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Zentrumstäler – Die Haupttäler als Entwicklungsachsen des Berggebiets

Die Städte des Mittellandes sind die Wachstumsmotoren der Schweiz, die entlegenen Teile der Berggebiete hingegen fallen zurück. Gemäss der neuen Publikation von Avenir Suisse unter dem Titel «Zentrumstäler: Die Haupttäler als Entwicklungsachsen des Berggebiets» stützen die Haupttäler das Hinterland wie ein Rückgrat. Die Studie analysiert Besonderheiten der Zentrumstäler und zeigt Strategien auf, mit denen ihre Potenziale als Entwicklungsachsen der Berggebiete erschlossen werden können.

In der Schweiz konzentriert sich das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in den städtischen Ballungsräumen des Mittellandes. Im Berggebiet mangelt es in der Regel an grösseren Städten, die die peripheren Landesteile wirtschaftlich und demografisch festigen. Die Denkfabrik Avenir Suisse hat in der Studie «Zentrumstäler: Die Haupttäler als Entwicklungsachsen des Berggebiets» untersucht, wie sich entlegene Gebiete stabilisieren lassen. 

Der Autor Daniel Müller-Jentsch präsentiert in der Studie einen neuen Ansatz: «Wichtiger als die Anbindung der Berggebiete an die grossen Städte ist die Stärkung ihrer eigenen Zentrumsstruktur». Eine wichtige Rolle würden dabei alpine Haupttäler als bandförmige Ballungsräume und den damit verbundenen Zentrumsfunktionen für ihre Seitentäler und das gebirgige Hinterland spielen. Daniel Mülller-Jentsch nennt sie daher «Zentrumstäler». Als besonders wichtige alpine Haupttäler werden das Rhonetal und das Alpenrheintal genannt. Aber auch die Gotthardachse weist wegen ihrer Transitfunktion Eigenschaften eines Zentrumstalsystems auf. In abgeschwächter Form gilt dies auch für kleinere Haupttäler wie das Engadin. Für den Jurabogen erfüllt das Siedlungsband am Jurasüdfuss vergleichbare Funktionen. 

Die Zentrumstäler sind von Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft vergleichbar mit einer mittelgrossen Stadt. Laut Studie fehle es ihnen aber an der Dichte, einem Stadtkern, der als Motor funktioniert und an Urbanität. Oft seien sie dezentral organisiert, politisch zersplittert und vielfach durch kleinräumige Rivalitäten geprägt.  

Wie können Zentrumstäler ihr volles Potential ausschöpfen? 

Die Studie zeigt weiter auf, mit welchen Strategien und Massnahmen sich die Schwächen der Zentrumstäler überwinden lassen. Beispiele sind Verkehrsverbünde oder neue Mobilitätsformen, gemeindeübergreifende Gewerbegebiete, städtebauliche Wettbewerbe für Zersiedlung-Hotspots entlang der Talböden oder die Durchführung jährlicher Talkonferenzen. Die Agglomerationsprogramme sind gemäss Avenir Suisse ein bewährtes und erprobtes Instrument für die Koordination der Raumplanung in Ballungsräumen. Diese könnten für die Zentrumstäler geöffnet werden und so beispielsweise Anreize zur Zusammenarbeit zwischen den Gebietskörperschaften schaffen.

 

 

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