Quartierentwicklung während und nach Corona
Das Zusammen-leben in den Quartieren gewinnt im Zuge der Corona-Pandemie an Bedeutung. Der Bewegungsradius verkleinert sich und das unmittelbare Umfeld in der Nachbarschaft rückt in den Fokus. Die Digitalisierung hat Potenzial, das Zusammenleben und Zusammenwirken im Quartier zu unterstützen. Das Netzwerk Lebendige Quartiere stellt dazu spannende Informationen und Beispiele zur Verfügung.
Die Stadt Winterthur beispielsweise hat die interaktive digitalen Community-Plattform «Quartierleben Neuhegi» entwickelt, die auch als App nutzbar ist. Die Quartierbewohnenden können sich mit einem Klick über Neuigkeiten und Anlässe im Quartier informieren, über das Diskussionsforum Ideen für die Gestaltung von Parkanlagen und Freizeitangeboten einbringen oder Themen rund um das Quartier diskutieren. Über eine Pinnwand können sie Gegenstände oder Dienstleistungen anbieten oder nachfragen. Die Plattform soll das Quartierleben fördern, indem sie den Austausch, die Partizipation sowie die Nutzung lokaler Angebote und Aktivitäten unterstützt. Langfristig kann sie somit zur Stärkung des Gemeinschaftssinns und schliesslich zur Erhöhung der Lebensqualität beitragen. Mit dem Shutdown im März 2020 konnte die digitale Quartierplattform einen sprunghaften Anstieg an Klicks und Einträgen im Bereich Nachbarschaftshilfe verzeichnen. Um diesem Bedürfnis zu entsprechen, wurde für die gesamte Stadt Winterthur das Modul «Corona-Nachbarschaftshilfe» lanciert, über das die Bewohnenden Hilfsangebote platzieren oder nachfragen können. Das Modul stiess auf Anklang. Mehrfach wurde der Wunsch geäussert, es beizubehalten und auf verschiedene Quartiere auszuweiten.
Ein weiteres Beispiel ist die Plattform www.hilf-jetzt.ch, die seit dem Pandemieausbruch im März 2020 Hilfesuchende mit Helfenden verbindet. Die angebotenen Unterstützungsleistungen sind vielfältig und reichen von psychologischer Unterstützung bis hin zur Nachbarschafts- und Einkaufshilfe. Und die Plattform ist ein Erfolg: Gemäss Zahlen des Schweizerischen Roten Kreuzes, welches das aus der Zivilgesellschaft geborene Projekt ab August 2020 übernommen hat, waren auf der Plattform im ersten Jahr bis zu 200‘000 Freiwillige eingetragen, welche mehr als 100‘000 Hilfesuchende unterstützen konnten.
Mehr zu Quartieren in Zeiten von Corona im Blogbeitrag von Dominic Blumenthal, Leiter Netzwerk Lebendige Quartiere
Zusätzliche Informationen und weitere Beispiele zum Thema:
- Nachbarschaftshilfe in Zeiten von Corona, Prof. Nicola Hilti, Institut für Soziale Arbeit und Räume, Ostschweizer Fachhochschule
- Corona und das Engagement der Zivilgesellschaft, Corentin van Dongen, Association Solid-ère Lausanne, www.aide-maintenat.ch
- Solidarität unter den Generationen in der Krise? Anna Suppa und Elisa Fellay-Favre, Hochschule für Soziale Arbeit Wallis
- Keep it small and simple – Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften, Karin Pasamontes, KISS Genossenschaft Cham
- Essensausgabe, Sozialberatung und Direkthilfe, Jean Volet, Heilsarmee Neuchâtel
Das Netzwerk Lebendige Quartiere ist eine spezifische Massnahme der AggloPol: Als Drehscheibe im Bereich Quartierentwicklung vermittelt und erweitert das Netzwerk Wissen und Erfahrungen, die bei der Umsetzung des Programms «Projets urbains – Gesellschaftliche Integration in Wohngebieten» gemacht wurden. Im Fokus stehen verschiedenste Aspekte der Quartierentwicklung wie Wohnen, Partizipation oder soziale Durchmischung. Das Netzwerk Lebendige Quartiere wird vom Schweizerischen Städteverband in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) und dem Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) geführt.