Von 950 Jurassiern, die ihren Hochschulabschluss zwischen 2000 und 2010 erworben haben, leben 40% der Universitäts- und 51.6% der Fachhochschulabsolventen in ihrem Heimatkanton. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung von Patrick Rérat.
«Wo leben Sie heute?» – dies eine der zentralen Fragen, die Patrick Rérat den Teilnehmenden in seiner Studie stellte. Der Forscher der Uni Neuenburg untersuchte den Weg von 950 jurassischen Hochschulabsolventen. Fast alle unter ihnen mussten für ihr Studium den Kanton verlassen, da es im Jura keine Hochschule gibt. Die Untersuchung zeigt nun: Nach beendetem Studium sind zwischen 40 und 50% der befragten Personen in ihren Heimatkanton zurückgekehrt.
Die Liebe und das soziale Netzwerk spielen eine wichtige Rolle
Die Studie gibt auch Auskunft über die Motive der Rückkehr. «Es sind vor allem berufliche Gründe, die für die befragten Personen den Ausschlag geben, ob sie zurückkehren oder nicht. Aber es gibt auch andere Faktoren», betont Rérat. Nebst den beruflichen Perspektiven spielen soziale und familiäre Gründe und allgemeine Lebensumstände eine zentrale Rolle. Das Finanzielle allein bildet fast nie die Motivation zum Ortswechsel.
Stark ins Gewicht fällt der Aspekt der Partnerschaft. Von Paaren, bei denen beide über einen Hochschulabschluss verfügen, aber eine Person nicht aus dem Jura stammt, kehren nur 13.5% in den Kanton zurück. Anders verhält es sich, wenn beide Hochschulabsolventen sind und aus dem Jura stammen – die Rückkehrquote liegt dann bei 55%. Noch höher ist dieser Prozentsatz (77%), wenn eine Hochschulabsolventin oder ein Hochschulabsolvent mit einer Person aus dem Jura ohne Studienabschluss eine Partnerschaft eingeht.
Viele Lehrpersonen kehren zurück
In welchen Bereichen arbeiten die zurückgekehrten Personen, die Patrick Rérat befragt hat? «Ein Drittel davon im Lehrerberuf», betont der Wissenschaftler. Auch Berufe in der öffentlichen Verwaltung, im Gesundheitswesen oder im Umweltbereich seien für diese Personen attraktiv.
Weitere Zahlen und Fakten der Studie
- 2100 Jurassierinnen und Jurassier erlangten zwischen 2000 und 2010 ein Hochschuldiplom.
- Rund 950 Personen nahmen an der Untersuchung teil.
- 60% der befragten Uniabsolventen sind nach dem Studium nicht in ihren Heimatkanton zurückgekehrt. Davon leben 25% dort, wo sie ihr Studium abgeschlossen haben – vor allem in der Region Lausanne und Neuenburg.
- 55% der befragten «Exil-Jurassier» würden auch mit einem ihren Bedürfnissen entsprechenden Jobangebot nicht in ihren Kanton zurückkehren. 45% würden eine Rückkehr in Betracht ziehen.
- 2% der befragten «Rückkehrer» arbeiten in der Industrie.
- Ein Fünftel der zurückgekehrten Hochschulabsolventen verdient sein Geld in einem anderen Kanton.
Die Publikation «Après le diplôme. Les parcours migratoires au sortir des hautes écoles» ist in der «Edition Alphil» erschienen.
Kontakt
Patrick Rérat
Institut de géographie & Groupe de recherche en économie territoriale
Université de Neuchâtel
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patrick.rerat@unine.ch