Landschaft in der Regionalentwicklung
Landschaftsvielfalt – Basis für regionale Entwicklung
Die Schweizer Landschaften machen einen namhaften Teil der Marke «Schweiz» aus. Dazu tragen globale Ikonen wie das Matterhorn, die Jungfrau oder der Vierwaldstättersee ebenso bei wie die ausserordentliche landschaftliche Vielfalt auf engstem Raum. Ob die Genferseeregion, das Maggiatal, das Entlebuch oder St. Gallen, die einzelnen Regionen verfügen über ihre eigene, unverwechselbare Attraktivität – zum Wohnen ebenso wie für die Freizeit und den Tourismus. Die jeweiligen landschaftlichen Qualitäten bieten entsprechend grosse Chancen für eine nachhaltige Regionalentwicklung. Für die regionalen Akteurinnen und Akteure gilt es, diese zu identifiziert und mit Umsicht in Wert zu setzen.
Stimmen zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung
Landschaft als Standortfaktor stärken
Am Beispiel Gontenmoos zeigen die Projektverantwortlichen wie es geht.
Kulturelles und natürliches Erbe der Landschaft anerkennen
Am Beispiel Ernen zeigen die Projektverantwortlichen wie es geht.
Kulturelles und natürliches Erbe der Landschaft anerkennen
Am Beispiel Ernen zeigen die Projektverantwortlichen wie es geht.
Berner Landschaften – der Schatz vor deiner Haustür
Der Kanton Bern ist in seiner landschaftlichen Vielfalt einzigartig. Dieser Facettenreichtum bildet einen wahrhaften Land-Schatz. Einen Schatz, den es zu erkennen, bewahren, entwickeln – auf jeden Fall zu wertschätzen gilt.
Potenzial der Landschaft für die Regionalentwicklung
Mit dem neuen Mehrjahresprogramm 2024–2031 verstärkt die Neue Regionalpolitik (NRP) ihre Unterstützung zur Inwertsetzung von Landschaft. Landschaftsqualitäten und regionale Wertschöpfung als sich ergänzende Aspekte zu denken und gemeinsam zu entwickeln, steht im Einklang mit dem Konzept Nachhaltige Entwicklung in der NRP und dem vom Bundesrat 2020 verabschiedeten Landschaftskonzept Schweiz (LKS). So definiert das LKS als eines der 14 Landschaftsqualitätsziele, dass die Landschaft als Standortfaktor zu stärken sei, indem die Natur- und Kulturwerte attraktiv und erlebbar gemacht werden (LKS Ziel 2). Zu diesem Zweck kann die Regionalentwicklung die Vielfalt der Landschaften mit ihren regionstypischen Natur- und Kulturwerten als wichtige Standortqualitäten als Potenzial nutzen (LKS Ziel 8A). Mit einem von fünf Zielen ist die Landschaft auch ein wichtiges Thema der neuen Strategie für die «Agglomerationspolitik und Politik für die ländlichen Räume und Berggebiete». Modellregionen für die Nachhaltige Entwicklung können dank der Pärkepolitik entstehen, ein Instrument, dessen Chancen 19 Regionen bereits genutzt haben.
So geht landschaftsbezogene Regionalentwicklung
Wie eine auf Landschaftsaspekten basierende Regionalentwicklung gestaltet werden kann, zeigen verschiedene Berichte und Pilotprojekte. Die Studie «Landschaft als Leitthema für eine nachhaltige Regionalpolitik» analysierte 14 Beispiele, mit denen landschaftsbezogene Regionalentwicklung in den verschiedensten Räumen, Dimensionen und Ausprägungen landschaftsbezogene Regionalentwicklung konkretisiert wurde – im ländlichen Raum und in Berggebieten ebenso wie in Städten und Agglomerationen, in der Peripherie und in Zentren, in kleinen Gemeinden genauso wie in grösseren Regionen. Im Fokus stehen in erster Linie die Landschaftsleistungen «Standortattraktivität», «Erholung» und «ästhetischer Genuss» als Fundament für die Inwertsetzung durch den Tourismus. Die landwirtschaftliche Produktion und die Baukultur sind weitere wichtige Elemente der Inwertsetzung von Landschaft, meist verbunden mit Aspekten wie «regionale Produkte», «Esskultur», «Ortsplanung» oder «Digitalisierung». Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema «Landschaft» auf regionaler oder lokaler Ebene bildet die Grundlage für die Inwertsetzung. Sie hilft, einerseits sich bietende Landschaftspotenziale gezielt zu nutzen und anderseits Beiträge zur langfristigen Erhaltung und zur qualitätsbasierten Entwicklung der landschaftlichen Qualitäten zu leisten. Auf diese Weise bietet Landschaft als Handlungsraum der Regionalentwicklung einen Ausweg aus dem sektoriellen Ansatz von «Schutz» und «Nutzung» und einen Ansatz zur Synthese der beiden.
Unterstützung beim Identifizieren der landschaftlichen Potenziale bietet insbesondere die Impuls-Landschaftsberatung, ein Angebot zur Beratung von Gemeinden durch Landschaftsfachleute. Es wird bis Ende 2024 vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Landschaftsberatung hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der Gemeinden im Bereich Landschaft zu stärken und ihnen zu helfen, die Landschaftsqualitäten in ihren Handlungsbereichen zu erkennen. Wie die Erfahrungen zeigen, helfen die hochqualifizierten Landschaftsberaterinnen und -berater in kurzer Zeit und auf unkomplizierte Weise, Orientierung in Landschaftsfragen zu finden und Potenziale zu erkennen.
Das vom SECO und vom BAFU gemeinsam publizierte Vademecum «Qualitäten und Werte von Landschaften auf der Spur» ordnet die bisherigen Erkenntnisse und Erfahrungen zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung in Form eines praxisorientierten Reiseführers ein. Anhand von sechs Stationen zeichnet er eine Route, wie dieser Weg begangen werden kann, zeigt Methoden auf und vermittelt Tipps und Beispiel aus der Praxis.
Praktische Erfahrungen mit der Inwertsetzung von Landschaft
Wo überall Projekt zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung bereits realisiert wurden und werden, lässt sich der regiosuisse-Projektdatenbank entnehmen. In illustrativer Weise hat regioS – das Magazin für Regionalentwicklung das Thema aufgegriffen und anhand von Beispielen sowie Stimmen zahlreicher Akteurinnen und Akteure die Chancen und Herausforderungen dargestellt, die sich mit diesem Thema ergeben.
Im Rahmen von Modellvorhaben nachhaltige Raumentwicklung (MoVo) haben acht Regionen nach unterschiedlichen Wegen gesucht, das Potenzial ihrer Landschaft zu nutzen. Ihre Ausgangslage war unterschiedlich: Städte und Agglomerationen ebenso wie ländliche Gemeinden und abgelegene Orte in Berggebieten. Die Publikation «Den Qualitäten und Werten von Landschaften auf der Spur» fasst die zentralen Erkenntnisse dieser Projekte zusammen.
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Regionale Besonderheiten erschliessen: Ob auf dem Land, in den Bergen, der Stadt oder in der Agglomeration: Jede Landschaft hat ihre Eigenarten, Qualitäten und Werte. Manche sind weniger bekannt oder offensichtlich. Sie müssen erkundet und aufgearbeitet werden. Industrie und Infrastruktur gehören genau so dazu wie Maiensässe oder wilde Schluchten.
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Kommunikation: Persönliche Geschichten von Menschen schaffen eine Identifikation mit der Landschaft. Klar formulierte Kernbotschaften lösen positive Emotionen aus.
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Landschaft betrifft alle: Durch die aktive Beteiligung identifizieren sich die Menschen mit einem Projekt. Damit steigt das Interesse an einem langfristigen Engagement.
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Landschaften umfassend erleben: Landschaft lässt sich nicht nur betrachten, sondern deren Qualitäten durch körperliche und sinnliche Erfahrungen ergreifen, riechen, hören und schmecken. Auf Spaziergängen, Wanderungen, Veloexkursionen, Schulausflügen und Workshops im Freien erleben die Menschen die Landschaft hautnah.
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Landschaften im Wandel: Die grossen Themen unserer Zeit – Klimawandel, Energiewende, Naturkatastrophen, demografischer Wandel, Digitalisierung – widerspiegeln sich in der Landschaft. Sie beeinflussen die Projekte zur Inwertsetzung, bieten aber gleichzeitig auch eine thematische Basis. Regionale Landschaftsvisionen helfen dabei, Wege in eine wünschenswerte Zukunft zu finden.
Beispielprojekte aus der Neuen Regionalpolitik und aus den Modellvorhaben
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Valsot GR: Die Landschaft erwandern
Die Gemeinde Valsot im Unterengadin mit 900 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt in einer charakteristischen Landschaft mit artenreichen Trockenwiesen, Heckenlandschaften mit einer vielfaltigen Vogelwelt, Lärchenwäldern und Ackerterrassen. Eine Umfrage zeigte, dass viele Gäste die Landschaft sehr schätzen und geniessen, ihnen aber ein leichter Zugang zur Landschaftsvielfalt und zum Artenreichtum fehlt. Diesen erleichtert nun eine eigens entwickelte App. Sie bietet an über 50 Standorten einfach verständliche Informationen zur Geschichte und Nutzung der Landschaft, zu Ökologie und Kultur. «Natur-Trails», ein weiteres als Abenteuerspiel gestaltetes Angebot, verbindet Umweltbildung mit Spiel und Spass, fördert Bewegung und regt zur Auseinandersetzung mit der Landschaft an. Mittels QR-Codes gelangt man zu verschiedenen Stationen, an denen Aufgaben und multimediale Inhalte zur jeweiligen Umgebung warten. Weitere Trails sollen folgen, die beispielsweise die Themen Klimawandel und Gesundheit aufgreifen.
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Langenthal BE: Die Agglomeration als Gartenwelt erleben
Die Agglomeration Langenthal liegt inmitten des stark urbanisierten Mittellands, aber ebenso in einer einzigartigen Landschaftsperle, dem «Smaragdgebiet Oberaargau», dem grössten besonders schützenswerten Lebensraum dieser Art in der Schweiz. Das Smaragdgebiet Oberaargau erstreckt sich über 18 Gemeinden, beheimatet 44 europaweit gefährdete Tier- und Pflanzenarten und 24 gefährdete Lebensraumtypen. Im Rahmen des Agglomerationsprogramms 4. Generation entwickelte die Agglomeration das Zukunftsbild einer «Gartenagglo Langenthal». Darauf aufbauend entstand das Konzept der acht «Gartenwelten» mit jeweils charakteristischen Landschaftsformen sowie Natur- und Kulturwerten. Die ringförmige «Landschaftsroute» vernetzt diese Gebiete und führt als Rundwanderroute über 42 Kilometer durch die verschiedenen Gemeinden. Ihr entlang konzentrieren sich landschaftliche Aufwertungsmassnahmen. An ausgewählten Standorten sind begehbare «Landschaftsfenster» geplant, die historische, kulturelle, wirtschaftliche und natürliche Besonderheiten ins Blickfeld rücken.
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Sittertobel (SG): Tobelwelt vor der Haustüre
Die Flusslandschaft im Sittertobel am Rand der Stadt St. Gallen und der Gemeinde Wittenbach erfreut sich grosser Beliebtheit. Sie erfüllt das wachsende Bedürfnis für kleine Auszeiten in attraktiven Aussenräumen vor der Haustüre. Mit dem Projekt «Tobelwelt Sitter für alle» verhelfen Sensibilisierungs- und Beteiligungsmassnahmen zu mehr Aufmerksamkeit, Wertschatzung und Verantwortung für die Landschaft. Aus dem Dialog von «Landschaftsgestaltern» wie etwa Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer einerseits und Landschaftsnutzenden andererseits entstanden schliesslich drei Naturpfade zu besonderen Landschaftselementen im Siedlungsgebiet und am Siedlungsrand. Eine App erläutert für die verschiedenen Standorte, welche Tiere und Pflanzen hier leben, wie sich ihr Lebensraum im Verlauf der Jahreszeiten verändert und weshalb seine Pflege und Erhaltung wichtig ist.
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Château-d’Œx VD: Verbesserte Landschaftserlebnisse für Seniorinnen und Senioren
Die Kulturlandschaft des Pays-d’Enhaut ist durch die jahrhundertelange landwirtschaftliche Bewirtschaftung geprägt. Einheimische schätzen die Dörfer als Wohn- und Arbeitsortort, Touristinnen und Touristen als gut erreichbares Ziel im Sommer und Winter. Ein Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner von Chateau-d’Œx sind im Pensionsalter. Die bergige Topografie stellt für sie eine Herausforderung dar. Die Gemeinde will den landschaftlichen Reichtum aber für alle erlebbar machen und die Region als Destination für Seniorinnen und Senioren positionieren. Anlässlich von Workshops und auf «Diagnose-Spaziergängen» konnten sich Seniorinnen und Senioren dazu äussern, was ihnen an der Landschaft besonders am Herzen liegt und was ihnen den Zugang und das Erlebnis erschwert. Die Gemeinde realisierte schliesslich Massnahmen wie optimierte Trottoirs, Handläufe und vor allem neue Sitzbänke, die das Landschaftserlebnis verbessern. Dazu tragen auch weitere Angebote bei, wie halbstündige Minispaziergänge, leichte Wanderungen in Gruppen oder das Autostoppnetz «J’te pouce» zur Verbesserung der Mobilität.
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Toggenburg (SG): Lernen beim Wandern
Die Wolzenalp im Toggenburg SG ist eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung mit ausgedehnten Hoch- und Flachmooren, ein Landschaftsmosaik aus Moor, Magerwiesen, bewirtschafteten Flächen und Wäldern. Seit Frühling 2024 führt der 7 km lange Klimaerlebnisweg Toggenburg durch diese attraktive Landschaft. Begleitet vom Dreizehenspecht «Woody» gelangen Wandernde von der Wolzenalp ins Ijental nach Nesslau SG. Sie erfahren dabei Wissenswertes über erneuerbare Energien, Klima, Ökologie und Natur. Der Wegführung liegt ein vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei genehmigtes Besucherlenkungskonzept zugrunde, das auf die sensiblen Lebensräume und auf die Landschaft von nationaler Bedeutung abgestimmt ist. Die Idee für einen Themenweg rund um erlebbare Energie hatte eine Projektgruppe bereits vor 10 Jahren lanciert. Die Vereine Nesslau Tourismus und energietal toggenburg übernahmen die inhaltliche und bauliche Ausgestaltung. Verschiedene regionale Unternehmen engagierten sich fachlich oder finanziell an der Realisierung. Der Weg, so rechnen die Initianten, soll jährlich bis zu 20 000 Gäste anziehen.
Weiterführende Informationen
- Bundesamt für Umwelt (BAFU): Landschaft
- BAFU und SECO-Publikation: Den Qualitäten und Werten von Landschaft auf der Spur
- BAFU-Publikation: Gute Beispiele für mehr Landschaftsqualität
- BAFU-Publikation: Den Landschaftswandel gestalten: Instrumente der Landschaftspolitik
- Impuls-Landschaftsberatung
- Bundesamt für Raumentwicklung (ARE): Landschaft ist mehr wert: Modellvorhaben 2020-2024
- Kantonale Fachstellen Landschaft
- Forum Landschaft, Alpen, Pärke (FoLAP)
Projektidee?
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