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Next Generation Incubator 2022

Next Generation Incubator 2022

Wie können junge Erwachsene neue Impulse für die Regionalentwicklung setzen? Wie können sie eine lebenswerte Zukunft mitgestalten? Um diese Fragen zu beantworten hat regiosuisse den Next Generation Incubator entwickelt, welcher auf dem im 2020 durchgeführten Next Generation Lab aufbaut und einen co-kreativen Ansatz zur Projektentwicklung durch junge Erwachsenen testet.

Mit innovativen Methoden haben Teams von jungen Erwachsenen während drei Monaten umsetzungsfähige Projekte und Geschäftsmodelle entwickelt. Dabei wurden sie von Regionalmanger und Regionamangerinnen, regiosuisse Innovations-Coaches sowie weiteren Schlüsselpersonen ihrer Region, Gemeinde oder Stadt unterstützt. Das Format lässt sich auf regionaler oder kommunaler Ebene durchführen und bietet eine gute Möglichkeit, junge Erwachsene zu mobilisieren für die Entwicklung ihres Lebensraumes. Dabei haben sie verschiedenen Phasen durchlaufen:

 

Next Generation Incubator 2022

 

Beim regiosuisse Next Generation Incubator wurde als Einstiegspunkt das Thema «Brücken bauen zwischen Stadt und Land» gewählt. Grundsätzlich kann im Incubator ein Thema oder eine regionsspezifische Herausforderung aufgenommen werden oder aber ganz offen in den Prozess gestartet werden.

 

Ziele

Es braucht innovative, nachhaltige Geschäftsmodelle und Projekte, um die Region, Gemeinde oder Stadt lebendig und attraktiv zu halten. Neues entsteht aus dem Kontakt von erfahrenen Akteuren und frischen Ideen von jungen Menschen.

Konkret verfolgt der Next Generation Incubator folgende Ziele:

  • Junge Erwachsene motivieren, sich für die Entwicklung ihrer Regionen zu engagieren.
  • Konkrete Ideen und Lösungsvorschläge für Herausforderungen in der Region erarbeiten, vertiefen und die Umsetzung bringen
  • Mit dem Innovations- und Co-Creation-Ansatz frischen Wind in die Regionalentwicklung bringen.
  • Aufzeigen, wie distanzunabhängig Projektentwicklung erfolgen kann.
  • Ergebnisse und Learnings auswerten und in das Netzwerk Regionalentwicklung zurückspielen.
  • Regionen und Gemeinden dazu inspirieren, junge Erwachsenen verstärkt in die Entwicklung miteinzubeziehen.

 

Zielgruppe und Beteiligte

  • Teams: Ein Team besteht aus drei bis fünf Mitgliedern im Alter von 18 bis 30 Jahren. Am regiosuisse Next Generation Incubator 2022 haben 3 Teams aus dem Kanton Bern und eine Person aus dem Kanton Aargau teilgenommen.
  • Coaches: Die Teams werden im ganzen Prozess von Innovations-Coaches aus dem regiosuisse-Team unterstützt.
  • Regionale Mentoren: Regionalmanagerinnen und Regionalmanager aus den teilnehmenden Regionen beteiligen sich als Mentorinnen und Mentoren am Incubator. Sie geben den Teams praxisbezogene Inputs und Feedbacks zur Situation in den Regionen, zu den Bedürfnissen der Akteurinnen und Akteure sowie zur Realisierbarkeit der Ideen. Zudem helfen sie den Teams, Kontakte in der Region zu knüpfen.

 

Ansätze und Methoden

Im Next Generation Incubator wird eine Kombination von Design Thinking und Lean Startup angewandt. Beide Ansätze setzen auf kurze und kreative Zyklen zur Entwicklung von Prototypen und das rasche Testen und Optimieren der Produkte. An zwei halbtätigen virtuellen Workshops und drei zwei-stündigen Sessions, beschäftigen sich die jungen Erwachsenen mit den verschiedenen Phasen des Design-Thinking und Lean Startups. Das Ziel ist es, innovative und umsetzbare Ideen und Geschäftsmodelle mit Bezug zur eigenen Region zu entwickeln. Dabei werden sie jeweils von 3 regiosuisse Innovations-Coaches und regionalen Mentorinnen und Mentoren unterstützt.

NGL

Phase 1: Akteure und Probleme verstehen und Ideen entwickeln

An den ersten beiden Halbtagen es darum, den Kontext und die Herausforderungen eigenen Region genauer zu verstehen und sich auf eine konkrete Herausforderung/Problemstellung festzulegen (im Falle des Next Generation Incubators 2022 mit Bezug zum Thema Verbindungen zwischen Stadt und Land). Danach werden relevante Stakeholder und deren Wünsche, Erwartungen, Ängste, Hoffnung und die damit verbundenen zentralen Bedürfnisse identifiziert. Anschliessend werden in einer Kreativ-Phase möglichst viele Ideen und mögliche Lösungsansätze zu generiert. Die Teams wählen mit Unterstützung der Mentorin oder des Mentors die beste Idee aus, die anschliessend vertieft werden soll.

Phase 2: Idee zu Geschäftsmodell ausarbeiten

In den nächsten Sitzungen konkretisieren die Teams ihre ausgewählte Top-Idee. Die Konkretisierungsphase orientiert sich an Lean-Startup, wobei die Idee mit dem Lean Canvas vertieft wird und zwei Fragen im Zentrum stehen: Einerseits, ob man ein Problem hat, welches sich lohnt, gelöst zu werden und anderseits, ob es potenzielle Kundinnen und Kunden gibt, welche an der entwickelten Lösung interessiert wären. Durch das Entwickeln von Prototypen, also eine vereinfachte Version der angedachten Lösung, und das Testen mit der potenziellen Zielgruppe, kann diesen Fragen nachgegangen und das Produkt optimiert werden.

Lean Canvas
 

Phase 3: Schlusspräsentation und Umsetzung

An einem physischen Schlussevent präsentieren die Teams ihre Produkte. Im Falle des regiosuisse Next Generation Incubators 2022 vor den Coaches, Mentorinnen und Mentoren und Vertretenden von SECO, Städteverband und dem Netzwerk Schweizer Pärke. Bei der Durchführung in einer Region, Gemeinde oder Stadt, könnten die Projekte in diesem Schritt auch durch eine Jury bewertet und die besten Ideen prämiert werden.
Nach dem Schlussevent steht den Teams eine weitere Coaching-Session zur Verfügung, welche sie zur Diskussion von Fragen zur Weiterentwicklung und Umsetzung ihrer Idee nutzen können. Zudem werden die Teams nach Bedarf mit weiteren regionalen Akteuren vernetzt.

 

Resultate

 

FahrAbb Region Bern Oberland-Ost

Ziel der FahrAbb ist ein ergänzendes Mobilitätsangebot zum ÖV in der Region Berner Oberland. Um ökologische Mitfahrgelegenheiten anzubieten, soll eine App-Lösung entstehen, welche auf den Aufbau einer Community abzielt, Sicherheit für Fahrende und Mitfahrende gewährleistet und möglichst einfach bedient werden kann. So soll die die App nicht nur von jungen Erwachsenen, sondern auch von älteren (oft immobilen) Personen genutzt werden können.

FahrApp

Visualisierung App, Gruppe FahrAbb

Direktvermarktung besser sichtbar machen

Ziel ist es, die Direktvermarktung von lokalen und regionalen landwirtschaftlichen Produkten zu stärken und den Kauf, primär für Tagesgäste, zu vereinfachen. Alle Direktvermarktungsangebote in einer Region sollen sichtbar gemacht werden, indem auf einer Karte (online oder offline) alle Orte abgebildet werden, an welchen regionale Produkte gekauft werden können. Denkbar wären auch Plugins auf einer Wanderapp oder auf der Website einer Destination.

Direktvermarktung

Prototyp Karte, Gruppe Direktvermakrtung

Kombi-Ticket Region Seetal

Mit einem Kombiticket sollen die bestehenden öffentlichen Mobilitätsangebote bekannter gemacht und gefördert werden. Konkret sollen Kooperationen zwischen Kultur- und Freizeitangeboten mit regionalen Mobilitätsanbietern gefördert werden, um gemeinsame Angebote zu schaffen und die Attraktivität zu steigern.

 

Fazit und Learnings

Durch den Next Generation Incubator konnte gemeinsam mit interessierten jungen Erwachsenen tolle Ideen entwickelt werden. Das Format mit den zwei einführenden halbtägigen Workshops und den darauffolgenden zweistündigen Sessions hat gut funktioniert. Die Workshops waren sehr produktiv.

Die Mobilisierung der Teilnehmenden hat sich als schwierig herausgestellt. Mögliche Gründe dafür sind einerseits der Zeitpunkt der Mobilisierung während den Sommerferien, der fehlende Kontakt von Regionalmanagern und Regionalmanagerinnen mit jungen Erwachsenen sowie der relativ grosse Zeitaufwand für den Incubator, welcher ein grosses Hindernis darstellte. Viele potentiell interessierte junge Menschen sind bereits anderweitig stark engagiert und/oder wollen sich nicht für ein über mehrere Monate laufendes Projekt verpflichten.  Daher sollte bei der Initiierung solcher Projekte darauf geachtet werden, dass die Formate diesen Bedürfnissen angepasst sind. So sollten auch Möglichkeiten angeboten werden, bei welchen sie ihre Ideen und Bedürfnisse einbringen können, ohne sich direkt langfristig für etwas zu verpflichten. Zudem fällt auf, dass sich fast ausschliessliche junge Erwachsene aus Hochschulen angemeldet haben. Dies kann damit erklärt werden, dass ein Teil der Bewerbungen über Hochschulen lief. Dies hängt damit zusammen, dass das national durchgeführte Format vor allem an Hochschulen kommuniziert wurde, weil der Aufwand es an alle Berufsschulen der Schweiz zu streuen, zu gross gewesen wäre. Um bei der Anwendung des Formats auf Ebene nur einer Region eine breitere Gruppe von jungen Erwachsenen zu erreichen, empfiehlt es sich zielgruppengerechte Medien in der Region zu nutzen und entsprechende Multiplikatoren zu gewinnen (z.B. Pfadi, Jungparteien, Vereine, Berufsschule).

Die Teilnehmenden haben die verbindlichen Termine geschätzt, welche ihnen eine gewisse Struktur vorgeben.

Das hybride Format von virtuellen Workshops und Coaching-Sessions sowie einem physischen Treffen hat sich bewährt und wurde von den Teams geschätzt. So ermöglichen virtuelle Session eine höhere Flexibilität, da sie ortsunabhängig sind. Das spielt gerade für junge Erwachsene, welche oftmals sehr mobil sind eine zentrale Rolle. Dennoch wird der physische Kontakt sehr geschätzt und als fruchtbarer Ort für die Entstehung von neuen Ideen gesehen.

Neben dem Coaching und dem Mentoring, welches aus Sicht der Teilnehmenden sehr hilfreich war, wurde auch der Austausch mit den anderen Teams geschätzt. Dies zum Beispiel am Schlussevent in Bern.

 

DOS

  • Ermöglichen von flexiblem Arbeiten
  • Austausch mit anderen jungen Erwachsenen fördern
  • Format und Zeiten den Bedürfnissen von jungen Erwachsenen anpassen
  • Zielgruppengerechte Kommunikation
  • Förderung eines kreativen Umfelds

 

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