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Regionale Zentren – wichtige Treiber der regionalen Entwicklung

Regionale Zentren übernehmen eine entscheidende Rolle für eine ausgeglichene und kohärente territoriale Entwicklung und damit attraktive und lebenswerte Regionen. Zu diesem Schluss kommt ein neues Arbeitspapier des Europäischen Forschungsnetzwerks für Raumentwicklung und territoriale Zusammenarbeit (ESPON). Es ruft die Politik zum Handeln auf. In der Schweiz wird die Stärkung regionaler Zentren sowohl über die kohärente Raumentwicklung (KoRE) als auch über die Neue Regionalpolitik (NRP) vorangetrieben. 

Überalterung der Bevölkerung, Abwanderung, schlechtere Verfügbarkeit von Arbeitskräften – ländliche Räume sehen sich mit verschiedensten Herausforderungen konfrontiert. Für den Erhalt eines attraktiven Dienstleistungs- und Grundversorgungsangebots sind sogenannte «regionale Zentren» entscheidend. Darunter versteht man kleine und mittelgrosse Städte mit 5'000 bis 50'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie bieten Arbeitsplätze, Dienstleistungen, Bildungsmöglichkeiten sowie kulturelle und wichtige Grundversorgungs-Angebote. Ein neues Arbeitspapier des Europäischen Forschungsnetzwerks für Raumentwicklung und territoriale Zusammenarbeit (ESPON) hat sich vertieft mit regionalen Zentren und ihrer Rolle für lebenswerte Regionen auseinandergesetzt. 

Politische Unterstützung wird gefordert

Für regionale Zentren ist es aufgrund limitierter finanzieller und personeller Ressourcen oft herausfordernd, ihre Rolle als Entwicklungstreiber in ihrer Region wahrzunehmen. Um die Attraktivität ländlicher Räume zu gewährleisten, spielt vor allem die Verbindung der Zentren zu ihrer Umgebung eine wichtige Rolle. Entsprechend fordert die Autorenschaft des ESPON-Berichts politische Unterstützungsmassnahmen zur Stärkung, Belebung und Attraktivitätssteigerung von regionalen Zentren und darüber hinaus eine stärkere Förderung der territorialen Zusammenarbeit im funktionalen Raum gefordert.

Konkret heisst das: 

  • Förderung polyzentrischer Entwicklung im funktionalen Raum und gezielte Stärkung von Stadt-Land-Verbindungen: Verbindungen zwischen verschiedenen Zentren, die Anbindung regionaler Zentren an Metropolitanräume sowie die Verbindung regionaler Zentren und ihres Umlands mit dem Ziel der 30-Minuten-Region (Grundversorgung innert 30 Minuten)
  • Förderung interkommunaler (regionaler) Kooperationen: Nutzung von Synergien, interdisziplinäre Zusammenarbeit zur regionalen Entwicklung, Förderung partizipativer Ansätze für die Gestaltung der regionalen Entwicklung unter Einbindung verschiedener Generationen und Akteurinnen und Akteure
  • Förderung von Wissensaufbau und Erfahrungsaustausch: gemeinsame Lernprozesse und Vernetzung ermöglichen 
  • Verbesserung der Lebensqualität und Attraktivität ländlicher Räume: Wohnraumangebot für die lokale Bevölkerung verbessern, attraktive öffentliche Räume schaffen, Zentren beleben sowie Kultur, Bildung und soziale Dienstleistungen stärken
  • Stärkung von Unternehmensentwicklung und Innovation: wichtige Voraussetzung für das Ankurbeln der lokalen Wirtschaft, die Sicherung von Arbeitsplätzen und das Anziehen von Investorinnen und Investoren sowie Talenten
  • Datenbasis schaffen: Entwicklungsprozesse und -monitoring unter Berücksichtigung von Grundlagendaten gestalten


Blick auf die Schweiz: Stärkung funktionaler Räume und regionaler Zentren

Auch in der Schweiz sind regionale Zentren wesentlich für eine ausgeglichene Entwicklung der verschiedenen Regionen. Mit der kohärenten Raumentwicklung (KoRE) 2024–2031 zielt der Bund darauf ab, dass Bund, Kantone, Städte und Gemeinden alle einen Beitrag an eine nachhaltige Schweiz leisten. Zielbild ist eine Schweiz mit resilienten, lebenswerten und wettbewerbsfähigen Regionen, die über starke Zentren und funktional angebundene Räume verfügen. 

Die grosse Bedeutung der Verbindung von Zentren und Umland, von Kooperationen und der Nutzung von Synergien im funktionalen Raum sowie der Inwertsetzung regionaler Potenziale zeigt sich auch in den Leitideen, die als Handlungsanleitung für die KoRE (Seite 7) dienen. Auch in einigen der definierten Ziele der KoRE lässt sich einen Bezug zu den Erkenntnissen aus dem ESPON-Arbeitspapier herstellen:

  • Ziel 1: Eine hohe Lebensqualität für die Bevölkerung schaffen
    Agglomerationen, ländliche Räume und Berggebiete bieten ihren Bewohnerinnen und Bewohnern ein attraktives, qualitativ hochwertiges, gesundheitsförderndes Lebensumfeld.
  • Ziel 2: Die Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit stärken
    Agglomerationen, ländliche Räume und Berggebiete nutzen ihre spezifischen regionalen Stärken und Potenziale, um ihre Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern.
  • Ziel 5: Gesellschaftliche Vielfalt und Zusammenhalt der Regionen stärken
    Die Vielfalt der Regionen und die Vielfalt innerhalb einer Region tragen massgeblich zur Lebensqualität und zum sozialen Zusammenhalt der Schweiz bei. Die Akteurinnen und Akteure von Agglomerationen, ländlichen Räumen und Berggebieten anerkennen ihren Wert und fördern die spezifischen kulturellen Qualitäten ihrer Region. Die Verbindung zwischen Tradition und Moderne spielt dabei eine wichtige Rolle und zeigt sich in innovativen Ansätzen in Baukultur, Kunst, Tourismus bis hin zur Land- und Waldwirtschaft. Benachteiligungen betroffener Teilräume können dadurch verringert werden.

Stärkung der lokalen Wirtschaft

Der Bund fördert gemeinsam mit den Kantonen den Abbau von Disparitäten, also dem Ungleichgewicht zwischen den Regionen. Dazu hat er 2008 die Neue Regionalpolitik (NRP) ins Leben gerufen. Auch in der NRP spielen regionale Zentren in ihrer Funktion als Entwicklungsmotoren eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit weiteren Akteurinnen und Akteuren wie regionalen Entwicklungsträgern (Regionalmanagements), interkantonalen Umsetzungsprogrammen (z.B. Arc Jurassien, San Gottardo) und den Regionalen Innovationssystemen (RIS) stärken sie die interkommunale und interkantonale Zusammenarbeit in funktionalen Räumen. Ergänzend dazu ermöglicht das neue NRP-Querschnittsthema «lokale Wirtschaft» die gezielte Inwertsetzung lokaler Potenziale beziehungsweise lokaler, überbetrieblicher Initiativen zur Stärkung der lokalen Wirtschaft. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Attraktivität der ländlichen Regionen als Wirtschafts- und Lebensräume aus. 

Wissenstransfer wird über die KoRE und die NRP gefördert

Sowohl im Rahmen der KoRE als auch der NRP wird der Wissensaufbau und Erfahrungsaustausch zwischen Akteurinnen und Akteuren gefördert. Im Rahmen der KoRE mitunter über das Netzwerk «lebendige Quartiere», von dem auch kleinere und mittelgrosse Städte profitieren können. Im Rahmen der NRP wird der Wissenstransfer unter anderem über regiosuisse, die Netzwerkstelle für Regionalentwicklung, ermöglicht.

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