initiativen, Interpellationen und Postulate zum Thema Kreislaufwirtschaft
Das von Staatsrat Beat Vonlanthen am 15. Juni 2017 eingereichte Postulat «Die Chancen der Kreislaufwirtschaft nutzen. Prüfung steuerlicher Anreize und weiterer Massnahmen» war u.a. Gegenstand eines Berichts des Bundesrats. Der Bundesrat kommt darin zum Schluss, dass ein koordiniertes Massnahmenpaket, das sowohl das Angebot als auch die Nachfrage abdeckt, das geeignetste Instrument wäre, um die Kreislaufwirtschaft wirksam zu fördern.
Eine erste repräsentative Studie zum Umsetzung der Kreislaufwirtschaft auf Unternehmensebene. Den Statusbericht der Schweizer Kreislaufwirtschaft von Thobias Stucki und Martin Wörter im Auftrag der Berner Fachhochschule in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich.
Bestehende Initiativen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft
Mehrere Initiativen, die teilweise vom Bund unterstützt werden, zielen ebenso darauf ab, die Kreislaufwirtschaft zu fördern und ihre Umsetzung zu erleichtern:
Der Verein «Go for impact» hat zum Ziel, Unternehmen in ihren Bemühungen zu unterstützen, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren und ihre positiven Auswirkungen auf die Umwelt in der Schweiz und im Ausland zu erhöhen, insbesondere im Hinblick auf Materialien und Rohstoffe.
Das NFP 73 ist das erste Nationale Forschungsprogramm, das sich auf alle natürlichen Ressourcen konzentriert, alle Stufen der Wertschöpfungskette einbezieht und eine umfassende Untersuchung von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft integriert. Zu einer Reihe von Projekten gehört ein Fokus auf die Kreislaufwirtschaft.
Ein Team von engagierten Organisationen lancierte im Sommer 2018 die «Circular Economy Switzerland». Unterstützt von der MAVA-Stiftung und Förderfonds «Engagement» der Migros-Gruppe will die Circular Economy Switzerland mit verschiedenen Projekten und Veranstaltungen die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz fördern: Impact Hub «circular economy incubator» – 27 Schweizer Start-ups wollen eine kreisförmigere Schweiz aufbauen.
Veranstaltungen
Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft
Mehrere Veranstaltungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, zum Austausch von Erfahrungsberichten oder zur Unterstützung privater und öffentlicher Akteurinnen und Akteure werden regelmässig auf der Plattform von Circular Economy Switzerland aufgeführt.
Schweizer KMUs: wirtschaftlich erfolgreich und umweltschonend durch Kreislaufwirtschaft
Studie zu Kreislaufwirtschaft-KMUs
Schweizer KMUs stehen vor vielfältigen Herausforderungen: Wichtige Ressourcen sind nur im Ausland verfügbar. Viele Unternehmen haben sich ehrgeizige Klimaziele gesteckt. Zudem weisen die Zeiger im In- und Ausland in Richtung Ressourcenschonung und Abfallreduktion. Kreislaufwirtschaft kann dabei helfen, diesen Herausforderungen zu begegnen. Dank zirkulärer Geschäftsmodelle können Schweizer KMUs mit Ressourcen schonen, Energie sparen und Abfall reduzieren Geld verdienen. Eine neue Studie hat 11 Faktoren identifiziert, die Schweizer KMUs dabei helfen, erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft zu sein.
«Wir glauben daran, dass es sich lohnt, ein Zeichen zu setzen gegen übertriebene Konsum- und Wegwerfmentalität», sagt Aurel Greiner von revendo. Er ist einer von 15 erfolgreichen Schweizer Unternehmer/innen, die ihr Know-How in die Studie eingebracht haben. Das KMU revendo repariert gebrauchte Handys und Tablets, aktualisiert die Software und verkauft sie mit Garantie an neue Kund/innen. Dieses Wiederaufbereiten ist ein Geschäftsmodell der Kreislaufwirtschaft, daneben stehen das Teilen, das Wiederverwenden und das Reparieren. Diese Strategien verlängern das Leben von Produkten und sind deswegen besonders ressourcenschonend. Momentan wirtschaften die meisten Schweizer KMUs nach dem linearen Prinzip: Ressourcen entnehmen, Produkte herstellen, verkaufen, nutzen und entsorgen. Nur ein Zehntel der Schweizer Unternehmen setzen bisher massgebend auf Kreislaufwirtschaft.
Besonders umweltschonend: teilen, wiederverwenden und wiederaufbereiten
Dabei spielen KMUs bis 250 Mitarbeitende eine entscheidende Rolle, denn sie machen über 99 % der Unternehmen in der Schweiz aus. Um den KMUs einen Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft aufzuzeigen und um sie zu unterstützen, haben BAFU und SECO beim Think- and Do-Tank sanu durabilitas eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ziel: herausfinden, welche Faktoren ausschlaggebend dafür sind, dass Schweizer KMU's Kreislaufwirtschaft erfolgreich in ihre Geschäftsmodelle integrieren. Untersucht wurden nicht nur bereits erfolgreiche Kreislaufwirtschaft-KMUs aus der Schweiz, sondern auch der aktuelle Stand internationaler Forschung. Zudem hatten fünf Expertinnen und Experten die Möglichkeit, ihr Wissen einzubringen.
Es ist die erste Studie, die spezifisch Schweizer Kreislaufwirtschaft-KMUs untersucht hat. Ausserdem stehen erstmalig die besonders ressourcenschonenden Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft im Zentrum: Teilen, Wiederverwenden und Wiederaufbereiten.
ein Gastbeitrag von sanu durabilitas, Autorin: Heidi Schmidt
11 Erfolgsgeheimnisse
N°1: zusätzlichen Nutzen kommunizieren – den Mehrwert des zirkulären Produktes oder der Dienstleistung gegenüber der linearen Produktion aufzeigen, um sich von Wettbewerbern abzuheben und Kundschaft sowie Partner und Partnerinnen zu gewinnen.
N°2: Öko-Nische verlassen – ein gewohntes Konsumerlebnis gestalten, damit die Kundschaft wenig Anpassungsaufwand hat und somit Kundenkreise über die umweltbewusste Nische hinaus gewonnen werden können.
N°3: bequemes Angebot präsentieren – zeigen, dass Ressourcenschonen nicht anstrengend ist, denn Produkte und Dienstleistungen können so gestaltet sein, dass sie einfach zu nutzen sind.
N°4: sanft Gewohnheiten ändern – Anreize und Angebote schaffen, die neue, nachhaltigere Konsumgewohnheiten fördern, um den Kunden und Kundinnen den Umstieg zu erleichtern.
N°5: physisch präsent sein – eine zentrale Verkaufsstelle bieten, um Vertrauen zu stärken und die Sichtbarkeit von Kreislaufwirtschaft-Geschäftsmodellen zu erhöhen.
N°6: mutig Neues lernen – Unternehmenskultur fördern, die Innovation und das Erlernen neuer Fähigkeiten unterstützt.
N°1: zusätzlichen Nutzen kommunizieren –«Wir stellen den Mehrwert für unsere Zielgruppe und Partner/innen in den Vordergrund.» Mirco Egloff, loopi. loopi vermietet nachhaltig produzierte Infrastruktur in einem Abo-Modell. Passt der Kinderwagen oder Veloanhänger nicht mehr, kann er gegen ein anderes Modell getauscht werden. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass es den zusätzlichen Nutzen ins Zentrum seiner Kommunikation stellt: preiswert und flexibel für die Kundschaft, Zusatzservice für Geschäftspartner und Geschäftspartnerinnen. So hebt sich das KMU von Mitbewerbern der linearen Produktion ab und gewinnt Partner und Partnerinnen.
N°2: Öko-Nische verlassen –«Ich will, dass unsere Kundschaft Rework-Kleider kauft, weil sie ihnen gefallen» Kasper Schlaeppi, Rework. Rework hat das Secondhand-Geschäft revolutioniert. Das KMU näht aus gebrauchter Kleidung neue Kollektionen in verschiedenen Grössen. Ein entscheidender Faktor für seinen Erfolg ist laut einer neuen Studie, dass das Label bewusst die Öko-Nische verlässt. Mit wechselnden Kollektionen, Auswahl in verschiedenen Grössen und Läden an zentraler Lage bietet es ein gewohntes Konsumerlebnis. Zudem spricht es mit modernen Schnitten, dem Versprechen von Individualität und emotionaler Bindung die grosse Masse an.
N°3: bequemes Angebot präsentieren –«Bei uns gibt es keine komplizierten Buchungsprozesse», Stefan Maissen, Rent a Bike. Rent a Bike ist ein Dinosaurier unter den KMUs mit erfolgreichen Kreislaufwirtschaft-Geschäftsmodellen. Seit 1987 vermietet es Velos. Das KMU versteht sich aber nicht nur als Velo-Vermieter, sondern bietet einen Rundum-Service: flexible und unkomplizierte Miete, Sorglospakete und Komplettservice sowie gepflegte und sichere Bikes für Privatpersonen und Firmen. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut der neuen Studie, dass die Dienstleistung bequem zugänglich ist.
N°4: sanft Gewohnheiten ändern –«Besonders lohnen sich Produkte, die man selten braucht und in der Anschaffung teuer sind.» Ivo Kuhn, Sharely. Viele haben Gegenstände zu Hause, die sie nur selten brauchen. Andere benötigen genau diese Dinge. Warum also nicht von denen mieten, die sie bereits besitzen, anstatt sie neu zu kaufen? Sharely vermietet in der ganzen Schweiz online Gegenstände aller Art. Das ist billiger, spart Platz, schont Ressourcen und mindert Abfallberge. Dank Zahlungsgarantie und Versicherung besteht für die Vermieter kein Risiko. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass es durch sein Angebot Anreize schafft, Konsumgewohnheiten sanft zu ändern.
N°4: sanft Gewohnheiten ändern –«Dank des Abos werden Gewohnheiten geändert», Anna Mucha, OiOiOi. OiOiOi vermietet hochwertige, nachhaltige Kleidung für Babys und Kleinkinder im Abo. So wird Mieten ganz einfach: Abo wählen, Bündel zusammenstellen und per Post erhalten, die Kleider tragen, bis sie zu klein werden und gegen die nächste Grösse tauschen. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass es versucht, sanft Gewohnheiten zu ändern. Durch das gewählte Abo-Modell schafft es Anreize, die den Kunden und Kundinnen den Umstieg von kaufen, nutzen und entsorgen hin zum Teilen erleichtern.
N°5: physisch präsent sein – «Wir machen 50 Prozent unseres Umsatzes in unseren Filialen», Aurel Greiner, Revendo. Revendo vertreibt gebrauchte Smartphones, Tablets etc. Das KMU repariert sie, bereitet sie auf und verkauft sie anschliessend mit Garantie. Damit hat es aus dem ständigen Drang zum neusten Produkt ein nachhaltiges Geschäft gemacht. Es vermittelt die nur kurz genutzten Produkte an Kund/innen, die gerne ein hochwertiges Gerät hätten, sich aber ein neues nicht leisten können. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Revendo ist laut einer neuen Studie, dass das KMU mit seinen Läden zentral in Fussgängerzonen präsent ist. So baut es Vertrauen bei Verkäufer und Käuferinnen auf. Ausserdem wird das Kreislaufwirtschaft-Geschäft sichtbar.
N°6: mutig Neues lernen – «Um diesen Weg gehen zu können, hat es Mut gebraucht», François Pugliese, Elite. Elite verkauft nicht nur hochwertig gefertigte Matratzen, sondern auch Liegeminuten an Hotels. Dank eines digitalen Sensors wird gemessen, wann welche Matratze wie lange belegt ist. Das Hotel zahlt nur die tatsächliche Auslastung. Das Leasingsystem ermöglicht es, die Abnutzung der Matratze zu überwachen, Rotationen einzuführen und makellose, hochwertige Betten zu garantieren. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass es mutig Neues ausprobiert. Bei Elite heisst das auch, Partner/innen und Kund/innen zu finden, die ebenfalls offen sind, Neues zu lernen.
N°6: mutig Neues lernen – «Um den Zustand gebrauchter Outdoor-Artikel beurteilen zu können, braucht es Kompetenzen, die bisher nicht gefragt waren», Isa Schindler, 2nd Peak. Seit 2020 kauft 2nd Peak gebrauchte Outdoor- und Bergsportkleidung sowie Ausrüstung von Privatpersonen an und verkauft sie weiter. Zudem gibt es einen Miet-, Pflege- und Reparaturservice. Das ist für die Kundschaft nicht nur günstiger, sondern spart zudem Ressourcen, Energie und CO2. Ausserdem entsteht weniger Abfall. Neben dem Onlineshop gibt es zwei Läden in Bern und Zürich. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass die Gründerin und ihr Team mutig waren und offen dafür, neue Wege zu beschreiten.
N°7: finanziellen Spielraum schaffen – Strategien zur finanziellen Absicherung entwickeln, um das ökonomische Risiko zu reduzieren und Innovationen vorantreiben zu können.
N°8: klare Vision verfolgen – eine klare Richtung definieren, die als Grundlage für Entscheide und Strategien dient
N°9: B2B-Markt nicht vergessen – Potenziale im Business-to-Business-Segment erkennen, um von Skaleneffekten und Transparenz zu profitieren.
N°10: branchenweit und -übergreifend zusammenarbeiten – Kooperationen in der ganzen Branche, über sie hinaus und entlang der ganzen Wertschöpfungskette initiieren und pflegen, um Synergien zu schaffen und gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen.
N°11: Rahmenbedingungen aktiv mitgestalten – sich politisch und gesellschaftlich engagieren, um Gesetze, Normen, Prozesse und Wissen in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft zu verbessern.
N°7: finanziellen Spielraum schaffen – «BURRI ist ein traditioneller Handwerkerbetrieb. Wir haben Kreislaufwirtschaft umgesetzt, bevor es diesen Begriff gab.» Andreas von Euw, BURRI public elements. BURRI bietet alles, was es für die Gestaltung des öffentlichen Raums braucht: Haltestellen, Bänke, Verkehrstechnik und Beleuchtung. Dabei legt das KMU seit jeher grossen Wert auf Langlebigkeit, verfügbare Ersatzteile und demontierbare Konstruktionen. So sorgt es dafür, dass die hergestellten Produkte repariert, aufgefrischt oder mit neuer Technologie ausgestattet, für einen oder mehrere Lebenszyklen weiter verwendbar sind. Für alle Lösungen gibt es die dazu passenden Life-Cycle-Care Modelle (Pflege, Unterhalt, Miete etc. ). Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass das KMU finanziellen Spielraum aus dem bestehenden Kerngeschäft für Innovationen und neue Geschäftsideen schaffen konnte.
N°8: klare Vision verfolgen –«Von Anfang an haben wir an unserer Vision festgehalten», Jeannette Morath, reCIRCLE. reCIRCLE hat eine Alternative zu Einwegverpackungen im Takeaway-Bereich entwickelt. Durch die wiederverwendbaren Lunchboxen und Becher werden jährlich in Mensen, Restaurants, Takeaways und Gemeinden Millionen Einwegbehälter gespart. Sie können hunderte Male gewaschen und wieder verwendet werden. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass es eine klare Vision verfolgt. Sie dient als Grundlage für alle Entscheide und die Strategie.
N°9: B2B-Markt nicht vergessen –«Wir haben schnell gemerkt, dass wir dank B2B viel mehr Leute erreichen können.» Cristiana Grossenbacher, Loopia. Software-Lösungen für Händler und Marken, die im Bereich der Wiederverwendung tätig sind – das bietet das KMU Loopia. So trägt es dazu bei, dass Konsumierende in einer bekannten eCommerce-Umgebung Secondhand-Produkte verkaufen sowie kaufen können. Damit holt Loopia Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft aus der Nische, denn: gebrauchte Produkte können genau so bequem genutzt werden wie neue. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass Loopia das Potential der B2B-Zusammenarbeit erkannt hat und von Skaleneffekten profitiert.
N°10: branchenweit und -übergreifend zusammenarbeiten – «Damit Bauteile im grossen Stil wiederverwendet werden können, braucht es industrielle Lieferketten» Alberto Cerri, öbu – Verband für nachhaltiges Wirtschaften. RUSS, das steht für «Re-Use of Steel Selections» und ist ein Projekt von öbu (Verband für nachhaltiges Wirtschaften). Stahlprofile gelten in der Baubranche als besonders kreislauffähig. Sie können ausgebaut und oft direkt in einen neuen Bau integriert werden. In der Praxis fehlt aber oft die nötige Koordination. Ziel des Projektes ist es dementsprechend, eine kommerzielle Wertschöpfungskette für die Gewinnung, Qualifizierung und den Vertrieb zu schaffen. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Projekts ist laut einer neuen Studie, dass in der ganzen Branche und darüber hinaus nach Lösungen gesucht wird.
N°10: branchenweit und -übergreifend zusammenarbeiten – «Kreisläufe schliessen geht nicht allein, es braucht Kooperationen weit über die Unternehmensgrenze hinaus», Bigna Salzmann, FREITAG. Die robusten Taschen aus gebrauchten LKW-Planen von FREITAG haben bereits Kult-Status. Das KMU gibt sich mit dem Wiederaufbereiten der Planen aber nicht zufrieden. Tauschen, reparieren, Materialkreisläufe schliessen – das sind alles Strategien der Kreislaufwirtschaft, mit denen es sich auseinandersetzt. Das Unternehmen arbeitet weit über seine Branche hinaus mit anderen zusammen, um Synergien zu schaffen und gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen. Dieses Engagement ist laut einer neuen Studie auch ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs.
N°10: branchenweit und -übergreifend zusammenarbeiten – «Das Zusammenbringen aller Akteure braucht Zeit, ist aber essenziell für den Erfolg» Rosanna Ulmi, Codha. Codha ist eine Genossenschaft, die solidarische Wohnprojekte mit gemeinschaftlich genutzten Innen- und Aussenräumen umsetzt und die Bewohner und Bewohnerinnen aktiv an der Planung, der Verwaltung und der Lebensgestaltung beteiligt. Sie baut nach hohen ökologischen Standards und integriert Carsharing in das Wohnkonzept. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des KMUs ist laut einer neuen Studie, dass das Unternehmen sowohl in der Immobilienbranche als auch darüber hinaus mit allen Beteiligten Kooperationen initiiert und pflegt, Synergien schafft und gemeinsam Herausforderungen bewältigt.
Verschiedene Studien zeigen, dass das Potenzial der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz trotz der klaren ökonomischen, ökologischen und sozialen Vorteile nicht ausgeschöpft wird. Grund dafür sind zahlreiche Hürden, die sich KMUs in den Weg stellen, wenn sie auf zirkuläre Geschäftsmodelle setzen möchten:
Mangelndes Bewusstsein und Wissen bei Partnern und Kundschaft, was Kreislaufwirtschaft ist
Etablierte Prozesse und Strukturen verändern
Psychologischer und zeitlicher Umstellungsaufwand der Kundschaft
Schwierigkeit, Wertversprechen im aktuellen Kontext zu formulieren
Fehlende Zeit und Finanzierung für technologische Innovationen und Unternehmensentwicklung
Zu wenig ausgereifte neue Technologien bzw. zu schwierige, technische Umsetzung
Fehlendes Fachwissen für die Umsetzung und qualifiziertes Personal
Ökonomisches Risiko aufgrund der hohen Investitionskosten und unsichere Zahlungsbereitschaft der Kundschaft
Unvorteilhafte Gesetze und Normen sowie fehlende staatliche Förderinstrumente
Die identifizierten Erfolgsfaktoren sowie die Handlungsempfehlungen für Verbände und die öffentliche Hand helfen dabei, genau diese Hürden zu überwinden. In der EU gehen einige der Mitgliedstaaten stark voran, diese Hürden abzubauen. Um die Wettbewerbschancen für Schweizer Kreislaufwirtschaft-KMUs nicht zu verschlechtern, gilt es, auch die Rahmenbedingungen in der Schweiz zu verbessern.
Öffentliche Hand / Verbände / Organisationen
Auch wenn Schweizer KMUs zentral sind für die Weiterentwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle; sie können es nicht allein schaffen, die Schweiz fit für mehr Kreislaufwirtschaft zu machen. Deswegen wurden in der Studie von sanu durabilitas auch Empfehlungen zur Förderung kreislaufwirtschaftsbasierter Geschäftsmodelle erarbeitet. Sie reichen von ökonomischen Anreizen über Informationsinstrumenten bis hin zu regulativen Elementen.
Welche KMUs in der Schweiz setzen erfolgreich Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft um? Was hat dabei geholfen, Hürden zu überwinden und zu skalieren? Was können andere KMUs von ihnen lernen? Darum geht es in einer neuen Studie zur Diffusion von Kreislaufwirtschaft.
Der Think- and Do-Tank sanu durabilitas hat im Auftrag des BAFU und SECO wissenschaftliche Literatur ausgewertet, erfolgreiche Schweizer Kreislaufwirtschaft-KMUs interviewt und Experten und Expertinnen befragt. Das Ergebnis: «Kreislaufwirtschaft für KMUs: 11 Erfolgsgeheimnisse».
In der Zusammenfassung der Studie erfahren KMUs, welche Strategien dabei helfen, ein Unternehmen erfolgreich in Richtung Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln, und wie sie bestehende Hürden überwinden können.
Methodik
Die für die Studie ausgewählten Schweizer KMUs stammen aus Sektoren, die sowohl umweltrelevant sind wie auch vor einer Diffusionsherausforderung stehen (vgl. Studie von Stucki und Wörter 2022: Statusbericht der Schweizer Kreislaufwirtschaft): Bau/Wohnen, Nahrungsmittel, Mobilität, Textilien und Elektronik. Alle KMUs setzen auf die besonders ressourcenschonenden, zirkulären Geschäftsmodelle Teilen, Wiederaufbereiten und Wiederverwenden:
Aufbauend auf der Analyse wissenschaftlicher Literatur wurden die Erkenntnisse zu Hürden und Erfolgsfaktoren beim Umsetzen von zirkulären Geschäftsmodellen im Austausch mit den KMUs weiterentwickelt. Die Resultate bestätigen, dass die befragten Schweizer Kreislaufwirtschaf-KMUs ähnlichen Hürden begegnen, wie bereits in der internationalen Forschung identifiziert. Auch die daraus entwickelten Erfolgsfaktoren weichen nicht grundsätzlich von den wissenschaftlichen Empfehlungen ab. Dank der Befragung konnten allerdings spezifische Aspekte herausgearbeitet werden, welche für die Praxis Schweizer KMUs lehrreich sein können.
Nebst der Literaturanalyse stützt sich die Studie auf die Methode der Fokusgruppe für die Datenerhebung sowie die qualitative Datenanalyse. Die Unternehmen wurden zu einer der Fokusgruppen eingeladen, welche nach Geschäftsmodellen organisiert waren. Zur Validierung und Kontextualisierung der Resultate, wurden fünf externe KLW-Experten und Expertinnen befragt:
Interviews mit regionalen Akteurinnen und Akteuren sind durchgeführt und ausgewertet
Synthese der Umfeldanalyse ist erstellt
Potenziale sind identifiziert und priorisiert und weiteres Vorgehen steht fest (Foto-Protokoll Workshop)
Rolle der Region
Schlüsselakteurinnen und -akteure
Regionen, Gemeinden und Städten kommt bei der Umsetzung von Initiativen im Bereich der Kreislaufwirtschaft eine grosse Bedeutung zu. Das Regionalmanagement kann dabei eine zentrale Rolle einnehmen, indem es einen entsprechenden Prozess initiiert und moderiert und die richtigen Partner zusammenbringt, um darüber nachzudenken, wie eine Kreislaufwirtschaftsinitiative erfolgreich aufgezogen werden kann. Eine Umfeld- und Potenzialanalyse kann einen ersten Schritt eines solchen Prozesses darstellen.
Die folgenden Ausführungen gelten dabei nicht nur für Regionen, sondern auch für Städte, Gemeinden oder Kantone, wo (analog zu Regionalmanagements oder Regionalentwickelnden) Personen aus Verwaltung oder Politik die Kreislaufwirtschaft vorantreiben können.
Weitere Informationen und Hilfestellungen:
Informationen zum Thema «Zusammenarbeit und Kooperation als Basis für Regionalentwicklungsprojekte» finden Sie hier.
Umfeldanalyse
Vorbereitung
In einem ersten Schritt geht es darum, sich einen Überblick über die Situation vor Ort zu verschaffen und die wichtigsten Zusammenhänge innerhalb und zwischen den Branchen (z.B. ressourcenspezifisch: Energie, Mobilität, Logistik, Abfall, Wasser etc.) zu verstehen.
Dabei ist es hilfreich, dass sich die Regionalentwickelnden als Vorbereitung beispielsweise folgende Fragen stellen:
Wie funktioniert meine Region?
Welche Branchen und Ressourcen haben den grössten Impact auf die Wirtschaft und Umwelt in der Region?
Wer sind die Schlüsselakteure? (Beispiele siehe Abbildung Regionale Schlüsselakteure)
Welche relevanten Initiativen und Strategien gibt es schon in der Region? (Kantonale Strategiepapiere im Bereich Nachhaltigkeit, Förderung von Projekten)
Mit welchen Herausforderungen ist die Region konfrontiert?
Analyse
Für die Umfeldanalyse können Gespräche mit den wichtigsten Schlüsselakteuren beim Systemverständnis helfen und gleichzeitig dazu beitragen, wichtige Akteure ins Boot zu holen. Ergänzend können zur Vertiefung Daten analysiert werden (z.B. Schlüsselindikatoren zu Branchen und Ressourcen).
Für die Gespräche mit den identifizierten Schlüsselakteuren können folgende Fragen hilfreich sein:
Welche Rollen, Bedürfnisse und Probleme haben die Schlüsselakteuren?
Bestehen in der Region Engpässe bei spezifischen Ressourcen (z.B. Wasser, Materialien, Energie)?
Bestehen in der Region grosse Mengen an Abfallprodukten oder ungenutzten Nebenprodukten?
Wo bestehen in der Region Chancen der Kreislaufwirtschaft?
Synthese erstellen
Aus den Daten und den Gesprächen können schliesslich die wichtigsten Probleme und die wichtigsten Treiber/Chancen der Kreislaufwirtschaft hergeleitet und in einer Synthese verankert werden. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach dem Perimeter. Soll eine Branche, eine (Arbeits-)zone, eine Produktklasse, die öffentliche Beschaffung oder ein Kreislaufabschnitt eines Produktes betrachtet werden? Mehr zur Präzisierung der Potenziale in Modul 1 unter Potenziale.
Die Potenzialanalyse kann auf Basis der Umfeldanalyse gemeinsam mit Schlüsselakteuren in der Stadt, Gemeinde oder Region erarbeitet werden. Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln, die Erkenntnisse aus der Umfeldanalyse zu verifizieren, den Problemen vertiefter auf den Grund zu gehen und Lösungsansätze zu identifizieren und zu priorisieren. Dazu können z.B. Workshops im grösseren oder kleineren Kreis durchgeführt werden.
Workshopplanung und -durchführung
Für den ersten Workshop mit den Schlüsselakteuren dienen folgende Arbeitsschritte als Grundlage:
Vorbereitung: Auswahl der Akteure für den Workshop, Versand der Einladung zum Workshop, Versand der Synthese der Umfeldanalyse, Programm erstellen.
Durchführung: Zum Einstieg in den Workshop können die Erkenntnisse aus der Umfeldanalyse präsentiert und mit den Akteuren validiert werden. In einem nächsten Schritt kann mittels einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken (SWOT) Analyse ein gemeinsames Verständnis für die Bedürfnisse der Region geschaffen werden. Dies kann beispielsweise für die ganzheitliche Betrachtung einer spezifischen Branche, einer Wertschöpfungskette eines Produktetyps, einer Ressource oder von transversalen Themen wie Mobilität oder Logistik vertieft werden. Aus dieser Analyse können gemeinsam Potenziale erarbeitet und priorisiert werden. Abschliessend können die nächsten Schritte, der Beizug weiterer Akteure und die Verantwortlichkeiten geklärt werden.
Nachbereitung: Versand Foto-Protokoll (Bsp. als PowerPoint oder Word) des Workshops mit der Essenz zur Entscheidung der weiteren Bearbeitung. Je nach Konkretisierung des Potenzials kann die Ebene des Potenzialansatzes identifiziert werden. Dies dient als Vorbereitung für das nächste Modul zur Ziel- und Strategiedefinition.
Ebene des Potenzialansatzes:Die Grafik veranschaulicht, dass verschiedene Ansätze auf verschiedenen Ebenen bei unterschiedlichen Institutionen möglich sind. Sie ist nutzbar, um Potenziale den Ebenen zuzuordnen, Strategien für Ebenen zu verankern und Massnahmen gezielt auszurichten. Ein Beispiel dafür ist: Die Förderung von nachhaltigen Baustoffen. Es gibt verschiedene Ansätze, wie die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen gefördert werden kann. Es können beispielsweise die betroffenen Akteure mit Erfolgsbeispielen informiert werden, oder die Ausbildung in diesem Bereich gestärkt werden. Es könnte auch ein Monitoring dazu eingerichtet werden, welche Materialien wo eingesetzt werden. Auch möglich wäre, dass nachhaltige Baustoffe mit Anreizen gefördert werden oder auch dass gesetzliche Vorgaben ausgearbeitet werden. Diese genannten Bespiele zeigen die verschiedenen Ebenen der Intervention auf.
Die Ziel- und Strategiebildung bezweckt, eine gemeinsame Stossrichtung und Messbarkeit der Entwicklung zu definieren. Auf dieser Basis könnte bei Bedarf auch finanzielle Unterstützung für die Umsetzung beantragt werden.
Zieldefinition
Vorbereitung
Die Zieldefinition kann beispielsweise durch Regionalentwicklerinnen und -entwickler (respektive zuständige Personen in der Stadt oder Gemeinde) alleine vorbereitet werden und im anschliessenden Workshop zur Strategiebildung diskutiert werden.
Für die Zieldefinition stellen sich folgende Fragen:
Besteht bereits eine regionale Entwicklungsstrategie (oder Ähnliches), die ergänzt werden könnte oder mit der die Ziele abgestimmt werden sollten?
Können beispielsweise kantonale oder nationale Strategien für die Legitimation beigezogen werden?
Welche Zielgruppen möchten wir erreichen?
Welche Ziele verfolgt die Region in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft? Sind es allgemeine Zielsetzungen, spezifische Branchenziele, spezifische Ressourcenziele usw.?
Bestehen zu den Zielsetzungen Kennzahlen, die das Ziel messbar machen?
Insbesondere die Zielgruppe gilt es möglichst früh zu klären und gemeinsam mit den beteiligten Akteurinnen und Akteuren massgeschneidert auf die lokalen Gegebenheiten festzulegen. Je nach Kontext und Reifegrad können die Ziele variieren. Sie können beispielsweise aus der Umfeld- und/oder Potenzialanalyse hergeleitet oder separat erarbeitet werden.
Hierzu kann die «Theory of change» Unterstützung bieten. Dabei werden zu Beginn die langfristigen Ziele festgehalten, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen festgelegt, zu erwartende Resultate bestimmt und Aktivitäten geplant. Eine einfache Vorlage hierzu ist folgend bereitgestellt. Eine Abstimmung der Ziele in bestehende Strategien (z.B. regionale Entwicklungsstrategie) ist wichtig und sinnvoll.
Eine Strategie kann dabei helfen, das gemeinsame Verständnis auf den Punkt zu bringen, wie die definierten Ziele erreicht werden können. Idealerweise wird sie daher gemeinsam mit den Schlüsselakteuren entwickelt. Die Strategie sollte eine Vision, klare Ziele, Rollen und Verantwortlichkeiten sowie Bezüge zu anderen Strategien aufzeigen. Eine gemeinsam getragene Strategie bildet einen wichtigen Grundstein für eine effiziente Umsetzung des geplanten Vorhabens und gibt die Richtung des gemeinsamen Weges vor. Je nach Kontext können die Kreislaufwirtschaftsziele auch in bestehende Strategien integriert werden. Es ist auch möglich einen Strategieprozess mit der Umfeld- und Potenzialanalyse zu kombinieren.
Je nach Kontext ist für die Strategiebildung der Aufbau verschiedener Entwicklungsszenarien zielführend oder es reicht, ein Vorgehen in Form einer Roadmap zu erarbeiten.
Workshopplanung und -durchführung
Vorgehen für einen Workshop zur Strategiebildung:
Vorbereitung: Einschätzung des Kontexts und Definition eines Programms für den Workshop, Versand Einladung und bei Bedarf Zieldefinition an die Teilnehmenden
Durchführung: Diskussion Zieldefinition; Aufbau Entwicklungsszenarien und Priorisierung, gemeinsames Verständnis zur Vision, Vorgehen/Roadmap und Zeitplan
Nachbearbeitung: Strategie schriftlich verankern, z.B. in einer regionalen Entwicklungsstrategie oder Ähnlichem; Versand an die Teilnehmenden
Verantwortlichkeiten und klar definierte Aufgaben für die Umsetzung sind festgelegt
Wirkungsmodell liegt vor
Finanzierungsplan ist aufgestellt
Massnahmen herleiten
Massnahmen mit regionalen Akteuren definieren
Das Ziel dieses Arbeitsschritts besteht darin, als Resultat eine Auswahl an Massnahmen zu haben, die umsetzbar sind, deren Wirkung sichergestellt ist und somit die gesetzten Ziele erreicht werden können. Zudem sollen die nächsten Schritte und die Verantwortlichkeiten klar sein.
Für den Aufbau der Massnahmen wird empfohlen, mit den relevanten Akteuren der Region, Stadt oder Gemeinde einen Workshop durchzuführen.
Für die Vorbereitung des Workshops können folgende Fragen gestellt werden.
Welche Akteure müssen für den Massnahmenaufbau einbezogen werden? Sind zusätzliche Fachpersonen notwendig?
Sollen im Workshop die Massnahmen von Grund auf erarbeitet werden oder ein bereits erarbeiteter Entwurf diskutiert werden? Je nach Situation können die folgenden Fragen als Vorbereitung oder für die Durchführung des Workshops genutzt werden.
Für den Aufbau der Massnahmen mit den regionalen Akteuren sind unter anderem folgende Fragen relevant:
Auf welcher Ebene soll eine Massnahme ansetzen bzw. An welche Zielgruppen richtet sie sich? (Potenzialansatz im Modul Potenzialanalyse)
Sind die Massnahmen bereits einfach aus der Strategie ableitbar oder ist zusätzliche Fachkompetenz notwendig?
Bestehen Projektbeispiele zu ähnlichen Herausforderungen? (Massnahmenkatalog konsultieren, Webseite mit Beispielsammlung)
Für die Vertiefung der Massnahmen sind folgende Fragen relevant:
Sind die Massnahmen zielführend?
Erzielen die Massnahmen die beabsichtigte Wirkung? (siehe Wirkung sicherstellen)
Wie könnten die Massnahmen finanziert werden? (siehe Finanzierung sicherstellen)
Sind die Massnahmen umsetzbar? Wie schnell sind diese umsetzbar?
Wenn nein, was ist dafür notwendig?
Aus den oben beschriebenen Fragen lässt sich ein massgeschneidertes Programm für die Durchführung des Workshops zusammenstellen. Dies könnte folgendermassen aussehen:
Zu Beginn die Theory-of-change-Grafik nochmals kurz vorstellen und in Teilresultate strukturieren. Anschliessend die Aktivitäten/ Massnahmen zu den beabsichtigten Teilresultaten sammeln. Dabei die Fragen zum Massnahmenaufbau berücksichtigen. Dann die Massnahmen prüfen und präzisieren. Dabei die Fragen zur Vertiefung der Massnahmen berücksichtigen. Abschliessend die nächsten Schritte und Verantwortlichkeiten definieren.
Besteht bereits ein Entwurf der Massnahmen, kann mit einer Kurzpräsentation dieses Entwurfs, einer gemeinsamen Würdigung, der Ausarbeitung einer Empfehlung und der weiteren Schritte für die Massnahmenumsetzung und der Klärung der Verantwortlichkeiten der Prozess effizienter gestaltet werden.
Die Nachbearbeitung ist abhängig von der Reife der Massnahmen. Je nach Situation und Kontext sind zusätzliche fachliche, finanzielle oder personelle Abklärungen notwendig. Es lohnt sich, nach der Nachbearbeitung die ausgearbeiteten Massnahmen an die Akteure zu versenden und bei Bedarf Rückmeldungen einzuholen. Je nach Bedarf könnte ein zweiter Workshop hilfreich sein.
Wie kann ich sicherstellen, dass das geplante Vorhaben Wirkung zeigt? Richten sich die vorgesehenen Massnahmen tatsächlich an den strategischen Zielen aus? Es lohnt sich, diese Fragen frühzeitig ins Visier zu nehmen. Dabei kann beispielsweise ein Wirkungsmodell mit messbaren Indikatoren erstellt werden. Die Wirkungszusammenhänge werden darin vereinfacht dargestellt, was die Identifikation von Zielgruppen und Massnahmen erleichtert. Auch für die Kommunikation nach aussen ist ein Wirkungsmodell hilfreich. Es kann dabei unterstützen, Ziele und die angestrebte Wirkung verständlich darzustellen.
Bei Kreislaufwirtschaftsprojekten sind oft viele Partner involviert. Die gemeinsame Entwicklung eines Wirkungsmodells kann dabei helfen, Klarheit und Verbindlichkeit bezüglich des Auftrags, Vorgehens und der Rollenverteilung zu schaffen. Auch kann das Wirkungsmodell zur gemeinsamen Reflexion während der Umsetzung hinzugezogen werden. Zudem können Erfolge anhand der messbaren Wirkungsindikatoren festgestellt und nach aussen kommuniziert werden.
Weitere Informationen zum Erstellen eines Wirkungsmodelles finden sich im entsprechenden regiosuisse-Themendossier.
Um die Umsetzung der definierten Massnahmen zu gewährleisten, lohnt es sich, mögliche Finanzierungsmöglichkeiten frühzeitig abzuklären und einen Finanzierungsplan zu erstellen.
Unterstützung in Form von Tipps und Werkzeugen finden Sie hier:
Um das Vorhaben auf der Ebene der Region oder Stadt voranzubringen, ist es wichtig, dass die Rollen der Beteiligten geklärt sind und jemand die Fäden in der Hand hält. Die zuständige Person (z.B. Regionalmanagerin oder -manager oder dafür mandatierte Person in der kommunalen Verwaltung) nimmt verschiedene Aufgaben wahr – wie zum Beispiel:
Regelmässige Projektfortschrittskontrolle (z.B. mit Wirkungsmodell)
Kommunikation (intern und extern)
Koordination zwischen den Beteiligten
Sparringpartner für Involvierte
Ankurbeln eines gemeinsamen Lernprozesses: z.B. durch Organisation von Reflexionsworkshops während und nach dem Projekt zur gemeinsamen Wirkungsanalyse
Weiterführende Informationen zur erfolgreichen Projektumsetzung
Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über mögliche Maßnahmen in verschiedenen Themenbereichen der Kreislaufwirtschaft. Eine ausführlichere Version kann unterhalb der Tabelle heruntergeladen werden.
Thematischer Bereich / Branche
Massnahme
Handlungsebene
Interdisziplinär
Verband von Gemeinden und Regionen, die sich der Kreislaufwirtschaft verschrieben haben
Alle Ebenen
Bau
Börse für gebrauchte Bauwerkzeuge
Gemeinde / Unternehmen
Wasser
Regenwassersammlung
Gemeinde
Finanz
Bürgschaften für Projekte der Kreislaufwirtschaft
Bund/Kanton
Energie
Fernwärme
Gemeinde
Interdisziplinär
Schaffung einer gemeinsamen Vision (roadmap)
Region/Gemeinde
Finanz
Einrichtung eines Finanzierungsfonds für Unternehmen der Kreislaufwirtschaft
Kanton
Bau
Nachhaltigkeitskriterien für den Bau
Kanton/Dachorganisationen
Bau
Entwicklung von Modellen für zirkulare Baustellen
Gemeinde/Kanton und Dachorganisationen
Energie
Erneuerbare Energien
Gemeinde /Kanton
Mobilität
Förderung des öffentlichen Verkehrs (Zugang und Netz)
Bund/Kanton/Gemeinde
Konsum
Miet- oder Leasingmodell, z. B. für Möbel, Geräte
Kanton/Gemeinde (Bund)
Mobilität
Fahrzeug-Sharing
Gemeinde /Kanton
Interdisziplinär
Plattform für die Kreislaufwirtschaft in der Region
Region/Gemeinde
Konsum
Reparatur- und Recyclingstellen
Gemeinde
Finanz / interdisziplinär
Auszeichnungen für Projekte im Bereich der Kreislaufwirtschaft
Region/Gemeinde/Kanton
Ressourcen
Regenwassersammlung
Gemeinde
Ernährung
Verringerung der Lebensmittelverschwendung
Bund/Kanton
Ernährung
Reduzierung der Verpackungen
Bund/Kanton
Mobilität
Stärkung der Infrastruktur für sanfte Mobilität
Bund/Kanton
Ernährung
Unterstützung der lokalen Lebensmittelketten
Gemeinde /Kanton
Konsum
Stimulierung der Sharing Economy
Kanton
Bau
Verwendung von recycelten Rohstoffen
Gemeinde /Kanton und Unternehmen
Ernährung
Aufwertung der Sortierung von organischen Abfällen
Gemeinde /Kanton
Ausführlichere Version des Massnahmenkatalogs mit Informationen (z.B. zu Zielen und beabsichtigter Wirkung der jeweiligen Massnahme) sowie mit Filtermöglichkeit:
Konzept mit klar definierten Zielgruppen und einem Aktionsplan liegt vor.
Informations- und Kommunikationsaktivitäten werden umgesetzt.
Kernaufgaben
Sensibilisierung und Zusammenarbeit
Die Sensibilisierung und Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteuren aus unterschiedlichen Branchen, Organisationen und Institutionen ist eine essenzielle Grundlage für die Kreislaufwirtschaft. Eine gezielte und aktive Kommunikation ist daher ein wichtiger Treiber der Kreislaufwirtschaft.
Akteurinnen und Akteure sensibilisieren und Engagement fördern
Damit der Übergang von einem linearen in ein zirkuläres Wirtschaftssystem gelingt, braucht es ein Umdenken möglichst vieler Akteurinnen und Akteure. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher spielen eine wichtige Rolle im System der Kreislaufwirtschaft und können durch ihr Konsumverhalten wesentlich mitwirken.
Erfolgreiche Strategien und Projekte im Bereich Kreislaufwirtschaft bedingen deshalb, dass verschiedene Zielgruppen für die Kreislaufwirtschaft sensibilisiert werden. Es gilt deshalb, den verschiedenen Gruppen die zirkulären Grundprinzipien, den Mehrwert und die Handlungsmöglichkeiten der Kreislaufwirtschaft aufzuzeigen.
Die Sensibilisierungsmassnahmen sollen zum Umdenken und letztlich zum Handeln anregen. Daher ist es wichtig, die Argumentation und die Kommunikation von guten Beispielen auf die jeweilige Zielgruppe anzupassen.
Für Unternehmen können z.B. Webinare oder Informationsveranstaltungen durchgeführt werden, wobei es für die Teilnehmenden hilfreich sein kann, direkt von anderen Unternehmen zu erfahren, auf was es bei der Kreislaufwirtschaft ankommt (z.B. über Beispiele wie das und/oder Beispiele wie dasjenige des Tropenhaus Wolhusen oder die Firma Eberhard oder Unternehmen aus der Region) hilfreich sein.
Für die Bevölkerung dagegen ist es hilfreich zu erfahren, was jeder und jede im Alltag beitragen kann. Dabei können bestehende Sensibilisierungskampagnen aufgegriffen werden wie Foodwaste.ch oder dem der Secondhand Day oder auf bestehende lokale Initiativen hingewiesen werden.
Gemeinden innerhalb einer Region können zum Beispiel über die Möglichkeiten der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung aufgeklärt werden. Gute Beispiele dazu sind auf der Plattform Kompass Nachhaltigkeit verfügbar.
Weitere Informationen und Hilfsmittel für die zielgruppenspezifische Kommunikation
Inputs im Bereich Recycling liefert u.a. die Website von Swiss Recycling, wo auch Handlungsmöglichkeiten und -empfehlungen für Unternehmen und für die Bevölkerung aufgezeigt werden.
Eine aktive Kommunikation bildet einen wichtigen Erfolgsfaktor für regionale oder lokale Kreislaufwirtschaftsprojekte und -strategien. Sie hilft beispielsweise dabei, den nötigen Rückhalt für ein Vorhaben zu erreichen und kann Akteurinnen und Akteuren für ihr Engagement in der Kreislaufwirtschaft bestärken. Massnahmen, mit denen über das Vorhaben, dessen Verlauf und schliesslich auch die Projektergebnisse kommuniziert wird, sind von Beginn weg einzuplanen und umzusetzen.
Eine effiziente und wirkungsvolle Kommunikation bedingt eine gewisse Strategie und Planung. Ein Konzept mit klar definierten Zielgruppen und einem Aktionsplan ist hilfreich. Zudem gilt es festzulegen, wer für die Kommunikation zuständig ist.
Regionen, Städte, Organisationen oder Unternehmen, die bereits über ein Kommunikationskonzept verfügen, können die Informations- und Kommunikationsaktivitäten in Zusammenhang mit ihrem Kreislaufwirtschaftsprojekt dort integrieren. Dies erleichtert auch die Koordination und macht Synergien sichtbar.
Erfahrungen und Erkenntnisse, die bei der Projektumsetzung gewonnen werden, sind für das eigene Vorhaben hilfreich, aber auch für andere, die ähnliches planen. Fachleute oder Verantwortliche anderer Kreislaufwirtschaftsprojekte können wertwolle Impulse liefern. Die Möglichkeiten, Wissen für andere nutzbar zu machen und gleichzeitig von den Erfahrungen anderer zu profitieren sind vielfältig:
regiosuisse bietet die Möglichkeit, spannende Beispiele zu teilen (z.B. an Veranstaltungen oder über die Website). Möchten Sie Ihre Erfahrungen an einer regiosuisse-Veranstaltung präsentieren oder haben Sie interessante Erkenntnisse und Neuigkeiten, über die wir auf unserer Website oder anderen Kanälen berichten können, dann melden Sie sich bei info@regiosuisse.ch.
In der regiosuisse-Projektdatenbank finden Sie unter Aktivierung des Filters Kreislaufwirtschaft spannende Projekte
Die von regiosuisse lancierte LinkedIn-Gruppe «Public Regional Management» bietet eine weitere Möglichkeit, Neuigkeiten, Wissen, Erfahrungen und Ideen mit Expert*innen der Regionalentwicklung auszutauschen.
Die Plattform genie.ch richtet sich an Fachpersonen aus Unternehmen und der Verwaltung und bietet unter anderem Workshops und einen Newsletter.
Circular Hub bietet als Wissens- und Netzwerkplattform Beratung, Kurse sowie ein Magazin für Unternehmen.
SHIFT Switzerland hat zum Ziel, Partnerschaften zwischen Kreislaufwirtschaftsakteur*innen zu fördern und bietet spannende Veranstaltungen.
Kennen Sie weitere spannende Plattformen und Institutionen, die die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bieten? Dann wenden Sie sich an info@regiosuisse.ch.
Die Kreislaufwirtschaft möglichst einfach anhand von guten Beispielen erklären und aufzeigen, wo die einzelnen Akteurinnen und Akteure ansetzen können.
Erfahrungen mit anderen austauschen und Erfolgsgeschichten über verschiedene Kanäle publizieren. Dazu auch die verschiedenen bestehenden Plattformen nutzen.
Regelmässig über das eigene Vorhaben und den Realisierungsstand informieren.
In diesem Dossier finden Sie Hintergrundinformationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Schweiz und zur Bedeutung für die Regionalentwicklung, insbesondere für die Neue Regionalpolitik (NRP). Als Projektträgerin oder Projektträger der Regionalentwicklung finden Sie praktische Hilfestellungen, um Ihr Vorhaben nachhaltig zu gestalten.
Anregungen zu diesem Dossier können Sie gerne an Thomas Probst melden.
Die nachhaltige Entwicklung und deren Förderung durch den Bund ist ein Verfassungsauftrag. Die Schweiz orientiert sich hierbei an der Definition der UNO. Laut dieser ist eine Entwicklung dann nachhaltig, wenn sie gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne dabei die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen. Damit Nachhaltigkeit erreicht werden kann, sind die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die gesellschaftliche Solidarität sowie die ökologische Verantwortung in allen Bundespolitiken zu berücksichtigen. Für diese drei Dimensionen gilt seit 2016 der globale Referenzrahmen für Nachhaltigkeit der «Agenda 2030» mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen.
Der Begriff der «Nachhaltigkeit» geht auf den Deutschen Hans Carl von Carlowitz zurück. Er erwähnte ihn erstmals in seinem 1713 publizierten forstwirtschaftlichen Werk «Sylvicultura oeconomica», in dem er dafür plädierte, nur so viel Holz zu schlagen, wie nachwachsen kann. «Nachhaltigkeit» ist der Zustand, der angestrebt wird. Der Weg zu diesem Ziel wird heute «nachhaltige Entwicklung» genannt.
In der Bundesverfassung der Schweiz von 1999 ist die nachhaltige Entwicklung mehrfach verankert. In Artikel 2 wird betont, dass die Schweizerische Eidgenossenschaft eine nachhaltige Entwicklung verfolgt. Gemäss Artikel 73 haben Bund und Kantone den Auftrag, «ein auf die Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen anderseits» anzustreben.
Der globale Referenzrahmen für Nachhaltigkeit: die «Agenda 2030» der UNO
Gemäss Definition der UNO ist eine Entwicklung dann nachhaltig, wenn sie gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne dabei die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen. Die nachhaltige Entwicklung beinhaltet die Zieldimensionen «wirtschaftliche Leistungsfähigkeit», «gesellschaftliche Solidarität» und «ökologische Verantwortung». Damit Nachhaltigkeit bis 2030 erreicht werden kann, gilt seit 2016 der globale Referenzrahmen für Nachhaltigkeit der «Agenda 2030» mit ihren 17 «Sustainable Development Goals (SDGs)». Auch die Schweiz hat sich dazu bekannt. Je nach Land ist der Handlungsbedarf unterschiedlich. In der Schweiz stehen insbesondere Anstrengungen für verantwortungsvolle Produktion und Konsum (SDG 12), für weniger Ungleichheiten (SDG 10), für mehr Klimaschutz (SDG 13) und für den Erhalt der Biodiversität (SDG 15) im Vordergrund.
Implementierung in der Schweiz
Seit 1997 legt der Bundesrat seine Ziele für die nachhaltige Entwicklung der Schweiz in seiner Strategie Nachhaltige Entwicklung (SNE) fest. Die Strategie ist das Hauptinstrument zur Umsetzung der Agenda 2030 in der Schweiz. Für die Koordination und die Steuerung der Umsetzung der SNE ist das Direktionskomitee Agenda 2030 verantwortlich. Eine der zentralen Leitlinien der Strategie besagt, dass die drei Zieldimensionen der nachhaltigen Entwicklung «wirtschaftliche Leistungsfähigkeit», «gesellschaftliche Solidarität» und «ökologische Verantwortung» ausgewogen und in integrierter Weise berücksichtigt werden sollen. Die einzelnen Sektoralpolitiken des Bundes orientieren sich danach und geben einen Rahmen für die Entwicklung der Schweiz in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit vor (Politikkohärenz). Relevante Sektoralpolitiken und Strategien werden hier nach ihrem Schwerpunkt kurz beschrieben:
A - Dimension «wirtschaftliche Leistungsfähigkeit»
Die Regionalpolitik verfolgt ähnliche Ziele wie die Wirtschaftsförderung, denn sie soll die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Regionen stärken und deren Wertschöpfung erhöhen und so zur Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen beitragen. Angestrebt werden eine angemessene Entlohnung der Erwerbstätigen, die persönliche Entfaltung sowie menschenwürdige und gleichberechtigte Arbeitsbedingungen. Als implizite Ziele gelten die dezentrale Besiedlung des Landes und der Abbau regionaler Disparitäten. Dazu hilft ein faires Besteuerungsmodell. Die ökologischen Belastbarkeitsgrenzen werden nicht überschritten.
Beispiele von sektoralen Bundespolitiken bzw. Strategien:
Die Wirtschaftspolitik verfolgt und kommentiert die nationale und internationale wirtschaftliche Entwicklung, identifiziert wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf und analysiert die gesamtwirtschaftlich relevante Gesetzgebung des Bundes.
Das Portal Grüne Wirtschaft des Bundes zeigt die Vielfalt an Geschäftsmodellen, Aktivitäten und Initiativen, um den Druck der Schweiz auf die Umwelt zu senken unter gleichzeitiger Erhaltung oder Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Das Portal macht sichtbar, mit welchen Ideen und Konzepten Unternehmen schon heute und oft freiwillig natürliche Ressourcen schonen und damit Gewinn erwirtschaften oder sich neue Märkte erschliessen; es zeigt aber auch, welche Befürchtungen der Wirtschaft vorhanden sind. Grundlage einer grünen Wirtschaft sind geschlossene Kreisläufe. Mehr dazu erfahren Sie in der regiosuisse-Praxis-Toolbox zur Förderung der Kreislaufwirtschaft;
Mit der Energiestrategie 2050 soll der Energieverbrauch gesenkt werden, die Energieeffizienz erhöht und die erneuerbaren Energien gefördert werden. Die Schweiz kann so ihre Abhängigkeit von importierten fossilen Energien reduzieren und die einheimischen erneuerbaren Energien stärken. Das schafft Arbeitsplätze und Investitionen in der Schweiz. Es werden keine neuen Kernkraftwerke gebaut. Interessant für die Regionalentwicklung sind das Gebäudeprogramm oder die wettbewerblichen Ausschreibungen im Bereich Stromeffizienz (ProKilowatt). Dadurch werden auch Effizienzmassnahmen in der Elektrizitätsproduktion und -verteilung unterstützt (inkl. Förderung von Stromproduktion aus nicht anders verwertbarer Abwärme). Mit dem neuen Energiegesetz sind die Rückbaukosten für einen Ersatzneubau abzugsfähig. So sollen energetisch sinnvollere Gesamtsanierungen gefördert werden. Und wenn Behörden oder Gerichte im Rahmen einer Interessenabwägung zwischen den Interessen von Natur- und Landschaftsschutz und dem Interesse der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien entscheiden müssen, geniessen nun beide Anliegen den Status eines nationalen Interesses. Sie sollen also gleichwertig gegeneinander abgewogen werden;
Alle Szenarien des Bundes zeigen, dass aufgrund des Wachstums von Bevölkerung und Wirtschaft bis 2040 auch der Verkehr stark zunehmen wird. Um die damit verbundenen Herausforderungen vorausschauend und ämterübergreifend anzugehen, hat das UVEK ein Strategiepapier zur Zukunft der Mobilität erarbeitet. Es dient als Orientierungsrahmen;
Die Strategie Digitale Schweiz definiert neun Aktionsfelder mit jeweils konkreten Zielen. Die Aktionsfelder decken eine Bandbreite von Themen ab, in denen die Digitalisierung eine wichtige Rolle für die Schweiz spielt;
Die Agrarpolitik 2022+ des Bundes zielt darauf ab, die Wertschöpfung der Land- und Ernährungswirtschaft am Markt zu steigern, die betriebliche Effizienz zu erhöhen, die Versorgungssicherheit zu stärken und die Umweltbelastung sowie den Verbrauch von nicht erneuerbaren Ressourcen weiter zu reduzieren;
Die Tourismusstrategie des Bundes will die Nachhaltigkeit im Schweizer Tourismus etablieren, indem Dialog, Koordination und Wissenstransfer intensiviert werden und die Messbarkeit verbessert wird;
Die nachhaltige Nutzung der Wasserresourcen wird über verschiedene Gesetze und Verordnungen der Wasserwirtschaft gewährleistet;
Mit der Waldpolitik 2020 schafft der Bund günstige Rahmenbedingungen, damit der Wald seine vielfältigen Funktionen für Gesellschaft, Wirtschaft, Ökologie und Klima erfüllen kann. Er legt damit die Grundlagen für eine nachhaltige, effiziente und innovative Waldbewirtschaftung.
B - Dimension «gesellschaftliche Solidarität»
Zu einer starken Wirtschaft gehören solide Sozialpartnerschaften und -werke und gut funktionierende Bildungs- und Gesundheitswesen. Dazu gehört eine hohe gesellschaftliche Kohäsion zwischen Individuen, Generationen, Gemeinden oder Regionen oder die Chancengleichheit. Die NRP trägt zur dezentralen Besiedlung des Landes und zum Erhalt des regionalen kulturellen Erbes bei.
Bund und Kantone sorgen beide gemeinsam im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit des Bildungsraumes Schweiz;
Mit der gesundheitspolitischen Strategie 2020–2030 will der Bundesrat das System weiter verbessern, damit alle Menschen in der Schweiz auch zukünftig von einem guten und bezahlbaren Gesundheitssystem profitieren. Gesundheit2030 gibt den gesundheitspolitischen Handlungsrahmen vor, an dem sich alle Akteure im Gesundheitswesen orientieren können;
Zusammenhalt und kulturelle Vielfalt in der Schweiz zu stärken und gleichzeitig der Bevölkerung den Zugang zur Kultur zu erleichtern, gehört zu den Kernzielen der bundesrätlichen Kulturpolitik;
Mit der Strategie Baukultur setzt sich der Bund für eine nachhaltige Förderung einer hohen Baukultur ein.
C - Dimension «ökologische Verantwortung»
Um die Ökosystemdienstleistungen, d.h. die Grundlagen für die Entfaltung der Gesellschaft und der Wirtschaft aufrechtzuerhalten, sind Massnahmen zum Schutz des Bodens, des Wassers, des Klimas, der Biodiversität oder der Landschaft notwendig:
das Raumkonzept Schweiz stellt eine gemeinsame Strategie für eine nachhaltige Raumentwicklung vor, welche das partnerschaftliche Denken und Planen in Handlungsräumen in den Vordergrund stellt;
das Klimaziel 2050, das der Bundesrat am 28.08.2019 beschlossen hat und bis 2050 eine Absenkung der Treibhausgasemissionen der Schweiz auf Netto-Null vorsieht;
die Strategie des Bundesrates zur Anpassung an den Klimawandel, die die Ziele verfolgt, die Chancen des Klimawandels zu nutzen, die Risiken zu minimieren, Bevölkerung, Sachwerte und natürliche Lebensgrundlagen zu schützen und die Anpassungsfähigkeit bzw. Resilienz von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu steigern;
die neue Bodenstrategie Schweiz, die im Mai 2020 verabschiedet worden ist. Es wird angestrebt, dass in der Schweiz ab 2050 netto kein Boden mehr verbraucht wird. Überbauen von Boden ist weiterhin möglich. Gehen dabei aber Bodenfunktionen verloren, müssen diese an einem anderen Ort durch Bodenaufwertung kompensiert werden;
die Strategie Biodiversität Schweiz und ihr Aktionsplan. Als Oberziel strebt sie eine reichhaltige und gegenüber Veränderungen reaktionsfähige Biodiversität sowie die langfristige Erhaltung der Biodiversität und ihrer Ökosystemleistungen an;
das neue Landschaftskonzept Schweiz vom 27.05.2020 legt als Planungsinstrument des Bundes den Rahmen für die kohärente, qualitätsorientierte Entwicklung der Landschaft als Wohn-, Arbeits-, Erholungs-, Bewegungs-, Kultur- und Wirtschaftsraum sowie als räumliche Basis für die Biodiversität fest. «Die Schönheit und Vielfalt der Schweizer Landschaften mit ihren regionalen natürlichen und kulturellen Eigenarten bieten heutigen und künftigen Generationen eine hohe Lebens- und Standortqualität.» (S. 20)
Die geltende Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 legt drei Schwerpunktthemen (Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion; Klima, Energie und Biodiversität; Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt) fest. Es sind jene Bereiche, in denen für die Schweiz innen- und aussenpolitisch der grösste Handlungs- und Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Politikbereichen besteht.
Als nachhaltig und langfristig orientierte Politik strebt die Regionalpolitik des Bundes Förderinstrumente an, die einen effizienten Einsatz der wirtschaftlichen, sozialen und natürlichen Ressourcen fördern. Das Ziel ist es, die regionale Wertschöpfung, unter Berücksichtigung der Prinzipien für eine nachhaltige Entwicklung, zu erhöhen.
Mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) unterstützen Bund und Kantone das Berggebiet, den weiteren ländlichen Raum und die Grenzregionen in ihrer regionalwirtschaftlichen Entwicklung. Die wirtschaftliche Dimension steht dabei im Vordergrund. Gleichzeitig ist die NRP der Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt verpflichtet.
Nachhaltige Entwicklung in der NRP: Konzept für die Umsetzungsperiode ab 2024
In der Strategie Nachhaltige Entwicklung Schweiz 2030 legt der Bundesrat die Leitlinien der Schweizer Nachhaltigkeitspolitik fest und verankert die nachhaltige Entwicklung als wichtige Anforderung für alle Politikbereiche. Für die Neue Regionalpolitik hat das SECO in Abstimmung mit den kantonalen NRP-Fachstellen das Konzept «Nachhaltige Entwicklung in der NRP» erstellt. Das Konzept setzt auf eine chancenorientierte Sicht: Die Potenziale der nachhaltigen Entwicklung sollen in den Zielgebieten der NRP erkannt und konsequent genutzt werden. Gleichzeitig sollen die Risiken reduziert werden. Als zentrale Hebel dienen Wissensaufbau, die Vermittlung von Kompetenzen und Anreize. Den Kern des Konzepts bilden neun konkrete Nachhaltigkeitsziele mit Indikatoren und Zielwerten. Die Kantone setzen das Konzept in den neuen Umsetzprogrammen für die Förderperiode 2024-2027 um.
Die NRP geht von einem integrierten Nachhaltigkeitsverständnis aus: eine erfolgreiche Wirtschaft, eine funktionierende Gesellschaft und intakte natürliche Ressourcen bedingen sich gegenseitig. Das Modell des Stockholm Resilience Centre veranschaulicht dieses Verständnis und schafft den Bezug zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 der UNO:
> Die Toolbox Agenda 2030 zeigt anhand einer Sammlung von Massnahmen und Beispielen, wie Kantone und Gemeinden die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die 17 Nachhaltigkeitsziele umsetzen.
Daten sind notwendig, damit die Fortschritte in der nachhaltigen Entwicklung gemessen werden können. Seit 2003 verfügt die Schweiz über ein System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET). Auch von der Neuen Regionalpolitik (NRP) erwarten Bevölkerung und Politik, dass die finanziellen Mittel wirkungsvoll und zum Vorteil der nächsten Generationen investiert werden. Das Befolgen der Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung ist für die NRP eine Selbstverständlichkeit. Bei der Gewährleistung und Förderung der Nachhaltigkeit der Projekte in Kantonen und Gemeinden kann auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden. Zentral hierbei ist, dass Nachhaltigkeit als Verbesserungskultur und nicht als administrative Hürde verstanden wird.
Nachhaltigkeit messen
Den derzeitigen globalen Referenzrahmen für Nachhaltigkeit bildet die «Agenda 2030» mit ihren 17 «Sustainable Development Goals (SDGs)». Doch wo stehen wir auf diesem Weg? Sind wir auf Kurs? Antworten dazu bietet in der Schweiz das «System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET)». Die Darstellungen von MONET zeigen anschaulich Lücken bzw. Handlungsbedarf auf. In der Schweiz braucht es insbesondere Anstrengungen für verantwortungsvolle Produktion und Konsum (SDG 12), für weniger Ungleichheiten (SDG 10), für mehr Klimaschutz (SDG 13) und für den Erhalt der Biodiversität (SDG 15).
MONET: Das System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung und zur Umsetzung der Agenda 2030 der UNO in der Schweiz
Seit 2003 verfügt die Schweiz über ein System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET). Das Indikatorensystem MONET stellt fest, wo sich die Schweiz auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung befindet. MONET berichtet über die Fortschritte bei der Umsetzung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (SDGs) und der im schweizerischen Kontext angepassten Unterziele. Das auf die Schweiz erweiterte System beinhaltet gesamt 23 Schlüsselindikatoren, welche die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft repräsentieren und auf dem Statistikportal des BFS zur Verfügung stehen.
Wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit von NRP-Programmen und -Projekten zu beurteilen, sind Bund, Kantone und Projektträger gefragt. Bereits in der Formulierung der vierjährigen NRP-Umsetzungsprogramme der Kantone erwartet der Bund Angaben zur Nachhaltigkeit. Es geht darum, Zielkonflikte offen zu legen, sodass frühzeitig nach Optimierungsmöglichkeiten gesucht werden kann. In der Beurteilung der Nachhaltigkeit ist aufzuzeigen, in welchen Bereichen sich wesentliche Zielkonflikte ergeben (können) und wie diesen im Rahmen der Umsetzung begegnet wird (z.B. mit alternativen, flankierenden Massnahmen). Es ist zu zeigen, auf welche Weise stark negative Wirkungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit verhindert werden können. Nach der Umsetzung der Programme wird vom Bund ein Schlussbericht gefordert, der eine Beurteilung der Nachhaltigkeit beinhaltet. Es handelt sich in der Regel, wie in der Formulierung des Umsetzungsprogrammes, um qualitative Beurteilungen. Der Einbezug der kantonalen Fachstellen für Nachhaltigkeit wird empfohlen. Auch einzelne über die NRP geförderte Projekte müssen den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Die Kantone können in der Auswahl und in der Begleitung der Projekte Akzente setzen. Letztlich unerlässlich sind zudem die Überzeugung und das Engagement der Projektträger, sich für eine nachhaltige Entwicklung ihrer Region engagieren zu wollen.
Für die Anwendung in der Praxis, von der Konkretisierung einer Projektidee bis zur Umsetzung, eignet sich eine «Nachhaltigkeitsbeurteilung», die eine ausgewogene Berücksichtigung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen von Vorhaben und Projekten anstrebt. Dieses Instrument ermöglicht es einerseits, gefällte Entscheide transparent darzustellen und zu begründen. Andererseits legt eine Nachhaltigkeitsbeurteilung als Optimierungsinstrument mögliche Zielkonflikte eines Vorhabens frühzeitig offen und zeigt Anpassungs- und Verbesserungsbedarf auf.
Checkliste für die Ersteinschätzung der Nachhaltigkeit eines Projektes
Checkliste für eine Ersteinschätzung der Nachhaltigkeit eines Projektes (in Anlehnung an die «Boussole 21» des Kantons Waadt). Sie kann bereits vor der Konkretisierung einer Projektidee hinzugezogen werden:
Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
Ökologische Verantwortung
Gesellschaftliche Solidarität
Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und Verteilung des Wohlstandes
Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Schaffung neuer Arbeitsplätze für die regionale Bevölkerung
Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft
Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovation
Erhöhung der Bekanntheit einer Region bzw. der Anziehungskraft für BesucherInnen
Schonung der öffentlichen Finanzen
Bezug zu vorhandenen Bedürfnissen bzw. Angemessenheit des Angebotes
Schutz der biologischen Vielfalt und des Naturraumes
Schutz oder Verbesserung des Tierwohls
Förderung von CO2-armen und regionalen Energiequellen (Beitrag zum Klimaschutz)
Senkung des Verkehrs bzw. der Transportwege und Förderung des Langsamverkehrs, des ÖV, der Elektromobilität (Beitrag zum Lärm- und Klimaschutz)
Vermeidung bzw. Ersatz der Nutzung von gesundheits-, tier- oder umweltschädlichen Stoffen
Förderung der Kreislaufwirtschaft
Schonung oder Verbesserung der Wasser-, Luft- und Bodenqualität
Minimierung des Bodenverschleisses
Schonung oder Aufwertung der Landschaft
Minimierung der Lichtverschmutzung
Vermeidung von Lärm
Förderung der Lebensqualität, Gesundheit und Vorsorge
Stärkung der Ausbildung, der kulturellen und sportlichen Aktivitäten
Stärkung der sozialen Kohäsion
Keine Erhöhung des Naturgefahrenrisikos
Schonung oder Aufwertung des öffentlichen und des Lebensraumes
Stärkung der Chancengleichheit, der Gleichstellung von Mann und Frau und der Sicherheit
Förderung der Beteiligung aller Akteure, der Bevölkerung und der Projektakzeptanz
Tools für die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in Projekten
Das SECO empfiehlt bewährte und anerkannte Optimierungs- und Beurteilungsmethoden, wie die vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) entwickelte Nachhaltigkeitsbeurteilung, den Berner Nachhaltigkeitskompass und die waadtländische Boussole 21. Die Boussole 21 ist ein pragmatisches Online-Tool, das kostenlos und in drei Landessprachen verfügbar ist. Die Plattform Nachhaltigkeitsbeurteilung hat zum Ziel, diese Methode durch Informationen, Hilfestellungen und die Förderung des Austauschs unter den Anwender/-innen zu stärken. Für Unternehmen und Organisationen der Tourismusbranche hat Schweiz Tourismus das ambitionierte Nachhaltigkeitsprogramm «Swisstainable» mit dem «Nachhaltigkeitscheck» (übersichtliche Tabelle steht zum Download bereit) lanciert.
Beispiel der graphischen Darstellung einer Nachhaltigkeitsbeurteilung mit dem Tool «Boussole 21». So lassen sich rasch Schwachpunkte eines Projektes ausmachen, als Grundlage für Optimierungen:
Der Berner Nachhaltigkeitskompass eignet sich, wenn eine ausführlichere Analyse benötigt wird:
Der Klimawandel hat grosse Auswirkungen auf die Regionen. Das Wetter wird extremer, die Gletscher ziehen sich zurück, die Landschaft verändert sich. Sich frühzeitig mit den Chancen und Risiken des Klimawandels auseinanderzusetzen macht die Regionen resilienter gegenüber künftigen Veränderungen. Um den Klimawandel in Grenzen zu halten ist der Klimaschutz prioritär. Dadurch besteht auch die Chance, die Energieversorgung vom Ausland unabhängig zu machen. Wir fassen hier den Stand des Wissens zusammen und skizzieren wie und mit welchen Mitteln die Regionen aktiv werden können.
Betroffenheit der Regionen und Anpassung an den Klimawandel
Um die Lebensqualität der Siedlungen zu erhalten oder zu erhöhen, ist die Entwicklung des künftigen Klimas zu berücksichtigen. So soll sich beispielsweise in Siedlungen die Anzahl Hitzetage bis 2060 verdoppeln, ohne Klimaschutz bis 2085 gar verdreifachen. Im Mittelland wird der Kühlenergiebedarf stark steigen, wie eine von der Empa publizierten Studie zeigt. Immer mehr muss auf die Verminderung der Erhitzung der Gebäude im Sommer Rücksicht genommen werden, anstatt nur auf die Optimierung von Wärmeverlusten im Winter, um die Erhöhung des Energiebedarfs zu minimieren. Die Raumplanung zielt im bebauten Bereich vermehrt auf eine Freihaltung von Korridoren ab, um die natürliche Kühlung nachts aufrechtzuerhalten. Auch Grün-, Wasser- und unversiegelte Flächen («Schwammstadt-Konzept») sollen erhalten und gefördert werden. Die Architekturbüros und Bauunternehmen können auf klimaangepasste Baumaterialien wie Holz zurückgreifen (siehe z.B. das Projekt «Baumaterialien für Städte im Klimawandel» im Rahmen des Pilotprogrammes Anpassung an den Klimawandel des Bundes) sowie die Gebäude und ihre Umgebung begrünen. Wo auf Strassenbeläge nicht verzichtet werden kann, können dank «kühlen» Strassenbelägen Wärmeinseln und Lärm vermindert werden.
In den Berggebieten ändern sich die Naturgefahren (z.B. infolge der Permafrost-Schmelze oder der Schwächung der Schutzwälder), der Wasserhaushalt oder die Schneedecke. Mittelfristig werden nur noch die höchsten Skigebiete überlebensfähig sein. Die Destinationen können frühzeitig schneeunabhängige Angebote entwickeln.
Das Klima schützen mit vorhandenen und neuen Technologien
Aus Aktivitäten zur Reduktion der Treibhausgasemissionen können Innovationen, neue Geschäftsfelder und Arbeitsplätze entstehen. Die Schweizer Wirtschaft kann auch mit dem Netto-Null-Ziel weiter wachsen (Studie des Bundes von 2022). Indem frühzeitig auf klimafreundliche Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle gesetzt wird, können Fehlinvestitionen in überholte Technologien, sogenannte Lock-ins, vermieden werden. Für die Bereiche mit den höchsten Anteilen an Treibhausgasemissionen (z.B. Verkehr: 33%, Gebäude: 24% (Stand 2014)) liessen sich die Emissionen mit bestehenden Technologien wie Erdwärme, Solarenergie und E-Mobilität praktisch auf null reduzieren. Gebäude sind bereits sogar in der Lage, mehr Energie zu produzieren als sie benötigen (Beispiel: erstes Plusenergiequartier in Worblaufen BE). Schwieriger zu verringern sind die Emissionen aus der Landwirtschaft und der Abfallverbrennung. Um Netto-Null zu erreichen, sind hier CO2-Abscheidungen direkt an Industrieanlagen und Speicherung (CCS) und sogenannte Negativemissionstechnologien (NET) notwendig. Die Forschung arbeitet daran.
Klimawandel und Klimapolitik in der Schweiz
Der Klimawandel setzt sich unaufhaltsam fort. Seit der vorindustriellen Periode 1871–1900 hat sich das Klima weltweit um 1°C, in der Schweiz um 2°C erwärmt (MeteoSchweiz). Die Erwärmung hat viele Folgen. Die globale Luftzirkulation in der Atmosphäre verändert sich. Die Schweizer Sommer werden wärmer und trockener, die Hitzewellen häufiger und stärker. Dafür werden die anderen Jahreszeiten etwas feuchter, Stark- und langanhaltende Niederschläge nehmen zu. Die Schneegrenze steigt und die Gletscher ziehen sich zurück. Diese Entwicklungen werden sich fortsetzen, wie die Klimaszenarien für die Schweiz CH2018 bestätigt haben. Ohne Klimaschutz werden bis 2100 die Gletscher der Schweiz grösstenteils verschwunden sein.
Animation: Die ETH hat berechnet, inwiefern sich der grösste Gletscher der Alpen, der Aletschgletscher, bis 2100 zurückziehen wird. Zwischen 1850 und 2020 haben die Gletscher der Schweiz bereits 60% ihres Volumens verloren. Rund ein Drittel des heutigen Volumens liesse sich durch einen konsequenten Klimaschutz retten (links). Ohne globale Klimaschutzmassnahmen verschwindet der Aletschgletscher bis Ende des Jahrhunderts praktisch vollständig (rechts).
Die Schweiz orientiert sich in ihrer Klimapolitik am globalen Übereinkommen von Paris von 2015. Die globale Erwärmung soll deutlich unter 2°C gegenüber vorindustriellen Temperaturen begrenzt werden, um unumkehrbare Folgen abzuwenden. Einige Studien zeigen, dass das Bruttoinlandsprodukt der Welt, aber auch der Schweiz, mehr oder weniger sinken könnte, je nach Erwärmungsgrad. Die Schweiz hat ihr Klimaziel angepasst und strebt die Klimaneutralität bis 2050 an («Netto-Null»). Mit der Zeit steigen der Handlungsdruck und die Bedeutung der im Vergleich zum Klimaschutz teureren Anpassung, um den unvermeidlichen Auswirkungen des Klimawandels proaktiv zu begegnen. Zudem greifen Reduktionen der Treibhausgasemissionen erst 20 bis 30 Jahre später.
Der aktualisierte Aktionsplan des Bundesrates zur Anpassung an den Klimawandel hat die entsprechenden Massnahmen des Bundes für 2020-2025 definiert. Viele Kantone haben bereits Klimastrategien verfasst (siehe z.B. die Liste der kantonalen Anpassungsstrategien des Bundesamtes für Umwelt BAFU) und orientieren sich an die Strategien des Bundes (z.B. «Netto-Null»). Erst wenige Regionen oder Gemeinden haben Klimastrategien erarbeitet.
Wie eine Region das Klima schützt und sich an den Klimawandel anpasst
Mit dem Programm Energie-Region fördert das Bundesamt für Energie im Rahmen von EnergieSchweiz interkommunale Aktivitäten im Sinne der Energiestrategie 2050. Es begleitet die Akteure bei der Planung und Durchführung der Projekte. Daneben stellt die Projektförderung Energie-Region ebenfalls attraktive Fördergelder zur Verfügung. Es ist kein Label und es fällt kein Mitgliederbeitrag an. Drei bis 15 Gemeinden können sich einfach zu einer Energie-Region zusammenschliessen. Einige NRP-Regionen oder Naturpärke machen bereits mit. Die Projektförderung wird alle zwei Jahre ausgeschrieben, die «temporären Projekte» jedes Jahr. Unterstützt werden können z.B. eine Klima- und Energiebilanz oder die Energie-Raumplanung bzw. Potentialanalyse Erneuerbare Energien. Falls eine Labelisierung gewünscht ist, kann dies über den Trägerverein Energiestadt erfolgen. Welche Regionen bereits Energie-Regionen sind und ihre Kontakte erfahren Sie auf der Karte der Regionen.
Weitere Fördermöglichkeiten aus der Regionalentwicklung
Im Finanzhilfe-Tool finden Sie weitere Fördermöglichkeiten in den Bereichen Energie und Klima. Auch mit der NRP lassen sich gewisse Projekte finanzieren (siehe Präsentation regiosuisse am Erfahrungsaustausch Energie-Regionen 2022). Ab 2024 stärkt die NRP die Nachhaltigkeit in den drei Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Klimaschutz und -anpassung bekommen z.B. mehr Gewicht.
Kantone und Gemeinden bieten z.T. weitere Unterstützungen. EnergieFranken gibt einen Überblick über Förderungen in der Region.
Landschaftvielfalt – Basis für regionale Entwicklung
Die Schweizer Landschaften machen einen namhaften Teil der Marke «Schweiz» aus. Dazu tragen globale Ikonen wie das Matterhorn, die Jungfrau oder der Vierwaldstättersee ebenso bei wie die ausserordentliche landschaftliche Vielfalt auf engstem Raum. Ob die Genferseeregion, das Maggiatal, das Entlebuch oder St. Gallen, die einzelnen Regionen verfügen über ihre eigene, unverwechselbare Attraktivität – zum Wohnen ebenso wie für die Freizeit und den Tourismus. Die jeweiligen landschaftlichen Qualitäten bieten entsprechend grosse Chancen für eine nachhaltige Regionalentwicklung. Für die regionalen Akteurinnen und Akteure gilt es, diese zu identifiziert und mit Umsicht in Wert zu setzen.
Stimmen zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung
«Letztlich geht es darum, herauszufinden, was wichtig ist, was man schätzt an seinem Wohnort und seiner nächsten Umgebung.»
Maude Rampazzo, Pro Senectute Vaud, zum Modellvorhaben «Chateau-d’OEx» (Foto: Pascal Mora, ARE)
«Das Limmattal ist mehr als das Verkehrsrauschen der Autobahn. Ein bewusstes Wahrnehmen und Erleben der akustischen Umgebung tragen aus unserer Erfahrung aktiv zur Lebensqualität bei.»
Kulturelles und natürliches Erbe der Landschaft anerkennen
Am Beispiel Ernen zeigen die Projektverantwortlichen wie es geht.
Kulturelles und natürliches Erbe der Landschaft anerkennen
Am Beispiel Ernen zeigen die Projektverantwortlichen wie es geht.
Berner Landschaften – der Schatz vor deiner Haustür
Der Kanton Bern ist in seiner landschaftlichen Vielfalt einzigartig. Dieser Facettenreichtum bildet einen wahrhaften Land-Schatz. Einen Schatz, den es zu erkennen, bewahren, entwickeln – auf jeden Fall zu wertschätzen gilt.
Potenzial der Landschaft für die Regionalentwicklung
Mit dem neuen Mehrjahresprogramm 2024–2031 verstärkt die Neue Regionalpolitik (NRP) ihre Unterstützung zur Inwertsetzung von Landschaft. Landschaftsqualitäten und regionale Wertschöpfung als sich ergänzende Aspekte zu denken und gemeinsam zu entwickeln, steht im Einklang mit dem Konzept Nachhaltige Entwicklung in der NRP und dem vom Bundesrat 2020 verabschiedeten Landschaftskonzept Schweiz (LKS). So definiert das LKS als eines der 14 Landschaftsqualitätsziele, dass die Landschaft als Standortfaktor zu stärken sei, indem die Natur- und Kulturwerte attraktiv und erlebbar gemacht werden (LKS Ziel 2). Zu diesem Zweck kann die Regionalentwicklung die Vielfalt der Landschaften mit ihren regionstypischen Natur- und Kulturwerten als wichtige Standortqualitäten als Potenzial nutzen (LKS Ziel 8A). Mit einem von fünf Zielen ist die Landschaft auch ein wichtiges Thema der neuen Strategie für die «Agglomerationspolitik und Politik für die ländlichen Räume und Berggebiete». Modellregionen für die Nachhaltige Entwicklung können dank der Pärkepolitik entstehen, ein Instrument, dessen Chancen 19 Regionen bereits genutzt haben.
So geht landschaftsbezogene Regionalentwicklung
Wie eine auf Landschaftsaspekten basierende Regionalentwicklung gestaltet werden kann, zeigen verschiedene Berichte und Pilotprojekte. Die Studie «Landschaft als Leitthema für eine nachhaltige Regionalpolitik» analysierte 14 Beispiele, mit denen landschaftsbezogene Regionalentwicklung in den verschiedensten Räumen, Dimensionen und Ausprägungen landschaftsbezogene Regionalentwicklung konkretisiert wurde – im ländlichen Raum und in Berggebieten ebenso wie in Städten und Agglomerationen, in der Peripherie und in Zentren, in kleinen Gemeinden genauso wie in grösseren Regionen. Im Fokus stehen in erster Linie die Landschaftsleistungen «Standortattraktivität», «Erholung» und «ästhetischer Genuss» als Fundament für die Inwertsetzung durch den Tourismus. Die landwirtschaftliche Produktion und die Baukultur sind weitere wichtige Elemente der Inwertsetzung von Landschaft, meist verbunden mit Aspekten wie «regionale Produkte», «Esskultur», «Ortsplanung» oder «Digitalisierung». Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema «Landschaft» auf regionaler oder lokaler Ebene bildet die Grundlage für die Inwertsetzung. Sie hilft, einerseits sich bietende Landschaftspotenziale gezielt zu nutzen und anderseits Beiträge zur langfristigen Erhaltung und zur qualitätsbasierten Entwicklung der landschaftlichen Qualitäten zu leisten. Auf diese Weise bietet Landschaft als Handlungsraum der Regionalentwicklung einen Ausweg aus dem sektoriellen Ansatz von «Schutz» und «Nutzung» und einen Ansatz zur Synthese der beiden.
Unterstützung beim Identifizieren der landschaftlichen Potenziale bietet insbesondere die Impuls-Landschaftsberatung, ein Angebot zur Beratung von Gemeinden durch Landschaftsfachleute. Es wird bis Ende 2024 vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) und danach vom Bund gemeinsam mit den Kantonen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Landschaftsberatung hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der Gemeinden im Bereich Landschaft zu stärken und ihnen zu helfen, die Landschaftsqualitäten in ihren Handlungsbereichen zu erkennen. Finanziert durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) über die NRP können auch Regionalmanagements und Projektträgerschaften die Impuls-Landschaftsberatung in Anspruch nehmen. Wie die Erfahrungen zeigen, helfen die hochqualifizierten Landschaftsberaterinnen und -berater in kurzer Zeit und auf unkomplizierte Weise, Orientierung in Landschaftsfragen zu finden und Potenziale zu erkennen.
Das vom SECO und vom BAFU gemeinsam publizierte Vademecum «Qualitäten und Werte von Landschaften auf der Spur»ordnet die bisherigen Erkenntnisse und Erfahrungen zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung in Form eines praxisorientierten Reiseführers ein. Anhand von sechs Stationen zeichnet er eine Route, wie dieser Weg begangen werden kann, zeigt Methoden auf und vermittelt Tipps und Beispiel aus der Praxis.
Interaktive Grafik: ID 20
Praktische Erfahrungen mit der Inwertsetzung von Landschaft
Wo überall Projekt zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung bereits realisiert wurden und werden, lässt sich der regiosuisse-Projektdatenbank entnehmen. In illustrativer Weise hat regioS – das Magazin für Regionalentwicklung das Thema aufgegriffen und anhand von Beispielen sowie Stimmen zahlreicher Akteurinnen und Akteure die Chancen und Herausforderungen dargestellt, die sich mit diesem Thema ergeben.
Im Rahmen von Modellvorhaben nachhaltige Raumentwicklung (MoVo) haben acht Regionen nach unterschiedlichen Wegen gesucht, das Potenzial ihrer Landschaft zu nutzen. Ihre Ausgangslage war unterschiedlich: Städte und Agglomerationen ebenso wie ländliche Gemeinden und abgelegene Orte in Berggebieten. Die Publikation «Den Qualitäten und Werten von Landschaften auf der Spur» fasst die zentralen Erkenntnisse dieser Projekte zusammen.
Regionale Besonderheiten erschliessen: Ob auf dem Land, in den Bergen, der Stadt oder in der Agglomeration: Jede Landschaft hat ihre Eigenarten, Qualitäten und Werte. Manche sind weniger bekannt oder offensichtlich. Sie müssen erkundet und aufgearbeitet werden. Industrie und Infrastruktur gehören genau so dazu wie Maiensässe oder wilde Schluchten.
Kommunikation: Persönliche Geschichten von Menschen schaffen eine Identifikation mit der Landschaft. Klar formulierte Kernbotschaften lösen positive Emotionen aus.
Landschaft betrifft alle: Durch die aktive Beteiligung identifizieren sich die Menschen mit einem Projekt. Damit steigt das Interesse an einem langfristigen Engagement.
Landschaften umfassend erleben: Landschaft lässt sich nicht nur betrachten, sondern deren Qualitäten durch körperliche und sinnliche Erfahrungen ergreifen, riechen, hören und schmecken. Auf Spaziergängen, Wanderungen, Veloexkursionen, Schulausflügen und Workshops im Freien erleben die Menschen die Landschaft hautnah.
Landschaften im Wandel: Die grossen Themen unserer Zeit – Klimawandel, Energiewende, Naturkatastrophen, demografischer Wandel, Digitalisierung – widerspiegeln sich in der Landschaft. Sie beeinflussen die Projekte zur Inwertsetzung, bieten aber gleichzeitig auch eine thematische Basis. Regionale Landschaftsvisionen helfen dabei, Wege in eine wünschenswerte Zukunft zu finden.
Beispielprojekte aus der Neuen Regionalpolitik und aus den Modellvorhaben
Die Gemeinde Valsot im Unterengadin mit 900 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt in einer charakteristischen Landschaft mit artenreichen Trockenwiesen, Heckenlandschaften mit einer vielfaltigen Vogelwelt, Lärchenwäldern und Ackerterrassen. Eine Umfrage zeigte, dass viele Gäste die Landschaft sehr schätzen und geniessen, ihnen aber ein leichter Zugang zur Landschaftsvielfalt und zum Artenreichtum fehlt. Diesen erleichtert nun eine eigens entwickelte App. Sie bietet an über 50 Standorten einfach verständliche Informationen zur Geschichte und Nutzung der Landschaft, zu Ökologie und Kultur. «Natur-Trails», ein weiteres als Abenteuerspiel gestaltetes Angebot, verbindet Umweltbildung mit Spiel und Spass, fördert Bewegung und regt zur Auseinandersetzung mit der Landschaft an. Mittels QR-Codes gelangt man zu verschiedenen Stationen, an denen Aufgaben und multimediale Inhalte zur jeweiligen Umgebung warten. Weitere Trails sollen folgen, die beispielsweise die Themen Klimawandel und Gesundheit aufgreifen.
Langenthal BE: Die Agglomeration als Gartenwelt erleben
Die Agglomeration Langenthal liegt inmitten des stark urbanisierten Mittellands, aber ebenso in einer einzigartigen Landschaftsperle, dem «Smaragdgebiet Oberaargau», dem grössten besonders schützenswerten Lebensraum dieser Art in der Schweiz. Das Smaragdgebiet Oberaargau erstreckt sich über 18 Gemeinden, beheimatet 44 europaweit gefährdete Tier- und Pflanzenarten und 24 gefährdete Lebensraumtypen. Im Rahmen des Agglomerationsprogramms 4. Generation entwickelte die Agglomeration das Zukunftsbild einer «Gartenagglo Langenthal». Darauf aufbauend entstand das Konzept der acht «Gartenwelten» mit jeweils charakteristischen Landschaftsformen sowie Natur- und Kulturwerten. Die ringförmige «Landschaftsroute» vernetzt diese Gebiete und führt als Rundwanderroute über 42 Kilometer durch die verschiedenen Gemeinden. Ihr entlang konzentrieren sich landschaftliche Aufwertungsmassnahmen. An ausgewählten Standorten sind begehbare «Landschaftsfenster» geplant, die historische, kulturelle, wirtschaftliche und natürliche Besonderheiten ins Blickfeld rücken.
Die Flusslandschaft im Sittertobel am Rand der Stadt St. Gallen und der Gemeinde Wittenbach erfreut sich grosser Beliebtheit. Sie erfüllt das wachsende Bedürfnis für kleine Auszeiten in attraktiven Aussenräumen vor der Haustüre. Mit dem Projekt «Tobelwelt Sitter für alle» verhelfen Sensibilisierungs- und Beteiligungsmassnahmen zu mehr Aufmerksamkeit, Wertschatzung und Verantwortung für die Landschaft. Aus dem Dialog von «Landschaftsgestaltern» wie etwa Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer einerseits und Landschaftsnutzenden andererseits entstanden schliesslich drei Naturpfade zu besonderen Landschaftselementen im Siedlungsgebiet und am Siedlungsrand. Eine App erläutert für die verschiedenen Standorte, welche Tiere und Pflanzen hier leben, wie sich ihr Lebensraum im Verlauf der Jahreszeiten verändert und weshalb seine Pflege und Erhaltung wichtig ist.
Château-d’Œx VD: Verbesserte Landschaftserlebnisse für Seniorinnen und Senioren
Die Kulturlandschaft des Pays-d’Enhaut ist durch die jahrhundertelange landwirtschaftliche Bewirtschaftung geprägt. Einheimische schätzen die Dörfer als Wohn- und Arbeitsortort, Touristinnen und Touristen als gut erreichbares Ziel im Sommer und Winter. Ein Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner von Chateau-d’Œx sind im Pensionsalter. Die bergige Topografie stellt für sie eine Herausforderung dar. Die Gemeinde will den landschaftlichen Reichtum aber für alle erlebbar machen und die Region als Destination für Seniorinnen und Senioren positionieren. Anlässlich von Workshops und auf «Diagnose-Spaziergängen» konnten sich Seniorinnen und Senioren dazu äussern, was ihnen an der Landschaft besonders am Herzen liegt und was ihnen den Zugang und das Erlebnis erschwert. Die Gemeinde realisierte schliesslich Massnahmen wie optimierte Trottoirs, Handläufe und vor allem neue Sitzbänke, die das Landschaftserlebnis verbessern. Dazu tragen auch weitere Angebote bei, wie halbstündige Minispaziergänge, leichte Wanderungen in Gruppen oder das Autostoppnetz «J’te pouce» zur Verbesserung der Mobilität.
Die Wolzenalp im Toggenburg SG ist eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung mit ausgedehnten Hoch- und Flachmooren, ein Landschaftsmosaik aus Moor, Magerwiesen, bewirtschafteten Flächen und Wäldern. Seit Frühling 2024 führt der 7 km lange Klimaerlebnisweg Toggenburg durch diese attraktive Landschaft. Begleitet vom Dreizehenspecht «Woody» gelangen Wandernde von der Wolzenalp ins Ijental nach Nesslau SG. Sie erfahren dabei Wissenswertes über erneuerbare Energien, Klima, Ökologie und Natur. Der Wegführung liegt ein vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei genehmigtes Besucherlenkungskonzept zugrunde, das auf die sensiblen Lebensräume und auf die Landschaft von nationaler Bedeutung abgestimmt ist. Die Idee für einen Themenweg rund um erlebbare Energie hatte eine Projektgruppe bereits vor 10 Jahren lanciert. Die Vereine Nesslau Tourismus und energietal toggenburg übernahmen die inhaltliche und bauliche Ausgestaltung. Verschiedene regionale Unternehmen engagierten sich fachlich oder finanziell an der Realisierung. Der Weg, so rechnen die Initianten, soll jährlich bis zu 20 000 Gäste anziehen.
Kommunikationsarbeit ist essenziell für die erfolgreiche Lancierung und Umsetzung von Strategien, -Programmen und -Projekten der Regionalentwicklung. regiosuisse stellt stellt den verschiedenen Akteuren und Akteurinnen der Neuen Regionalpolitik (NRP) dazu Informationen, Tools und Checklisten zur Verfügung. Der Fokus liegt auf der Kommunikation von Zielen, Wirkungen, Möglichkeiten und Projekten gegenüber Personen und Gruppen ausserhalb der eigenen Programm- oder Projektorganisation.
Ein Erklärvideo des Staatsekretariats für Wirtschaft (SECO) gibt einen Überblick über die wichtigsten Eckpunkte der NRP, welche die regionalwirtschaftliche Entwicklung im Berggebiet, im weiteren ländlichen Raum und in den Grenzregionen fördert.
Die Bilder, welche im Erklärvideo zu sehen sind (Karten, Figuren und weitere Abbildungen) können zwecks Kommunikation zur NRP bei regiosuisse bestellt werden.
Viele Gemeinden haben sich aus unterschiedlichen Gründen zu Regionen zusammengeschlossen. Sei es, weil sie Gemeindeaufgaben zusammen effizienter erledigen können, weil der Kanton gewisse Aufgaben an die regionale Ebene delegiert (z.B. regionale Richtplanung) oder weil sie eine gemeinsame Entwicklungsstrategie realisieren möchten. Organisiert sind diese Regionalmanagements häufig als privatrechtliche Vereine, zum Teil als öffentlich-rechtliche Körperschaften und vereinzelt auch als Aktiengesellschaften.
Um die an sie übertragenen Aufgaben zu erledigen, verfügen die Regionen in der Regel über eine Organisation mit eigenen personellen und finanziellen Ressourcen und entsprechendem Leistungsauftrag.
In den meisten Regionen übernimmt diese Organisation auch die Aufgaben eines regionalen Entwicklungsträgers (RET) beziehungsweise Regionalmanagements (RM). In dieser Funktion wirkt sie als «Treiber» und Koordinator der regionalen Entwicklung und trägt dazu bei, regionale Potenziale zu nutzen und neue Entwicklungsmöglichkeiten zu erschliessen.
Das Erklärvideo der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) fasst die Rolle und Aufgabe eines LEADER-Regionalmanagers beispielhaft zusammen. Ein Grossteil der dargestellten Inhalte lässt sich gut auf den Schweizer Kontext übertragen.
Die Rolle der Regionalmanagements in der NRP
Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) können Bund und Kantone den Aufbau und Betrieb von regionalen Entwicklungsträgern fördern. Seit der Einführung der NRP sind verschiedene regionale Strukturen neu gegründet oder umstrukturiert worden, die eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der NRP auf regionaler Ebene spielen und die regionale Entwicklung fördern. Diese Regionalmanagements – zum Teil auch kantonal oder überkantonal organisierte Entwicklungsträger wie arcjurassien.ch – unterstützten und beraten Personen und Organisationen beim Erarbeiten und Einreichen von Finanzierungsanträgen für NRP-Projekte oder lancieren teilweise auch selbst Projekte. In der Regel sind sie nicht nur regionale Anlaufstelle für die NRP, sondern auch für weitere Förderprogramme und Initiativen zur regionalen Entwicklung. Damit leisten sie einen massgeblichen Beitrag zu einer kohärenten Raumentwicklung.
Die Rolle der RIS-Managements
Über die NRP fördern Bund und Kantone auch Regionale Innovationssysteme (RIS) und RIS-Managements, die Dienstleistungen und Hilfestellungen für KMU bieten, die Produkt- und Prozessinnovationen umsetzen möchten. Mehr dazu in der Rubrik «Regionale Innovationssysteme».
Was zeichnet ein erfolgreiches Regionalmanagement aus?
Damit ein Regionalmanagement seine Rolle als zentraler Akteur der Regionalentwicklung übernehmen kann, benötigt es vielfältige Kompetenzen, genügend Kapazitäten sowie ausreichende Handlungs- und Entscheidungsbefugnisse. Entscheidend für die Durchsetzungskraft sind zudem eine gute Verankerung und Vernetzung des Regionalmanagements sowie (politischer) Rückhalt seitens der Trägerschaft.
Können Regionalmanagements bei der Bewilligung von Projektförderungen (mit)entscheiden oder eigene Projekte initiieren und umsetzen, stärkt dies ihre innere und äussere Wahrnehmung als wichtiger Akteur der regionalen Entwicklung. Ein positiver Einfluss auf die Motivation und die Wirkung. Damit keine Interessenkonflikte entstehen, sind jedoch klare und transparente Governance-Regeln nötig. Um Missverständnissen und falschen Erwartungen vorzubeugen, muss auch die jeweilige Rolle, die das Regionalmanagement in einem Prozess oder Projekt einnimmt – Berater, Sparring-Partner, Tür-Öffner, Koordinator, Projektleiter usw. – immer transparent sein.
Sowohl Leistungsbreite als auch Spezialisierung können die Wirksamkeit eines Regionalmanagements steigern. Eine sektor- und themenübergreifende Sicht- und Wirkungsweise entspricht dem Bedürfnis vieler lokaler/regionaler Akteurinnen und Akteure nach einem «One-stop-shop». Durch Spezialisierung können wiederum Mittel und Ressourcen gezielter eingesetzt werden und Tätigkeiten fokussierter erfolgen.
Bei der Umsetzung der NRP haben sich u.a. regionale Modelle bewährt, die ansässige Unternehmen oder ihre Vertretungsorgane einbinden. Dies kann zum Beispiel über eine institutionelle Einbindung in den regionalen Entwicklungsträger erfolgen oder auch inhaltlich durch die Berücksichtigung unternehmerischer Interessen und Bedürfnisse beispielsweise mittels eines Wirtschaftsbeirats. Eine Übersicht über die verschiedenen regionalen Modelle (Stand 2018) und deren Vor- und Nachteile bietet folgende Studie:
Mehr dazu, wie Regionalmanagements die regionale Entwicklung und die Projektentwicklung von regionalen (Wirtschafts-)Akteuren stimulieren, unterstützen und koordinieren können, bieten folgende Publikationen und Rubriken:
Ein Projekt zu konzipieren, das Veränderungen in einer Region oder der Gesellschaft zum Ziel hat, ist herausfordernd und oft kompliziert. Der Ansatz des wirkungsorientierten Arbeitens trägt wesentlich dazu bei, besagte Veränderungen anzustossen.
Ob als Einsteigerin oder Einsteiger in der Regionalentwicklung, oder in der NRP-Projektumsetzung tätige Person: Dieses Dossier bietet Hilfestellung, um die Wirkung Ihres NRP-Projekts zu verstärken. Die NRP bedient sich hierfür eines Modells zur vereinfachten Darstellung von Wirkungszusammenhängen.
Eine Anleitung zum Erstellen eines Wirkungsmodells, und eine Auswahl an Arbeitshilfen sollen Sie dabei unterstützen.
Die Fähigkeit von Regionen, Veränderungen und Krisen durch die Nutzung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Ressourcen zum Anlass zur Entwicklung zu nutzen, wird als regionale Resilienz bezeichnet. Was bedeutet das für die Regionalentwicklung? Wie können Regionen resilienter werden, um auf zukünftige Schocks besser vorbereitet zu sein und gestärkt daraus hervorzutreten? Dieses Dossier bietet einen Einstieg ins Thema und mögliche Ansätze für die Umsetzung in den Regionen.
Information und Einbezug von verschiedenen Stakeholdern sind wesentlich für eine erfolgreiche Stadt-, Gemeinde und Regionalentwicklung. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hat dabei die Verwendung von digitalen Kanälen und Formaten an Bedeutung gewonnen. Insbesondere wenn es darum geht, (Strategie-)Entwicklungsprozesse zu lancieren und zu gestalten, aber auch in der Projektentwicklung und -umsetzung, eröffnen virtuelle Formate neue Wege und Möglichkeiten.
Das regiosuisse Team hat in den letzten Monaten viel Erfahrung mit Online-Workshops und virtuellen Beteiligungsmöglichkeiten gesammelt und im Austausch mit weiteren Akteurinnen und Akteuren der Regional-, Stadt- und Gemeindeentwicklung eine Auslegeordnung zum Thema «E-Partizipation» erarbeitet. Diese zeigt auf, welche Chancen virtuelle Beteiligungsformate bieten, wo sie an Grenzen stossen und führt aus, was bei der Planung und Umsetzung zu beachten ist.
Möglichkeiten zur Beteiligung im virtuellen Raum bestehen sowohl in formalisierten Prozessen (z.B. Raumplanung, E-Government) als auch in nicht formalisierten Partizipations-Prozessen (z.B. bei der Erarbeitung regionaler Entwicklungsstrategien oder im Rahmen von Gemeindeentwicklungsprojekten). Diese Auslegeordnung legt den Fokus auf nicht formalisierte Prozesse.
Neues Projektvideo zu Smart Villages / Smart Regions
In einem partizipativen Prozess mit der Bevölkerung galt es, Massnahmen zu erarbeiten, mit denen sich die digitalen Möglichkeiten für eine höhere Lebens- und Standortqualität nutzen lassen.
Mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) unterstützen der Bund über das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und die Kantone die Berggebiete, ländlichen Regionen und Grenzregionen der Schweiz bei ihrer regionalen Wirtschaftsentwicklung.
Wollten Sie nicht auch schon lange Ihre Meinung zu regiosuisse kundtun? Nehmen Sie sich ca. 6 Minuten Zeit und machen Sie bei unserer regiosuisse-Umfrage mit.