Die Plattform für Regionalentwicklung in der Schweiz

Gespeichert von admin am So., 09.05.2021 - 21:00

Modul Wissen

 

Definition

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Kreislaufwirtschaft ist ein ganzheitlicher Ansatz, der den gesamten Kreislauf von der Rohstoffgewinnung über die Design-, Produktions-, Distributions- und eine möglichst lange Nutzungsphase bis hin zum Recycling betrachtet (vgl. BAFU Infografik Kreislaufwirtschaft, 05.12.2019). Gelingt es, Material- und Produktekreisläufe zu schliessen, können Rohstoffe immer wieder von neuem verwendet werden. Dies kommt sowohl der Umwelt als auch der Regionalwirtschaft zugute.

Interaktive Grafik: ID 1  

Prinzipien der Kreislaufwirtschaft

Übergeordnete Handlungsleitlinien

    • Icon nachhaltige Nutzung von Ressourcen

      Eine Nachhaltige Nutzung von Ressourcen: In erster Linie sollen erneuerbare Ressourcen bspw. aus der heimischen Land-, Forst-, Fischwirtschaft genutzt werden. Übergeordnetes Ziel ist es, Wertschöpfung zu schaffen und gleichzeitig die natürlichen Kreisläufe und Ökosysteme zu erhalten. Wo nötig werden nicht erneuerbare Ressourcen sparsam eingesetzt, in ihrer Qualität erhalten und durch Recycling in den Material- und Wertschöpfungskreislauf rückgeführt.

    • Icon Nutzung erneuerbarer Energien

      Die Nutzung erneuerbarer Energien: In der Kreislaufwirtschaft sollen in erster Linie erneuerbare Energien verwendet werden. Sie sollen so effizient wie möglich eingesetzt werden und idealerweise aus geografisch nahen Quellen stammen.

       

    • Icon Verwendung von Materialien und Substanzen

      Die Verwendung von Materialien und Substanzen: Es sollen Materialien und Ressourcen verwendet werden, die weder die Umwelt noch die Gesundheit gefährden und die qualitativ hochwertig, trennbar und – wo nötig – rezyklier-bar sind. Wo möglich sollen Materialkreisläufe geschlossen werden und Materialien verwendet werden, die kompostiert und/oder vergärt werden können.

 

Design der Material- und Energiekreisläufe

Das Design der Material- und Energiekreisläufe zielt darauf ab, den Ressourcenverbrauch, die Abfälle, Emissionen und Energieverluste zu minimieren. Dies wird durch folgende drei spezifische Arten möglich:

  • Verkleinerung der Material- und Energiekreisläufe – beispielsweise durch Effizienzsteigerungen und durch Einsparungen sowie bevorzugte Nutzung erneuerbarer Rohstoffe und Energiequellen.

  • Verlangsamung der Material- und Energiekreisläufe – beispielsweise durch Verlängerung der Produktlebensdauer mit Hilfe eines langlebigen und modularen Designs, das die einfache Zerlegbarkeit eines Produkts in Einzelkomponenten ermöglicht. Auch die Wiederverwendung der Produkte durch Weitergabe, Verkauf oder Tausch erhöht die Nutzungsintensität von Produkten und führt dadurch zur Verlangsamung der Material- und Energiekreisläufe.
     
  • Schliessung der Material- und Energiekreisläufe durch Sammlung, Rezyklierung und Aufbereitung von Rohstoffen, sodass diese als Sekundärrohstoffe wiederverwendet werden können. 

Mehrwerte

Mehrwert für Städte, Regionen und die lokale Wirtschaft

Während die Kreislaufwirtschaft eine Verringerung der Umweltauswirkungen ermöglicht, zielt sie auch darauf ab, aus wirtschaftlicher Sicht einen Mehrwert für Städte und Regionen zu schaffen.

  • Geringere Abhängigkeit von globalen Handelsströmen: Durch längere Produktelebensdauer, mehr Effizienz und mehr Recycling können wirtschaftliche Ressourcenkreisläufe verlangsamt und geschlossen werden. Dies reduziert die Abhängigkeit von globalen Handelsströmen und die Risiken der Ressourcenknappheit.
    Ein Beispiel: Referat zu Star'terre
  • Höhere regionale Wertschöpfung: Die «Relokalisierung» von Wertschöpfungsketten im lokalen, regionalen und nationalen Kontext bietet eine Chance auf mehr dezentralisierte Produktion. Das sichert auch in Krisen den Zugang zu qualitativ hochwertigen und vertrauenswürdigen Produkten für die Bevölkerung. Zusätzlich bleibt ein grösserer Teil der Wertschöpfung im Land.
    Ein Beispiel: Referat zu Regionalpark Chasseral
  • Stärkung des Innovationspotenzials: Die Kreislaufwirtschaft bietet Chancen für innovative Geschäftsmodelle. Dies insbesondere in Kombination mit der Digitalisierung. 
  • Schaffung von Arbeitsplätzen: Die Ausrichtung der regionalen Wirtschaft auf eine Kreislaufwirtschaft unterstützt regionale Unternehmen dabei, lokale Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Dies kommt auch Fachkräften aus der Bevölkerung zugute.

Die bestehenden Stärken der Schweizer Wirtschaft wie gut ausgebildete Arbeitskräfte und hohes Innovationspotenzial können so in Wert gesetzt werden und die Resilienz von Regionen kann längerfristig gestärkt werden. Die Kreislaufwirtschaft an sich ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Unterstützung eines nachhaltigen Ressourcenverbrauchs und damit einer nachhaltigen Entwicklung.

Ein Beispiel: Referat zum Mehrwert aus Sicht der Region Biel/Bienne (in Französisch).


Handlungsmöglichkeiten

Welche Handlungsmöglichkeiten haben Regionen und Städte?

Neben den in der Grafik gezeigten Kreislaufabschnitten und deren Beispiele gibt es verschiedene Handlungsmöglichkeiten wie im Alltag der Ansatz der Kreislaufwirtschaft integriert werden kann:

  • Information / Sensibilisierung zu einem neue Thema im Rahmen von bestehenden Gefässen 

     

    Information

    Ausgangslage

    Region hat ein Format (z.B. Themenabende) zur Sensibilisierung und Informationsvermittlung, um für Gemeinden, Firmen oder die Bevölkerung aktuelle Themen aufzugreifen

    Ziele

    • Die Prinzipien, Möglichkeiten und Ansätze der Kreislaufwirtschaft sind auf eine einfache, niederschwellige Art bekannt gemacht
    • Das Bewusstsein der Akteurinnen und Akteure ist erweitert
    • Unternehmen können sich vernetzen und den Kontakt zu Gemeinden und der Region verstärken

    Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen

    Information und Networking für Gemeinden und Unternehmen und evtl. die Bevölkerung

    Vorgehen

    • Der regionale Entwicklungsträger (RET) identifiziert die wichtigen Themen und Branchen für die Region und die Unternehmen
    • Der RET organisiert 1-2 Referierende und stellt ein Programm zusammen
    • Der RET lädt Gemeinden, Unternehmen und gegebenenfalls die Bevölkerung zum Anlass ein

    Materialien

    Z.B.

    • Expertendatenbank für mögliche Referentinnen oder Referenten
    • Inhalte der regiosuisse-Toolbox
  • Koordinierte-öffentliche Beschaffung: Gemeinde als Zielgruppe

    Wenn es um Kreislaufprodukte geht, betrifft eines der Hauptthemen die Einkaufsphase. In dieser Hinsicht kommt den Regionen als öffentlichen Akteuren eine Schlüsselrolle bei der Ausrichtung der Kriterien zur öffentlichen Beschaffung zu. 

    Beschaffung

    Ausgangslage

    • An einer Gemeindeverbandssitzung wird kommuniziert, dass eine grosse Beschaffung (z.B. Schulmobiliar, Büromobiliar, Fahrzeuge…) in einer/ zwei Gemeinden ansteht oder
    • die Region hat Kenntnis einer Beschaffung in einer Gemeinde und bringt die Vorteile einer «koordinierten zirkulären öffentlichen Beschaffung» an einer Gemeindeverbandssitzung ein.

    Ziele

    • Die Region und/oder die Gemeinde möchte sich nachhaltig entwickeln
    • Gemeinden möchten von den Chancen einer koordinierten zirkulären Beschaffung profitieren.

    Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen

    • Gemeinden
    • Institutionen wie z.B. die Schule.

    Vorgehen

    • Der regionale Entwicklungsträger (RET) bringt das Thema der Kreislaufwirtschaft in der Gemeindeverbandssitzung ein
    • Nachfragen, ob in anderen Gemeinden der Region die betreffende Beschaffung in nächster Zeit auch ansteht
    • Der RET zeigt den Mehrwert einer koordinierten zirkulären Beschaffung für die Region auf
    • Die Gemeinde(n) verankern im Falle einer Ausschreibung zirkuläre Kriterien.

    Materialien

    Z.B.

    • Veranstaltungsserie mit einem Thema zum «Impact der zirkulären Beschaffung» 
    • Video oder Faktenblatt zur öffentlichen Beschaffung publizieren
    • Liste mit Produkten, welche zirkulär sind und dabei einfach und wirkungsvoll sowie koordiniert beschafft werden können.
    • Präsentation mit dem Mehrwert einer (koordinierten) zirkulären Beschaffung.

    Die Wissensplattform für die nachhaltige öffentliche Beschaffung richtet sich an die Beschaffungsstellen der öffentlichen Hand und stellt umfassende Informationen und Arbeitsmittel zur nachhaltigen Beschaffung zur Verfügung.

    Auf der Plattform Kompass Nachhaltigkeit finden Unternehmen und öffentliche Beschaffende praktische Informationen dazu, wie sie soziale und ökologische Kriterien in ihre Beschaffungsprozesse integrieren können. 

    Prozirkula bietet als Kompetenzzentrum für öffentliche Kreislaufbeschaffung mit einer Wissens-Datenbank und Beratungs-, Weiterbildungs-, und Vernetzungsangeboten Unterstützung in der Umsetzung der kreislauffähigen Beschaffung. Ein Referat zur zirkulären öffentlichen Beschaffung von ProZirkula gibt Einblick in die Vorteile und Möglichkeiten der Beschaffung zirkulärer Produkte.

  • Herausforderung in Bezug auf eine Ressource / eine Branche mit KLW-Konzept adressieren

    Hat eine Region oder Stadt eine Herausforderung mit einer (Sekundär-)Ressource, eine Knappheit oder ein Überschuss einer Ressource, lohnt es sich mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft und in Zusammenarbeit mit den relevanten Akteuren nach Lösungen und/oder neuen Geschäftsmodellen zu suchen.

    Ressource

    Ausgangslage

    • Region hat ein Problem mit einer Ressource oder einer Branche
    • Ressourcenknappheit wie beispielsweise Wasser betrifft die Industrie, die Gemeinden, die Landwirtschaft
    • Ressourcenüberschuss wie beispielsweise Holz: Wertschöpfungskette mit ungenutztem Potenzial.

    Ziele

    • Eine Ressourcenknappheit ist gelöst oder ein Ressourcenüberschuss genutzt 
    • Herausforderungen einer Branche bezüglich Ressourcen werden mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft angegangen
    • Die Wertschöpfung in der Region ist erhalten oder erhöht.

    Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen

    • Region
    • Unternehmen
    • Branchenverbände
    • Kanton

    Vorgehen

    • Kontaktaufnahme mit den Betroffenen der Branche/ Ressource zur Identifikation der Herausforderung
    • Einbezug einer Expertin oder eines Experten
    • Ausgangslage/ Stoffflüsse aufstellen
    • konkretes Projekt mit Beteiligten wird aufgebaut
    • Geschäftsmodelle werden angepasst/ weiterentwickelt.

    Materialien

    Z.B.

    • Argumentation, warum die Region eine Herausforderung einer Branche oder eine Ressource im Rahmen der Kreislaufwirtschaft angehen kann
    • Expertendatenbank.

    Es können verschiedene Fragen gestellt werden, um die Wertschöpfungsketten von spezifischen Ressourcen zu betrachten:

    • Nahrung, Nährstoffe: Wie können die Nährstoffe für die landwirtschaftliche Produktion gezielt eingesetzt und rückgewonnen werden? Ein Beispiel: Aquakultur – Der Kern der Kreislaufwirtschaft im Tropenhaus Frutigen
    • Wasser: Was ist ein nachhaltiges Wassermanagement in der Region? Wie kann eine nachhaltige Wassernutzung oder Bewässerung für die landwirtschaftliche Produktion bereitgestellt werden?
    • Konstruktion und Gebäude: Wie können Baumaterialien wiederverwendet werden, sodass weniger Abfall anfällt? Gibt es Alternativen?
    • Elektronik: Wie können die seltenen Erden aus dem Elektronikschrott spezifischer Produkte rückgewonnen werden?
    • Verpackung: Wie kann Verpackungsmaterial eingespart werden oder wie kann durch die angepasste Verpackung die Logistik reduziert werden?
    • Batterien und Fahrzeuge: Wie können alte Batterien in der Region für andere Prozesse (Bsp. Energiespeicher) wiederverwendet werden?
    • Plastik: Kann Plastik durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt oder Sekundärplastik verwendet werden?
    • Holz: Wie kann die Holzwertschöpfung in der Region verstärkt werden? 
    • Textilien: Wie können Textilien wiederverwendet werden?

    Wird eine ganze Branche mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft betrachtet, kann ein ganzheitlich abgestimmte Entwicklung angestrebt werden.

    • Ausgewählte Branchen

      • Landwirtschaft und Ernährung

        Es gibt ein grosses Potenzial, die Produktion von landwirtschaftlichen Produkten in der Schweiz im Rahmen eines Kreislaufmodells besser in Wert zu setzen. Dabei kann auf viele Initiativen aufgebaut werden, die den natürlichen Kreislauf von Produktion, Verwertung und Kompostierung wieder in Gang setzen wollen (Beispiel Ricoter).

        Gleichzeitig besteht ein grosses Potenzial in der Vermeidung und Verwertung von Lebensmittelabfällen:

        Ein aktuelles Thema mit grossem Potenzial ist die Wasserressourcennutzung einer Region. Das BAFU stellt zur regionalen Planung von Wasserressourcen Praxisgrundlagen zur Verfügung.

      • Holzwirtschaft

        Jährlich werden in der Schweiz rund zehn Millionen Kubikmeter Holz verbraucht. Holz wird heute schwerpunktmässig aus Deutschland oder Österreich importiert. Hier gibt es also ein entsprechendes Potenzial für die Nutzung und Inwertsetzung eines nachhaltigen einheimischen Wertstoffs.

        Im Kanton Waadt wurde diesbezüglich ein Programme Bois zur stärkeren Einbindung der Holzwirtschaft in die regionale Wirtschaft gegründet und Holz wird als lokaler, nachwachsender Energieträger vom Kanton direkt gefördert. Die Nutzung von Holz als Bau- und Wertstoff trägt somit zum Erhalt von dezentralen Arbeitsplätzen entlang der Wertschöpfungskette bei, insbesondere in den ländlichen und peripheren Regionen der Schweiz.

      • Abfallwirtschaft

        Die Schweiz ist international ein Spitzenreiter, wenn es um die Abfallmenge pro Kopf geht. Es gibt also ein grosses Potenzial zur Reduktion, aber auch zur Zweitverwertung von Abfall. Geschichtlich hat die Inwertsetzung der energetischen und stofflichen Rückstände der Abfallverbrennung in der Schweiz eine lange Tradition. Seit einiger Zeit gewinnen auch Fragen der CO2-Rückgewinnung und der Vergasung von Bioabfällen an Gewicht.

        Ein Beispiel hierfür ist die Methanisierung von Bioabfällen. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft gilt es, vermehrt auch Abfallprodukte direkt wiederzuverwenden, wie dies beispielsweise bei Freitag im Rahmen des Upcyclings von Lastwagenblachen zu Taschen und Accessoires geschieht.

        Es ist eine Seite, vermehrt Möglichkeiten neuer Reziklierprozesse aufzubauen und auszuweiten. Damit diese Geschäftsmodelle auch ein Erfolg werden, bedingt es, Abnehmer für die Sekundärrohstoffe zu finden

        Bei diesem Schritt können RETs oder Städte auch unterstützend wirken, indem sie die Unternehmen zusammenbringen, gemeinsam das Potenzial ermitteln und Lösungsansätze für die Nutzung von Sekundärressourcen zu ermöglichen.

      • Bauwirtschaft

        Die Bauwirtschaft beschäftigt in der Schweiz mehr als 500.000 Personen und ist für rund 10% des Schweizer BIP verantwortlich. Sie ist bezogen auf die Menge auch die grösste Produzentin von Abfall, weit vor der Industrie und den privaten Haushalten. Es gibt in der Baubranche daher ein grosses Potenzial für die Verwendung von rezyklierbaren Baustoffen und den konsequenten Einsatz von lokalen Ressourcen.

        Die Rezyklierbarkeit betrifft insbesondere Beton und Betonprodukte, findet aber länger je mehr auch in anderen Bereichen Anwendung, beispielsweise durch die Verwendung von natürlichen, regional gewonnenen Bau- und Dämmstoffen wie Lehm oder Hanf.

         

        Die Plattform «Circular Building Industry Innovation Booster” (CBI-Booster) hat zum Ziel, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft in der Schweizer Bauwirtschaft zu ermöglichen. Sie bietet die Expertise und die Möglichkeit, kreislaufwirtschaftliche Ansätze in der Bauwirtschaft zu entwickeln, zu testen und zu verbessern. Auf der Webseite finden Sie Ideen, Kontakte für fachliche Unterstützung, wie auch Informationen zu Anschubfinanzierung.

        Referat zu Bauabfall – Der grösste Abfallstrom der Schweiz

      • Möbel und Ausstattung

        Der Verkauf von Möbeln und Einrichtungsgegenständen beläuft sich in der Schweiz gesamthaft auf rund CHF 3,8 Milliarden Franken pro Jahr. In Bezug auf die Kreislaufwirtschaft besteht insbesondere im Bereich der Verwendung von hochwertigen und rezyklierbaren Werkstoffen, dem fachgerechten Unterhalt der Materialien sowie der Entsorgung und Wiederverwertung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen ein grosses Potenzial.

        Die konsequente Umsetzung von Kreislaufprinzipien in der Möbelproduktion wird im Rahmen der vom Migros-Pionierfonds und der Stiftung Pusch getragenen Initiative «Make furniture circular» gefördert.

        Im Bereich der privaten Möbel haben sich früh schon Formen der Wiederverwendung und des Occasionshandels etabliert. Man denke hier nur an die grosse Zahl von Brockenstuben und Antiquitätenhändlern, die es in der Schweiz gibt.

        Im Bereich der Büromöbel gibt es ebenfalls wegweisende Initiativen hinsichtlich der Produktion und Zertifizierung. Ein weiteres, grosses Potenzial liegt in der kommerziellen und privaten Zweitnutzung von Möbeln und Einrichtungen aus dem Büro- oder Hotelbereich.

      • Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie

        Die Maschinenindustrie stellt traditionell einen wichtigen Pfeiler der Schweizer Exportwirtschaft dar. Durch die Auslagerung ins Ausland sind in dem Bereich in den letzten 30 Jahren viele Arbeitsplätze in der Schweiz verloren gegangen. Nichtsdestotrotz haben sich viele Nischenanbieter halten können und es besteht ein beträchtliches Potenzial für Modelle der Kreislaufwirtschaft in dem Bereich, insbesondere in Bezug auf die Konstruktion, Herstellung und Vertrieb von Maschinen vor Ort in der Schweiz.

        Durch regelmässige Wartung und Reparaturen kann die Lebensdauer von Maschinen und Geräten verlängert werden. Einzelne Anbieter von Maschinen haben beispielsweise sogenannte Remanufacturing-Angebote entwickelt, dem Vorbild von Baumaschinenhersteller Caterpillar folgend.

        Andere haben Modelle zur Vermietung von Maschinen und Antriebsmotoren entwickelt oder Plattformen zum Austausch von Wissen und zur Beratung geschaffen, die es der Branche erlauben, zu erfahren, wie Ressourcen effizienter und umweltschonender zu nutzen sind.  

  • Konzeption und Bewirtschaftung von Arbeitszonen unter dem Aspekt der Kreislaufwirtschaft

    Arbeitszone

    Ausgangslage

    • Ein Areal verändert sich stark durch beispielsweise den Wegzug eines grösseren Unternehmens, durch die Planung einer Infrastruktur (Strasse, Bahnhof, Fernwärmenetz) oder durch eine andere raumplanerische Herausforderung oder
    • es steht die Revision des regionalen Richtplans an.

    Ziele

    • Zukunftsfähige Areal- und Standortentwicklung in ist einem Instrument (Regionalen Richtplan, Nutzungskonzept) verankert
    • Unternehmen erkennen die Chancen der Kreislaufwirtschaft für die Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells
    • Ein Kreislaufwirtschaftskonzept für ein Areal liegt vor.

    Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen

    • Region
    • Gemeinden
    • Fachleute/ Raumplanerinnen und Raumplaner
    • Ev. Kantonale Behörde

    Vorgehen

    • Der regionalen Entwicklungsträger (RET) führt Interviews mit den betroffenen Unternehmen, um die Herausforderungen und unterschiedlichen Interessen zu identifizieren
    • Der RET baut ein Projekt auf, bei dem die betroffenen Gemeinde, der Kanton und wichtige Organisationen involviert sind, bzw. eine Trägerschaft bilden
    • Kreislaufwirtschaft wird als Methode genutzt, um zukunftsfähige Standorte zu entwickeln.

    Materialien

    Z.B.

    • Factsheet oder Video zur zukunftsfähigen Standortentwicklung mit Kreislaufwirtschaft
    • Expertendatenbank: Planerinnen und Planer sowie Beratungsunternehmen, welche Kreislaufwirtschaft miteinbeziehen

    Gemeinsame Dienstleistungen und Kooperationen    
    Das Potenzial durch gemeinsame Dienstleistungen und Kooperationen von mehreren Firmen innerhalb von Regionen ist gross. Es können neue Geschäftsmodelle entstehen, Ressourcen auf verschiedenen Ebenen eingespart und dadurch die Wertschöpfung in der Region erhöht werden. Beispielsweise können durch Kooperation zweier Firmen Nebenprodukte in Wert gesetzt werden, wie es in Hinwil bei der Gemüseproduktion mit Hilfe der Abwärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage (KEZO) und mit Hilfe von aus der Luft gefiltertem CO2 von Climeworks geschieht. 

    Sollen spezifische Nebenprodukte in Wert gesetzt werden, lohnt es sich eine genaue Potenzialanalyse auf Ressourcenebene zu machen.

    Auch können Dienstleistungen wie Seminarräume, Verpflegungsmöglichkeiten, die Aus- und Weiterbildung von Arbeitnehmenden, die Nutzung von Fahrzeugflotten oder Infrastruktur geteilt und gemeinsam bewirtschaftet werden, um nicht mehrfach Räumlichkeiten und Infrastrukturen zu bauen und die vorhandenen Ressourcen bestmöglich auszunutzen.

    Strategische Entwicklung
    Es ist auch möglich, die Kreislaufwirtschaft in der Grössenordnung einer Arbeitszone zu denken, um Ressourcenströme und Dienstleistungen zu bündeln.

    Mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft kann auch eine gesamtheitliche Betrachtung auf die Entwicklung einer Arbeitszone oder eines Entwicklungsschwerpunkts in Form eines Entwicklungskonzepts aufgebaut werden. Somit wäre die strategische Entwicklung ein Grundstein für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Arbeitszone. Hier spielt auch die raumplanerische Dimension eine Rolle.

  • Region integriert KLW in seine Strategie – aus Eigeninitiative oder aufgrund kantonaler Vorgaben

    Strategie

    Ausgangslage

    • Die Region möchte eine Kreislaufwirtschaft-Strategie in ihre bestehende Strategie integrieren
    • Der Kanton nimmt die Kreislaufwirtschaft in ihr  Umsetzungsprogramm auf und Region wird beauftragt, die Kreislaufwirtschaft ihrer Strategie zu integrieren.

    Ziele

    • Eine Strategie ist aufgebaut und konsolidiert
    • Die relevanten Akteure in der Region sind beim Strategieaufbau integriert und miteinbezogen.

    Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen

    • Region
    • Unternehmen 
    • Gemeinden

    Vorgehen

    Aufbau einer Entwicklungsstrategie gemäss Toolbox:

    • Abklären der Rahmenbedingungen
    • Aufbau von Zielen und einer Roadmap mit Hilfe der «Theory of change»
    • Aufbau von Entwicklungsszenarien und einer Vision
    • Synthese und Verankerung in Form einer Strategie.

    Materialien

    Z.B.

    Gibt ein Kanton eine Kreislaufwirtschaftsstrategie vor oder hat eine Region oder eine Stadt die Eigeninitiative, eine nachhaltige Zukunftsstrategie zu entwickeln, können klassisch die Kapitel Potenzialanalyse und Strategiebildung verwendet werden.

  • Unterstützung bei der Projektentwicklung für Initiativen aus der Gesellschaft und Wirtschaft

    Projektentwicklung

    Ausgangslage

    • Basierend auf einer bestehenden Strategie der Region sollen Projekte zum Thema Kreislaufwirtschaft oder Nachhaltigkeit aufgebaut werden
    • Der Kanton nimmt Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft in das Umsetzungsprogramm auf und fordert die regionalen Entwicklungsträger auf, Projekte zu diesem Themenbereich aufzubauen und umzusetzen.

    Ziele

    • Ein oder mehrere Projekte in der Region zum Thema Nachhaltigkeit/Kreislaufwirtschaft sind aufgebaut
    • Die Herausforderungen der Region bezüglich Ressourcen sind aufgegriffen.

    Akteurinnen und Akteure / Partnerinnen und Partner / Kooperationen

    • Region
    • Unternehmen 
    • Gemeinden.

    Vorgehen

    • Führen von 2-3 Informations- und Diskussionsabenden mit Unternehmen, dem Kanton und z.B. mit einem Regionalen Innovationssystem, um zu sensibilisieren, informieren, vernetzen oder um spezifische Themen zu identifizieren
    • Aufbau von Runden Tischen zu spezifischen Themen (Beschaffung, Branche, Rohstoff, Herausforderung) und Aufbau einer konkreten Fragestellung und Trägerschaft
    • Ausarbeiten einer Projektskizze, Aufbau eines Projekts und Ausarbeitung eines NRP-Antrages.

    Materialien

    Z.B.

    • Input Referat von regiosuisse zum Aufbau von Projekten im Bereich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft 
    • Liste mit Referierenden für einen Informationsanlass
    • Expertendatenbank 
    • Vorlage Projektskizze

    Kommt eine Initiative aus der Gesellschaft kann mit den Modulen zur Potenzialanalyse und zum Massnahmenaufbau das Bestreben unterstützt werden.

 


Panorama

Institutioneller Kontext der Kreislaufwirtschaft

Die Europäische Kommission hat vor kurzem einen neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft ausgearbeitet, dessen Hauptziel darin besteht, die Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftlichen Aktivitäten zu stärken, gleichzeitig die Umwelt zu schützen und eine effiziente Nutzung der Ressourcen zu gewährleisten. Dieses Instrument ist eines der Hauptelemente des «Grünen Deals» für Europa, eines neuen europäischen Programms für nachhaltiges Wachstum.

Mehr Informationen zum europäischen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft werden auf der Website der Europäischen Kommission bereitgestellt.

Auch in der Schweiz ist die Kreislaufwirtschaft Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit, insbesondere durch verschiedene parlamentarische Initiativen, Interpellationen und Postulate, die in den letzten Jahren eingereicht wurden:


Veranstaltungen

Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft

Mehrere Veranstaltungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, zum Austausch von Erfahrungsberichten oder zur Unterstützung privater und öffentlicher Akteurinnen und Akteure werden regelmässig auf der Plattform von Circular Economy Switzerland aufgeführt.

Liste der bevorstehenden Veranstaltungen


Quellen

Die Informationen im Modul Wissen basieren auf den Erfahrungen des regiosuisse Teams sowie auf folgenden Quellen:

 

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