Die Plattform für Regionalentwicklung in der Schweiz

Das Wichtigste in Kürze
  • Der Tourismus spielt im Schweizer Berggebiet und im ländlichen Raum eine zentrale Rolle und ist einer von zwei Förderschwerpunkten der NRP. Die Projektinhalte sind dabei sehr breit und vielfältig und entsprechend auch die Wirkungen, die damit erzielt werden.
  • Die NRP-Projekte leisten einen Beitrag dazu, dass Tourismusakteure Wissen zusammenbringen und sich weiterbilden. Weiter fördern sie Kooperationen sowie die Vernetzung touristischer Leistungserbringer wie zum Beispiel Hotels. Sie ermöglichen diesen gemeinsame Angebote zu schaffen und zu vermarkten sowie Ressourcen gemeinsam zu nutzen oder Strukturen zu optimieren. Zudem werden wertschöpfungsorientierte Infrastrukturen wie zum Beispiel Bergbahnen mit Darlehen unterstützt.
  • Die Wirkungsmessungen haben gezeigt, dass es mit den Tourismusprojekten gelingt, regionale Bedürfnisse aufzunehmen und vielfältige Wirkungen zu erzielen. Diese treten meist mit Verzögerung ein und können von nicht beeinflussbaren Faktoren z.B. Wechselkursentwicklungen überlagert werden. Dennoch, die Projekte senden ein positives Zukunftssignal für die Berggebiete und ländlichen Räume und tragen dazu bei, dass dies attraktive Arbeits- und Lebensräume bleiben.

Tourismus als wichtige exportorientierte Branche im Wandel

Der Tourismus spielt im Schweizer Berggebiet und im ländlichen Raum eine zentrale Rolle. Daher ist der Tourismus nebst der Industrie einer von zwei Schwerpunkten der Neuen Regionalpolitik (NRP). Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusdestinationen zu fördern und sie bei wirtschaftlichen Veränderungen in ihrer Branche zu begleiten.

Exkurs: Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor – Ergebnisse des Regionenmonitoring

Das Monitoring der regionalwirtschaftlichen Entwicklung zeigt, dass zirka 20% der Wertschöpfung im Berggebiet aus dem Tourismus kommt. Zudem hängen viele Arbeitsplätze direkt z.B. im Gastgewerbe vom Tourismus ab oder indirekt von Zulieferbetrieben der Tourismusbranche. Der Beschäftigungsanteil in tourismusnahen Branchen ist hoch.

Regiosuisse hat 22 Wirkungsmessungen von Tourismusprojekten durchgeführt. Die nachfolgenden Erkenntnisse geben einen Einblick in die Projektinhalte und Wirkungspotenziale. Die inhaltliche Vielfalt der Projekte widerspiegelt sich in einer Vielzahl unterschiedlicher Wirkungen.  

Tabelle untersuchter Projekte

Die Kurzberichte zu den Wirkungsmessungen 2012 und den Wirkungsmessungen 2017-2023 zu allen Projekten sind auf der regiosuisse-Webseite verfügbar.


Wissen teilen und Tourismusakteure qualifizieren

Durch die geförderten Projekte sind im Tourismusbereich unternehmens- und branchenübergreifende innovative Dienstleistungen oder Angebote realisiert worden. Unternehmen und weitere Akteure haben Wissen und Fähigkeiten kombiniert, um neue Tourismuserlebnisse zu schaffen. Dadurch konnten sie einen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung  der Tourismusregionen leisten , in dem z.B. die Qualität in Hotelbetrieben gefördert wird («Impulsprogramm Hotellerie»). 

 

micelab Bodensee

micelab:bodensee

  • Im Rahmen dieses Interreg-Projekts schufen 13 Projektpartner zusammen drei Weiterbildungsmodule.
  • Die Module erforschten und vermittelten Wissen zur zukünftigen Kongresskultur und richten sich an Mitarbeitende aus der MICE (Meetings, Incentives, Conventiions, Events) Branche.
  • Das Feedback der Weiterbildungsteilnehmenden war sehr positiv. Sie konnten ihren Kenntnisstand erhöhen und dadurch die Kongresskunden besser beraten.

Bild: Weiterbildungsmodul zur zukünftigen Kongresskultur, Micelab2; Quelle: Anja Salomon, micelab:bodensee

Touristische Leistungserbringer vernetzen und Kooperation fördern

Bei einer weiteren Art von Tourismusprojekten steht die Vernetzung von Tourismusakteuren und die Förderung von Kooperation im Zentrum wie im Projekt «Il Larice». Dadurch konnten bestehende touristische Angebote verbunden und gemeinsam vermarktet werden, z.B. mit den Projekten «Seetal – Erlebnis, Genuss & Kultur»  oder «Nationalparkregion – Gesundheitsregion». Zudem schufen die Tourismusakteure gemeinsame Vermarktungs- und Vertriebsplattformen wie im Rahmen der Projekte «Ausbau und Umsetzung von e-Marketing im Tourismusbereich in Appenzell Innerrhoden» oder «Online-Buchungsoffensive Uri» und verbesserten dadurch die Reichweite und Zugänglichkeit ihrer Angebote. Die Projekte trugen zur Wettbewerbsfähigkeit im Tourismus bei. 

Seetal – Erlebnis, Genuss & Kultur

  • Entwicklung von Pauschalangeboten mit Übernachtung 
  • Schulreiseflyer (mit Pauschalangeboten) 
  • Gästekarte: Vergünstigungen mittels Gutscheinheft für Gäste in einem jährlich wachsenden Verbund von Hotels und weiteren touristischen Anbietern  

Bild: Hallwilersee. Quelle: Christian Betschart, Seetal Tourismus

 

Halwilersee Seetal

Ausbau und Umsetzung von e-Marketing im Tourismusbereich in Appenzell Innerrhoden

  • Zentrale Anlaufstelle und Schaufenster für den Tourismus auf appenzell.ch
  • Intensivierte Zusammenarbeit mit Partnern 
  • Commitment der Gemeinden und touristischen Leistungsträgern zur gemeinsamen Verkaufs- und Vermarktungsplattform

Bild: App Wanderzeiten Appenzell. Quelle: appenzell.ch

 

App Wanderzeiten Appenzell

Wertschöpfungsorientierte touristische Angebote und Infrastrukturen realisieren

Eine dritte Art von Projekten unterstützt den Aufbau oder den Erhalt wertschöpfungsorientierter Angebote oder Infrastrukturen. Die touristischen Infrastrukturen sind eines von verschiedenen Puzzleteilen für die Destinationsentwicklung. Sie leisten einen Beitrag zum Erhalt bestehender Arbeitsplätze. Die untersuchten Bergbahnprojekte trugen zu einer positiven wirtschaftlichen Zukunftsvision bei. Sie verbesserten die Voraussetzung für weitere Investitionen in die Destination allen voran in die Hotellerie oder Gastronomie. Zudem waren sie häufig mit Massnahmen zur Stärkung des Ganzjahrestourismus verbunden.

Untersuchung der NRP-Tourismusprojekte durch die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK)

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) untersuchte 2021 die wirtschaftliche Tragfähigkeit der NRP Tourismusinfrastrukturprojekte. Sie kam zum Schluss, dass die finanzielle Situation bei zahlreichen Trägerschaften angespannt ist. Entsprechend rät sie, die langfristige Finanzierungsplanung bei der Projektgenehmigung stärker zur berücksichtigen.

Weiter stellt sie fest, dass die öffentliche Hand oft ein wichtiger und entscheidender Akteur bei der Finanzierung ist, aber Mitnahmeeffekte nicht ausgeschlossen werden können - sprich, dass die Projekte womöglich in derselben oder geänderter Form auch ohne die NRP zu Stande gekommen wären. Zur Wirkung der Tourismusprojekte macht die EFK keine Aussagen. 

 

Agrotourismus 5.0

Agrotourismus 5.0

  • Durch das Projekt wurde der Stellenwert agrotouristischer Angebote und Produkte mit engem Bezug zu naturnahem Tourismus im Glarnerland gesteigert und die Wertschöpfung erhöht.
  • Integration der Angebote auf der Webseite von VISIT Glarnerland sowie Auffindbarkeit der Angebote auf Schweiz Tourismus
  • Zahlreiche neu Angebote lanciert oder bestehende besser vermarktet, u.a. Käsepass und dadurch Absatzsteigerung beim Käseverkauf.

Bild: Der Käsepass erfreut sich grosser Beliebtheit Quelle: www.glanrnerland.ch; Copyright: VISIT Glarnerland

Skigebietsverbindung Lenzerheide-Arosa

Bergbahnprojekte

  • Erhöhung der Frequenzen, Kapazitäten, Steigerung der Angebotsqualität 
  • Aufbruchsstimmung und veränderte Denkhaltung in der Destination (über die eigene Gemeinde hinaus, regional und für die Gesamtdestination)
  • Ausbau des Sommer-/Ganzjahrestourismus
  • Auslösen von Investitionen bei Hotellerie, Zweitwohnungsbesitzern, Gastronomie oder Skischulen

Bild: Urdenbahn, Skigebietsverbindung Lenzerheide‒Arosa. Quelle: Urban Engel, Bergbahnen Arosa Lenzerheide 

 

Wanderwoche Saumzug Sbrinz Route

Sbrinz Route

  • Durch das Projekt wurden verschiedene Angebote rund um die Sbrinz-Route erstellt, dazu gehört u.a. ein Säumerfest und eine Säumerwoche oder das Erstellen einer Zeitschrift.
  • Die Besucherzahlen konnten dadurch kontinuierlich gesteigert werden.

Weitere positive Effekte wie zum Beispiel: 

  • Aufbau und Förderung von Strukturen im regionalen Tourismus entlang der gesamten Route 
  • Belebung des Dorf- und Vereinslebens 
  • Positive Reaktionen der Bevölkerung und der lokalen Unternehmen

Bild: Impression aus Wanderwoche mit einem historischen Saumzug. Quelle: sbrinz-route.ch

Totemi an Lehrpfad

Totemi

  • Totemi  ist eine App, die Parcours mit Geolokalisierung erlaubt.
  • Im Rahmen des NRP-Projekts wurden zwei touristische Parcours realisiert, in welchen mittels der Applikation Totemi auf Entdeckungsreise gegangen werden kann: Moutier (Val-de-Travers) und Belle Époque Parcours in Neuenburg.
  • Die App wurde 2018 zwischen 2’500 bis 3’000 Mal runtergeladen und galt im Juli im Google App Store als «Trend App».
  • Ein Blick auf die Webseite zeigt, dass nach der NRP-Förderung weitere Parcours hinzukamen.

Bild: Einsatz von Totemi am Lehrpfad «le jardin de mineurs». Quelle: totemi.ch

Tourismusprojekte haben Signalwirkung

Die Projekte sind so vielfältig wie die Regionen

Die Projektvielfalt ist gross. Das macht gerade die Stärke der Tourismusprojekte aus. Die durchgeführten Wirkungsmessungen haben gezeigt, dass es gelang, regionale Bedürfnisse aufzunehmen, auf vorhandenen Stärken aufzubauen oder touristische Angebotslücken zu schliessen. Dort, wo zum Beispiel der Kongresstourismus relevant ist, wird dieser gefördert, in alpinen Tourismusdestinationen werden touristische Infrastrukturen allen voran Bergbahnen erneuert und andernorts sind es Themenwege, Museen, Velorouten oder Alpabzüge, die das touristische Angebot abrunden.

Die Wirkung zeigt sich oft verzögert…

Die Wirkung dieser Tourismusprojekte im Sinne von erhaltenen oder geschaffenen Arbeitsplätzen oder einer gestärkten Wettbewerbsfähigkeit treten häufig erst mit Verzögerung ein. Zudem können sie von externen Faktoren, die ausserhalb des Einflussbereichs der Projektträger liegen, überlagert werden. 

So wirken sich zum Beispiel Qualifizierungsmassnahmen für Mitarbeitende oder Qualitätssteigerungen im Angebot erst längerfristig auf die touristische Nachfrage aus oder neue Angebote müssen zuerst bekannt werden und sich auf dem Markt etablieren. Weiter können unbeeinflussbare Grössen wie der Wechselkurs sich ungünstig entwickeln und die ausländische Nachfrage trotz guten touristischen Angeboten und Infrastrukturen negativ beeinflussen. Weitere Projektrisiken wie personelle Wechsel in der Projektträgerschaft oder gesetzliche Änderungen können das Ergebnis ebenfalls beeinflussen.

…. dennoch senden die Projekte ein positives Zukunftssignal

Die durchgeführten Wirkungsmessungen zeigen, dass die Projekte ein positives Zukunftssignal senden. Investitionen in die Infrastruktur signalisieren, dass an den Fortbestand wirtschaftlicher Aktivitäten geglaubt wird. Tourismusprojekte haben das Potenzial, eine Aufbruchstimmung in der Region auszulösen, das Bewusstsein fürs Lokale und eine Nachhaltige Entwicklung zu stärken, einen gesunden Stolz auf eigene Traditionen und Produkte zu kreieren und längerfristig die peripheren Räume als attraktive Arbeits- und Lebensräume zu stärken.



Kurzberichte der regiosuisse Wirkungsmessungen

 

Artikel teilen