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Bild: Mit dem «Alptracker» können Schafe auf der Alp geortet und überwacht werden.

regioS 14: Digitalisierung – Chance und Herausforderung für die Regionen

Die Digitalisierung löst einen umfassenden wirtschaftlichen Wandel aus, auch in den Regionen. Wie er zu deren Vorteil genutzt und die Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftlich schwächeren Räume stärken könnte, thematisiert die 14. Ausgabe des Magazins regioS. Klar scheint: Die Digitalisierung bietet auch den ländlichen, alpinen und peripheren Regionen neue Chancen, die es zu nutzen gilt.

In der Studie «Digitalisierung und Neue Regionalpolitik», die im Auftrag des SECO erarbeitet wurde, hat das Autorenteam die Chancen und Risiken der Digitalisierung in den Zielregionen der Neuen Regionalpolitik (NRP) abgewogen, Handlungsmöglichkeiten thematisiert und Empfehlungen für die sinnvolle digitale Transformation formuliert. 

Initiativ auch unter schwierigen Bedingungen  

Für die peripheren ländlichen Gebiete und die alpinen Tourismuszentren präsentiert sich die Ausgangslage schwieriger als etwa für die urbanen und periurbanen Räume. Denn die Umsetzung der technologischen Revolution erfordert Infrastrukturen (Hochbreitband-Internet über Glasfaser bzw. 5G-Mobilfunk), Kapital und Know-how und damit Mittel und Ressourcen, die mit wachsender Distanz zu den Zentren knapper werden. Hinzu kommen weitere nachteilige Faktoren. Skaleneffekte werden in der digitalen Wirtschaft beispielsweise noch wichtiger, mit einer kritischen Schwelle, die den regionalen Massstab immer häufiger sprengt. Um die Profitabilitätsschwelle zu erreichen, erfordern viele digitale Geschäftsmodelle eine überregionale, noch besser nationale oder internationale Perspektive. 

Der mit der Digitalisierung einhergehende Prozess der Enträumlichung eröffnet den Akteurinnen und Akteuren in den alpinen Tourismuszentren und in den peripheren ländlichen Regionen jedoch auch neue Möglichkeiten, Informations- und Distanzdefizite wettzumachen und die gleichen Kompetenzen wie in den Zentren zu erwerben. Gleichzeitig jedoch verschärft der Prozess der Enträumlichung den Wettbewerbsdruck. Die alpinen Tourismuszentren sehen sich etwa globalen Mitbewerbern gegenüber – mit weltweit leicht vergleichbaren Angeboten

Die peripheren ländlichen Regionen und die alpinen Tourismuszentren kommen nicht darum herum, ihre wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozesse an die neue Technologie anzupassen, wollen sie nicht unter die digitalen Räder geraten. Wichtige Unterstützung kann ihnen bei diesem Anpassungsprozess auch die NRP bieten. 

Unterstützung für digitale Ideen und Modelle 

Viele NRP- und Interreg-Projekte bauen bereits auf digitalen Prozessen auf. Ein Beispiel ist AlpICT, eine von vier branchenspezifischen Plattformen, die die Westschweizer Kantone schon vor zehn Jahren mit Unterstützung des Bundes lanciert haben. Heute ist AlpICT ganz auf digitale Innovation ausgerichtet.

Zahlreiche der Projekte und Start-ups, die mit Unterstützung und Beratung der Managements der regionalen Innovationssysteme (RIS) aufgebaut werden, basieren ebenfalls auf digitalen Prozessen. Auf die entsprechenden Geschäftsmodelle trifft man etwa im «Tecnopolo Ticino», der vom RIS-Management Südschweiz betrieben wird. Seinen Ursprung hat er in der Stiftung «AGIRE», die 2011 als NRP-Projekt gestartet ist. Inzwischen sind im Tessiner Technopark rund 50 Jungunternehmen – in vielen Fällen auch digital – aktiv. Ein weiteres Beispiel ist die vom RIS «zentralschweiz innovativ» begleitete Entwicklung des «Alptrackers» der TECSAG Innovation AG, dem das Magazin regioS einen Artikel widmet. Mit dem Sensor können Schafe auf der Alp geortet und überwacht werden. Der digitale Hirte, der seine Schafe mittels Handy hütet, beweist, dass die Digitalisierung Chancen weit über den regionalen Massstab hinaus eröffnen kann. 

Jahrzehnte-Projekt

Die digitale Transformation ist ein Jahrzehnte-Projekt – eines, das rasch zu tiefgreifenden Änderungen führt und das Engagement verschiedenster Akteurinnen und Akteure, Kooperationsbereitschaft und Unternehmergeist bedingt. Im ländlichen Raum und in den Berggebieten bedarf es besonderer Anstrengungen, damit daraus auch eine wirkliche Chance für die weitere Entwicklung entsteht. Die in der aktuellen regioS-Ausgabe thematisierten Beispiele und das Interview mit Professor Marc K. Peter – der in einer Studie untersucht hat, wie die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die digitale Transformation erfolgreich umsetzen können – zeigen Ansätze, wie dies gelingen kann.

 

Bild: Mit dem «Alptracker» können Schafe auf der Alp geortet und überwacht werden.

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