Die Plattform für Regionalentwicklung in der Schweiz

Gespeichert von admin am Di., 16.01.2024 - 03:38

Klima und Energie in der Regionalentwicklung

Einleitung

Der Klimawandel hat grosse Auswirkungen auf die Regionen. Das Wetter wird extremer, die Gletscher ziehen sich zurück, die Landschaft verändert sich. Sich frühzeitig mit den Chancen und Risiken des Klimawandels auseinanderzusetzen macht die Regionen resilienter gegenüber künftigen Veränderungen. Um den Klimawandel in Grenzen zu halten ist der Klimaschutz prioritär. Dadurch besteht auch die Chance, die Energieversorgung vom Ausland unabhängig zu machen. Wir fassen hier den Stand des Wissens zusammen und skizzieren wie und mit welchen Mitteln die Regionen aktiv werden können.

Betroffenheit der Regionen und Anpassung an den Klimawandel

Um die Lebensqualität der Siedlungen zu erhalten oder zu erhöhen, ist die Entwicklung des künftigen Klimas zu berücksichtigen. So soll sich beispielsweise in Siedlungen die Anzahl Hitzetage bis 2060 verdoppeln, ohne Klimaschutz bis 2085 gar verdreifachen. Im Mittelland wird der Kühlenergiebedarf stark steigen, wie eine von der Empa publizierten Studie zeigt. Immer mehr muss auf die Verminderung der Erhitzung der Gebäude im Sommer Rücksicht genommen werden, anstatt nur auf die Optimierung von Wärmeverlusten im Winter, um die Erhöhung des Energiebedarfs zu minimieren. Die Raumplanung zielt im bebauten Bereich vermehrt auf eine Freihaltung von Korridoren ab, um die natürliche Kühlung nachts aufrechtzuerhalten. Auch Grün-, Wasser- und unversiegelte Flächen («Schwammstadt-Konzept») sollen erhalten und gefördert werden. Die Architekturbüros und Bauunternehmen können auf klimaangepasste Baumaterialien wie Holz zurückgreifen (siehe z.B. das Projekt «Baumaterialien für Städte im Klimawandel» im Rahmen des Pilotprogrammes Anpassung an den Klimawandel des Bundes) sowie die Gebäude und ihre Umgebung begrünen. Wo auf Strassenbeläge nicht verzichtet werden kann, können dank «kühlen» Strassenbelägen Wärmeinseln und Lärm vermindert werden.

In den Berggebieten ändern sich die Naturgefahren (z.B. infolge der Permafrost-Schmelze oder der Schwächung der Schutzwälder), der Wasserhaushalt oder die Schneedecke. Mittelfristig werden nur noch die höchsten Skigebiete überlebensfähig sein. Die Destinationen können frühzeitig schneeunabhängige Angebote entwickeln.

Das Klima schützen mit vorhandenen und neuen Technologien

Aus Aktivitäten zur Reduktion der Treibhausgasemissionen können Innovationen, neue Geschäftsfelder und Arbeitsplätze entstehen. Die Schweizer Wirtschaft kann auch mit dem Netto-Null-Ziel weiter wachsen (Studie des Bundes von 2022). Indem frühzeitig auf klimafreundliche Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle gesetzt wird, können Fehlinvestitionen in überholte Technologien, sogenannte Lock-ins, vermieden werden. Für die Bereiche mit den höchsten Anteilen an Treibhausgasemissionen (z.B. Verkehr: 33%, Gebäude: 24% (Stand 2014)) liessen sich die Emissionen mit bestehenden Technologien wie Erdwärme, Solarenergie und E-Mobilität praktisch auf null reduzieren. Gebäude sind bereits sogar in der Lage, mehr Energie zu produzieren als sie benötigen (Beispiel: erstes Plusenergiequartier in Worblaufen BE). Schwieriger zu verringern sind die Emissionen aus der Landwirtschaft und der Abfallverbrennung. Um Netto-Null zu erreichen, sind hier CO2-Abscheidungen direkt an Industrieanlagen und Speicherung (CCS) und sogenannte Negativemissionstechnologien (NET) notwendig. Die Forschung arbeitet daran.

Klimawandel und Klimapolitik in der Schweiz

Der Klimawandel setzt sich unaufhaltsam fort. Seit der vorindustriellen Periode 1871–1900 hat sich das Klima weltweit um 1°C, in der Schweiz um 2°C erwärmt (MeteoSchweiz). Die Erwärmung hat viele Folgen. Die globale Luftzirkulation in der Atmosphäre verändert sich. Die Schweizer Sommer werden wärmer und trockener, die Hitzewellen häufiger und stärker. Dafür werden die anderen Jahreszeiten etwas feuchter, Stark- und langanhaltende Niederschläge nehmen zu. Die Schneegrenze steigt und die Gletscher ziehen sich zurück. Diese Entwicklungen werden sich fortsetzen, wie die Klimaszenarien für die Schweiz CH2018 bestätigt haben. Ohne Klimaschutz werden bis 2100 die Gletscher der Schweiz grösstenteils verschwunden sein.

 

Animation: Die ETH hat berechnet, inwiefern sich der grösste Gletscher der Alpen, der Aletschgletscher, bis 2100 zurückziehen wird. Zwischen 1850 und 2020 haben die Gletscher der Schweiz bereits 60% ihres Volumens verloren. Rund ein Drittel des heutigen Volumens liesse sich durch einen konsequenten Klimaschutz retten (links). Ohne globale Klimaschutzmassnahmen verschwindet der Aletschgletscher bis Ende des Jahrhunderts praktisch vollständig (rechts).

Die Schweiz orientiert sich in ihrer Klimapolitik am globalen Übereinkommen von Paris von 2015. Die globale Erwärmung soll deutlich unter 2°C gegenüber vorindustriellen Temperaturen begrenzt werden, um unumkehrbare Folgen abzuwenden. Einige Studien zeigen, dass das Bruttoinlandsprodukt der Welt, aber auch der Schweiz, mehr oder weniger sinken könnte, je nach Erwärmungsgrad. Die Schweiz hat ihr Klimaziel angepasst und strebt die Klimaneutralität bis 2050 an («Netto-Null»). Mit der Zeit steigen der Handlungsdruck und die Bedeutung der im Vergleich zum Klimaschutz teureren Anpassung, um den unvermeidlichen Auswirkungen des Klimawandels proaktiv zu begegnen. Zudem greifen Reduktionen der Treibhausgasemissionen erst 20 bis 30 Jahre später.

Der aktualisierte Aktionsplan des Bundesrates zur Anpassung an den Klimawandel hat die entsprechenden Massnahmen des Bundes für 2020-2025 definiert. Viele Kantone haben bereits Klimastrategien verfasst (siehe z.B. die Liste der kantonalen Anpassungsstrategien des Bundesamtes für Umwelt BAFU) und orientieren sich an die Strategien des Bundes (z.B. «Netto-Null»). Erst wenige Regionen oder Gemeinden haben Klimastrategien erarbeitet.

 

Wie eine Region das Klima schützt und sich an den Klimawandel anpasst

  • Klimastrategie erstellen

    Eine Region kann eine Klimastrategie erarbeiten. Um Synergiepotentiale zu nutzen empfiehlt es sich, Klimaschutz, Energie und Anpassung an den Klimawandel zu thematisieren. Dazu dienen verschiedene Hilfsmittel wie der Wegweiser Klimastrategie und die Klimaberatung vom Bund und das Online-Tool Klimaanpassung vom BAFU.

    Beispiele für regionale Klimastrategien:

  • Energie-Region werden

    Mit dem Programm Energie-Region fördert das Bundesamt für Energie im Rahmen von EnergieSchweiz interkommunale Aktivitäten im Sinne der Energiestrategie 2050. Es begleitet die Akteure bei der Planung und Durchführung der Projekte. Daneben stellt die Projektförderung Energie-Region ebenfalls attraktive Fördergelder zur Verfügung. Es ist kein Label und es fällt kein Mitgliederbeitrag an. Drei bis 15 Gemeinden können sich einfach zu einer Energie-Region zusammenschliessen. Einige NRP-Regionen oder Naturpärke machen bereits mit. Die Projektförderung wird alle zwei Jahre ausgeschrieben, die «temporären Projekte» jedes Jahr. Unterstützt werden können z.B. eine Klima- und Energiebilanz oder die Energie-Raumplanung bzw. Potentialanalyse Erneuerbare Energien. Falls eine Labelisierung gewünscht ist, kann dies über den Trägerverein Energiestadt erfolgen. Welche Regionen bereits Energie-Regionen sind und ihre Kontakte erfahren Sie auf der Karte der Regionen.

    Mehr Informationen in den Unterlagen des Ateliers «Unterstützungsprogramm Energie-Region» der regiosuisse-Tagung 2022.

  • Weitere Fördermöglichkeiten aus der Regionalentwicklung

    Im Finanzhilfe-Tool finden Sie weitere Fördermöglichkeiten in den Bereichen Energie und Klima. Auch mit der NRP lassen sich gewisse Projekte finanzieren (siehe Präsentation regiosuisse am Erfahrungsaustausch Energie-Regionen 2022). Ab 2024 stärkt die NRP die Nachhaltigkeit in den drei Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Klimaschutz und -anpassung bekommen z.B. mehr Gewicht.

    Kantone und Gemeinden bieten z.T. weitere Unterstützungen. EnergieFranken gibt einen Überblick über Förderungen in der Region.

  • Gute Beispiele

    Projektkollektion: ID 26

Weiterführende Informationen

Foto: SAK 

 

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