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Gespeichert von admin am Di., 16.01.2024 - 03:24

Nachhaltigkeit messen und beurteilen

Einleitung

Daten sind notwendig, damit die Fortschritte in der nachhaltigen Entwicklung gemessen werden können. Seit 2003 verfügt die Schweiz über ein System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET). Auch von der Neuen Regionalpolitik (NRP) erwarten Bevölkerung und Politik, dass die finanziellen Mittel wirkungsvoll und zum Vorteil der nächsten Generationen investiert werden. Das Befolgen der Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung ist für die NRP eine Selbstverständlichkeit. Bei der Gewährleistung und Förderung der Nachhaltigkeit der Projekte in Kantonen und Gemeinden kann auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden. Zentral hierbei ist, dass Nachhaltigkeit als Verbesserungskultur und nicht als administrative Hürde verstanden wird.

Nachhaltigkeit messen

Den derzeitigen globalen Referenzrahmen für Nachhaltigkeit bildet die «Agenda 2030» mit ihren 17 «Sustainable Development Goals (SDGs)». Doch wo stehen wir auf diesem Weg? Sind wir auf Kurs? Antworten dazu bietet in der Schweiz das «System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET)». Die Darstellungen von MONET zeigen anschaulich Lücken bzw. Handlungsbedarf auf. In der Schweiz braucht es insbesondere Anstrengungen für verantwortungsvolle Produktion und Konsum (SDG 12), für weniger Ungleichheiten (SDG 10), für mehr Klimaschutz (SDG 13) und für den Erhalt der Biodiversität (SDG 15).

  • MONET: Das System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung und zur Umsetzung der Agenda 2030 der UNO in der Schweiz

    Seit 2003 verfügt die Schweiz über ein System zum Monitoring der nachhaltigen Entwicklung (MONET). Das Indikatorensystem MONET stellt fest, wo sich die Schweiz auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung befindet. MONET berichtet über die Fortschritte bei der Umsetzung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (SDGs) und der im schweizerischen Kontext angepassten Unterziele. Das auf die Schweiz erweiterte System beinhaltet gesamt 23 Schlüsselindikatoren, welche die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft repräsentieren und auf dem Statistikportal des BFS zur Verfügung stehen.

    www.monet2030.admin.ch

    Aktuelle Auswertung der 23 Schlüsselindikatoren für das Monitoring der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 in der Schweiz

Nachhaltigkeit beurteilen

Wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit von NRP-Programmen und -Projekten zu beurteilen, sind Bund, Kantone und Projektträger gefragt. Bereits in der Formulierung der vierjährigen NRP-Umsetzungsprogramme der Kantone erwartet der Bund Angaben zur Nachhaltigkeit. Es geht darum, Zielkonflikte offen zu legen, sodass frühzeitig nach Optimierungsmöglichkeiten gesucht werden kann. In der Beurteilung der Nachhaltigkeit ist aufzuzeigen, in welchen Bereichen sich wesentliche Zielkonflikte ergeben (können) und wie diesen im Rahmen der Umsetzung begegnet wird (z.B. mit alternativen, flankierenden Massnahmen). Es ist zu zeigen, auf welche Weise stark negative Wirkungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit verhindert werden können. Nach der Umsetzung der Programme wird vom Bund ein Schlussbericht gefordert, der eine Beurteilung der Nachhaltigkeit beinhaltet. Es handelt sich in der Regel, wie in der Formulierung des Umsetzungsprogrammes, um qualitative Beurteilungen. Der Einbezug der kantonalen Fachstellen für Nachhaltigkeit wird empfohlen. Auch einzelne über die NRP geförderte Projekte müssen den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Die Kantone können in der Auswahl und in der Begleitung der Projekte Akzente setzen. Letztlich unerlässlich sind zudem die Überzeugung und das Engagement der Projektträger, sich für eine nachhaltige Entwicklung ihrer Region engagieren zu wollen.

Für die Anwendung in der Praxis, von der Konkretisierung einer Projektidee bis zur Umsetzung, eignet sich eine «Nachhaltigkeitsbeurteilung», die eine ausgewogene Berücksichtigung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen von Vorhaben und Projekten anstrebt. Dieses Instrument ermöglicht es einerseits, gefällte Entscheide transparent darzustellen und zu begründen. Andererseits legt eine Nachhaltigkeitsbeurteilung als Optimierungsinstrument mögliche Zielkonflikte eines Vorhabens frühzeitig offen und zeigt Anpassungs- und Verbesserungsbedarf auf.

  • Checkliste für die Ersteinschätzung der Nachhaltigkeit eines Projektes

    Checkliste für eine Ersteinschätzung der Nachhaltigkeit eines Projektes (in Anlehnung an die «Boussole 21» des Kantons Waadt). Sie kann bereits vor der Konkretisierung einer Projektidee hinzugezogen werden:

    Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ökologische Verantwortung Gesellschaftliche Solidarität
    • Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und Verteilung des Wohlstandes
    • Verbesserung der Arbeitsbedingungen
    • Schaffung neuer Arbeitsplätze für die regionale Bevölkerung
    • Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft
    • Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovation
    • Erhöhung der Bekanntheit einer Region bzw. der Anziehungskraft für BesucherInnen
    • Schonung der öffentlichen Finanzen
    • Bezug zu vorhandenen Bedürfnissen bzw. Angemessenheit des Angebotes
    • Schutz der biologischen Vielfalt und des Naturraumes
    • Schutz oder Verbesserung des Tierwohls
    • Förderung von CO2-armen und regionalen Energiequellen (Beitrag zum Klimaschutz)
    • Senkung des Verkehrs bzw. der Transportwege und Förderung des Langsamverkehrs, des ÖV, der Elektromobilität (Beitrag zum Lärm- und Klimaschutz)
    • Vermeidung bzw. Ersatz der Nutzung von gesundheits-, tier- oder umweltschädlichen Stoffen
    • Förderung der Kreislaufwirtschaft
    • Schonung oder Verbesserung der Wasser-, Luft- und Bodenqualität
    • Minimierung des Bodenverschleisses
    • Schonung oder Aufwertung der Landschaft
    • Minimierung der Lichtverschmutzung
    • Vermeidung von Lärm
    • Förderung der Lebensqualität, Gesundheit und Vorsorge
    • Stärkung der Ausbildung, der kulturellen und sportlichen Aktivitäten
    • Stärkung der sozialen Kohäsion
    • Keine Erhöhung des Naturgefahrenrisikos
    • Schonung oder Aufwertung des öffentlichen und des Lebensraumes
    • Stärkung der Chancengleichheit, der Gleichstellung von Mann und Frau und der Sicherheit
    • Förderung der Beteiligung aller Akteure, der Bevölkerung und der Projektakzeptanz
  • Tools für die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in Projekten

    Das SECO empfiehlt bewährte und anerkannte Optimierungs- und Beurteilungsmethoden, wie die vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) entwickelte Nachhaltigkeitsbeurteilung, den Berner Nachhaltigkeitskompass und die waadtländische Boussole 21. Die Boussole 21 ist ein pragmatisches Online-Tool, das kostenlos und in drei Landessprachen verfügbar ist. Die Plattform Nachhaltigkeitsbeurteilung hat zum Ziel, diese Methode durch Informationen, Hilfestellungen und die Förderung des Austauschs unter den Anwender/-innen zu stärken. Für Unternehmen und Organisationen der Tourismusbranche hat Schweiz Tourismus das ambitionierte Nachhaltigkeitsprogramm «Swisstainable» mit dem «Nachhaltigkeitscheck» (übersichtliche Tabelle steht zum Download bereit) lanciert.

    Beispiel der graphischen Darstellung einer Nachhaltigkeitsbeurteilung mit dem Tool «Boussole 21». So lassen sich rasch Schwachpunkte eines Projektes ausmachen, als Grundlage für Optimierungen:

    Boussole 21

    Der Berner Nachhaltigkeitskompass eignet sich, wenn eine ausführlichere Analyse benötigt wird:

    Berner Nachhaltigkeitskompass

Beispiele für Nachhaltigkeitsbeurteilungen

Teaser-Bild: Boussole 21 des Kantons Waadt.

 

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