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co-creation Workshop
Gastbeitrag

Schub für die NRP-Pilotmassahmen für Berggebiete im Kanton Luzern

Die Evaluation der bisherigen Neuen Regionalpolitik (NRP) wies auf die Schwierigkeit hin, gute Projektideen zu finden und diese auch umzusetzen. Ein Schlüssel für die Umsetzung von Projekten ist es, Akteure zu finden, welche sich aktiv für Projekte in ihrer Region engagieren. Genau dies war der Auftrag des Kantons Luzern an die Hochschule Luzern im Rahmen der NRP-Pilotmassnahmen für Berggebiete von 2021-2023. 

Gastbeitrag: Stefan Bruni, Fabienne Hämmerle und Stephan Käppeli (Institut für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern)

Das Luzerner Umsetzungskonzept zu den NRP-Pilotmassnahmen für Berggebiete steht unter dem Leitsatz: «Unterstützen und Befähigen lokaler Akteure». Bevor dies passieren kann, müssen diese lokalen Akteure aber zuerst für das Berggebietsprogramm gewonnen werden. Hierzu wurde die HSLU vom Kanton Luzern beauftragt, das ordentliche NRP-Programm mit neuen Ansätzen für die Berggebiete zu ergänzen und durch geeignete Methoden vermehrt neue Gruppen in Projekte einzubeziehen (z.B. Frauen, Jugendliche, Zugezogene, Rückkehrer) sowie Personen mit Projektideen zu identifizieren und zu aktivieren. 


Mit Co-kreativen Workshops zu Projektideen

Ziel war die Durchführung von Workshops in den Regionen Rigi, Pilatus, Entlebuch und Napf mit Akteuren aus den jeweiligen Regionen. Die Phase 1 (vgl. Abbildung 1) diente der Bestimmung der relevanten Themen in Zusammenarbeit mit den Regionalen Entwicklungsträgern (RET), dem Informationsaustausch mit regionalen Schlüsselpersonen und insbesondere dem Auflisten potenzieller Workshop-Teilnehmenden (Akteure). Die Auswahl der Workshop-Teilnehmenden erfolgte anschliessend in Absprache mit den RET und den beteiligten Gemeinden. Es wurden vier Stränge verfolgt, um die genannten Ziele zu erreichen:

  • Befragung Themenexperten
  • Austausch mit regionalen Schlüsselpersonen
  • Akteure aus bestehenden Netzwerken der RET bezeichnen
  • Kontakt zu Vereinen, Verbänden, Plattformen etc.

 

Vorgehensphase

Abbildung 1: Vorgehensphase

 

Die Phase 2 umfasste die Durchführung der Workshops, in denen Projektideen generiert wurden. Die Workshops wurden als Co-Creation-Werkstätte konzipiert. Hierbei wurde insbesondere eine adaptierte Version der 6-3-5 Methode angewandt. Dabei schrieben alle Projektteilnehmenden eine Projektidee auf. Diese wurde 5-mal zum Ergänzen weitergereicht und schliesslich vom Ideengebenden mit einem Fazit zusammengefasst. In der zweiten Runde wurden ausgewählte Projektideen an Themen-Tischen vertieft diskutiert. Als Output der Workshops resultierten schriftlich festgehaltene Projektideen sowie daran interessierte Akteure und potenzielle Projektpartner (vgl. Abbildung 2).
 

Projektidee

Abbildung 2: Projektideen

 

Im Nachgang der Workshops wurden alle Teilnehmenden über die Ergebnisse des Workshops und die weiteren Schritte bis zum offiziellen Projektantrag informiert. Die Aufgabe der RETs war es dann, die entsprechenden Personen zu kontaktieren und sie bei der weiteren Ausarbeitung des Projektgesuchs zu unterstützen. 


Erste Schlussfolgerungen aus dem Vorgehen

Aus dem beschriebenen Vorgehen sind sehr viele Projektideen entstanden, einige davon wurden zur Finanzierung beantragt und einzelne auch bereits umgesetzt. Obwohl das Berggebietsprogramm noch nicht abgeschlossen ist, können bereits erste Schlüsse aus dem gewählten Vorgehen gezogen werden: 

  • «Gute Projektleitende mit freien Kapazitäten sind rar». An den regionalen Workshops nahmen sowohl für die NRP neue als auch bisherige Akteure teil. Die Workshops funktionierten dann am besten, wenn ein guter Mix von neuen und alten Akteuren vorhanden war. Es war jedoch schwierig, neue Bevölkerungsgruppen zu aktivieren. Der Anteil der Frauen und junger Erwachsener war tief, ebenso waren Ausländerinnen und Ausländer kaum präsent. Viele Teilnehmende trauen sich nur bedingt eine Projektleitung zu und jene, die sich als Projektleitende sehen, sind meistens schon überlastet. Vorwiegend neue Akteursgruppen als Ideengebende und Projektleitende zu gewinnen, bräuchte mehr Zeit und ein begleitendes Coaching.
  • «Frühzeitiger Einbezug der Gemeinden ist zentral». Vertreterinnen und Vertreter von ländlichen, kleineren Gemeinden kennen «ihre» Bevölkerung sehr gut. Sie können mögliche Workshop-Teilnehmende empfehlen und den Workshops mit ihrer Präsenz das nötige Gewicht verleihen. Die frühzeitige Einbindung der Gemeinde erhöht auch die Chancen, dass sie NRP-Projekte inhaltlich begleiten und sich finanziell beteiligen.
  • «Thematische Eingrenzung bei gleichzeitiger Offenheit». Die RETs definierten auf Basis ihrer Strategien je 4 Themenbereiche. Dadurch wurden die Workshops konkreter und die Ideen strategiekonform. Gleichzeitig liess das Workshop-Format auch Ideen zu, welche ausserhalb der Themenbereiche lagen. Diese Kombination führte zu vielfältigen, sich bereichernden Projektideen.
  • «Nachbereitung der Workshops ist ebenso wichtig wie die Workshops». Der Schritt von der Projektidee an einem Workshop bis zum eingereichten Projektantrag ist sehr gross. Ohne das Nachfassen der RETs wäre ein beträchtlicher Teil der Projektideen nicht weiterentwickelt worden. Die Durchführung von thematischen Nachfolgeworkshops (z.B. zur Energiewende an der Rigi oder Freizeitangebote für Jugendliche 16+ im Entlebuch) bewährte sich ebenfalls. Dabei konnten die Netzwerke in den Regionen gestärkt und die Projektanträge konkretisiert werden. 
  • «Iterativer Prozess dank offener Reflexion». Das Vorgehen wurde im Verlaufe des Projektes laufend reflektiert. Ein ständiger Lernprozess ermöglichte es, Moderationsmethoden anzupassen und die Nachbearbeitung der Workshops noch strategischer anzugehen. Hierfür braucht es einen offenen Dialog zwischen den Beteiligten (Kanton Luzern, RETs, HSLU).

Im Hinblick auf die neue NRP-Periode 2024-2032 gilt es aus den bisherigen Erkenntnissen zu lernen, aber auch mit weiteren Methoden zu experimentieren. Um neue Akteursgruppen für NRP-Projekte zu gewinnen und so die NRP breiter in der Bevölkerung zu verankern, wird es zusätzliche Anstrengungen aller Mitwirkenden brauchen. 

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