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Regionalökonomische Auswirkungen von COVID-19

Stand November 2021

Coronavirus führt zu Konjunktureinbruch

Was Ende 2019 in China seinen Anfang nahm, hat die Welt seit fast zwei Jahren im Griff. Das neuartige Coronavirus hat sich global ausgebreitet und veranlasste Regierungen weltweit drastische Massnahmen zu ergreifen. So auch in der Schweiz, wo – nach dem Lockdown im Frühling 2020 und den darauffolgenden Lockerungen im Herbst 2020 ein «Slowdown» und anschliessend ab Januar 2021 zum zweiten Mal ein mehrwöchiger Lockdown verhängt wurde.

Sowohl der erste Lockdown im Frühling 2020 als auch der zweite im Winter 2020/2021 haben die Schweizer Wirtschaft schwer getroffen. Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen, die Anzahl Gesuche für Kurzarbeit erreichte  Rekordwerte und die Wirtschaftsleistung ist im Jahr 2020 um 2.4 Prozent zurückgegangen. Um die Wirtschaft in dieser schwierigen Zeit zu stützen, wurden milliardenschwere Hilfsprogramme aufgegleist. Diese umfassen u.a. Überbrückungskredite, Bürgschaften, Härtefallprogramme sowie die Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung.

Ein Blick auf den vom SECO publizierten Index zur wöchentlichen Wirtschaftsaktivität (WWA-Index) gibt einen Hinweis darauf, wie einschneidend die ergriffenen Massnahmen die Wirtschaft getroffen haben. Der Verlauf des WWA-Index zeigt, dass ein Lockdown die Wirtschaft deutlich stärker trifft als dies bei den übrigen Massnahmen der Fall ist. Der Beginn und das Ende der beiden Lockdowns widerspiegeln sich im WWA-Index klar. Gleichzeitig zeigt sich, dass die ausgeweitete Zertifikatspflicht die Wirtschaftsaktivität bisher kaum beeinträchtigt hat.

Der Dienstleistungssektor leidet besonders unter der Krise

Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die von der Krise unmittelbar betroffenen Sektoren und Branchen zu werfen. Im 1. Wirtschaftssektor dürfte die Landwirtschaft vergleichsweise gut durch die Krise kommen. Die Versorgung mit Nahrungs- und Futtermitteln befriedigt Grundbedürfnisse und wurde daher durch die Massnahmen des Bundesrates nur geringfügig eingeschränkt. Die Corona-Krise hatte sogar positive Effekte auf die Einkommen in der Landwirtschaft. Daneben gibt es aber auch negative Effekte wie der mit Schutzkonzepten verbundene Aufwand oder die geringere Nachfrage von Restaurants während der beiden Lockdowns.

Stärker gelitten hat hingegen die Industrie und das verarbeitende Gewerbe. In der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) gingen 2020 6.5 Prozent weniger Aufträge ein als noch im Jahr 2019. Da dadurch auch die Umsätze zurückgingen, sind allein in der MEM-Industrie über 6'000 Stellen weggefallen. Im gesamten sekundären Sektor gingen die Umsätze im Jahr 2020 um 5.2 Prozent zurück. Ein wichtiger Grund für die starke Betroffenheit der Industrie ist die temporär stark gesunkene Exportnachfrage aus dem Ausland. Dies widerspiegelt sich auch in den Zahlen zu den Importen und Exporten. Im Aussenhandel kam es im Frühling 2020 zu einem historischen Einbruch: Im April 2020 sind die Exporte gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 11.7 Prozent zurückgegangen. Noch stärker als die Ausfuhren sind jedoch die Einfuhren eingebrochen: Saisonbereinigt sind die Importe im April 2020 um 21.9 Prozent zurückgegangen. Über das gesamte vergangene Jahr 2020 betrachtet gingen die Exporte um gut 7 Prozent zurück, die Importe gar um mehr als 11 Prozent. Im Verlauf des Jahres 2021 hat sich der Aussenhandel wieder erholt. Die Exporte sind nominal betrachtet bereits höher als vor der Krise. Da sich der Wert der Importe aber noch leicht unter dem Vorkrisenniveau befindet, sind seit Mai 2021 rekordhohe Handelsbilanzüberschüsse zu verzeichnen.  

Besonders stark betroffen ist auch der Dienstleistungssektor. Verschiedene Analysen zeigen, dass die meisten der von der Krise bzw. von den Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus stark betroffenen Branchen in diesem Sektor anzusiedeln sind. Der Grund dafür ist naheliegend: Viele Dienstleistungen erfordern einen persönlichen Kontakt zwischen Anbieter und Kunde und bergen daher ein Ansteckungsrisiko. Zu den stark betroffenen Branchen gehört unter anderem die Kultur- und Eventbranche, die insbesondere mit Verboten und Teilnehmerbeschränkungen für Veranstaltungen zu kämpfen hat. Ebenfalls stark leiden müssen die Gastronomie und die Beherbergungsbranche. Neben Restaurantschliessungen haben weitere Massnahmen wie Sperrstunden und Abstandregeln einen wirtschaftlichen Betrieb für Restaurants erschwert. Zudem wurde die Reisetätigkeit stark eingeschränkt (z.B. durch Quarantäneregelungen), wodurch deutlich weniger ausländische Gäste die Schweiz besuchen. Dementsprechend hoch ist auch der Leidensdruck in der Reisebranche. Weiter kam es auch in gewissen Sparten des Detailhandels zu hohen Umsatzausfällen – insbesondere während der beiden Lockdowns. Stark getroffen wurden beispielsweise Tankstellen, Spielwarengeschäfte oder Kleidergeschäfte. Andere Sparten des Detailhandels profitierten hingegen von der Krise, so z.B. die Lebensmittelhändler sowie der Online-Bereich der Elektronikhändler. Gesamthaft konnte der Detailhandel im Jahr 2020 gar ein Umsatzplus von 0.1% (real 0.8%) gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. 

Durch die international fortschreitende Impfkampagne und die in der Schweiz eingeführte Zertifikatspflicht konnte in den letzten Monaten eine Verbesserung der Situation im Dienstleistungssektor erzielt werden. Mindestabstände und Maskenpflicht konnten an vielen Orten aufgehoben werden. Gleichzeitig waren auch wieder vermehrt touristische Reisen ins Ausland möglich. Zudem konnten im Sommer 2021 erstmals wieder Grossveranstaltungen wie z.B. Musikfestivals durchgeführt werden. All dies hat massgeblich dazu beigetragen, dass sich die wirtschaftliche Lage seit Frühling 2021 zunehmend entspannt. Die Einführung der Zertifikatspflicht führte aber in einzelnen Branchen – allen voran der Gastronomie – zu Umsatzrückgängen.

Exkurs: Grosse Unterschiede in der Möglichkeit Homeoffice zu leisten

Eine Studie der Universität Basel hat untersucht, inwieweit die Beschäftigten innerhalb einer Branche in der Lage sind, ihren Tätigkeiten im Homeoffice nachzugehen.

In Branchen, in denen viele administrative oder auch kreative Aufgaben anfallen, können bis zu 90% aller Beschäftigten zumindest teilweise von zu Hause arbeiten. Beispiele für solche Branchen sind die Finanz- und Versicherungsbranche oder die IT-Branche. In anderen Wirtschaftszweigen besteht diese Möglichkeit hingegen kaum. Das betrifft z.B. die Gastronomie, die Hotellerie oder die Baubranche. Grund dafür ist die grosse Relevanz des persönlichen Kontakts bzw. der physischen Präsenz. Daher sind die stark unter dem Virus leidenden Unternehmen insbesondere jene, die ihre Tätigkeit nur geringfügig ins Homeoffice verlagern können.

Auch regional gibt es hier Unterschiede: In ländlichen Gebieten werden vermehrt Berufe ausgeübt, die sich weniger für Heimarbeit eignen.

Diese Zahlen liegen relativ nahe an der Einschätzung des BFS, welches zum Schluss kommt, dass während der Lockdowns etwas weniger als die Hälfte aller Erwerbstätigen in der Schweiz die Möglichkeit hatte, von zuhause aus zu arbeiten. Das BFS stelle zudem fest, dass diese Möglichkeit mit zunehmendem Alter, Bildungsstand und Einkommen der Erwerbstätigen zunimmt.

Pandemie trifft nicht alle Regionen gleich

Die Corona-Pandemie durchdringt derart viele Branchen und Wertschöpfungsketten, dass im Endeffekt sämtliche Regionen und Raumtypen der Schweiz von der Krise betroffen sind. Es sind aber nicht alle Regionen gleichermassen betroffen. Hauptgrund dafür sind die regionalen Unterschiede in der Branchenzusammensetzung – stark betroffene Branchen haben in gewissen Regionen mehr Gewicht als in anderen. Eine pauschale Betrachtung anhand der betroffenen Branchen als Ganzes würde aber zu kurz greifen, da es auch innerhalb einer spezifischen Branche zu regional unterschiedlichen Betroffenheitsmustern kommen kann. So kann in einer Region beispielsweise ein Cluster eines schwer getroffenen Industriezweigs angesiedelt sein, während in einer anderen Region ein krisenresistenterer Zweig derselben Branche stark vertreten ist.

Dass die Branchenstruktur eine wichtige Rolle hinsichtlich der regionalen Betroffenheit spielt, bestätigt ein Blick auf den Anteil der Beschäftigten, deren Arbeitsstätte aufgrund der COVID-19-Verordnung im Januar 2021 schliessen musste.

Die Karte zeigt, dass insbesondere Bergregionen stark von der COVID-Verordnung getroffen wurden. Diese Regionen weisen überdurchschnittlich hohe Beschäftigungsanteile in den leidenden tourismusnahen Branchen auf (vgl. Exkurs weiter unten). Natürlich gehen die Auswirkungen der Pandemie weit über die direkt von der COVID-Verordnung betroffenen Branchen hinaus. Die obige Darstellung zeigt aber, dass die Coronakrise gewisse Regionen aufgrund ihrer Branchenstruktur stärker trifft als andere.

Wie eingangs erwähnt, würde eine reine Betrachtung der betroffenen Branchen als Ganzes zu kurz greifen, da es auch innerhalb einer Branche zu regionalen Unterschieden kommen kann.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Tourismus. Zwar wiegt die Tourismuskrise für die Bergregionen aufgrund des hohen Beschäftigungsanteils in tourismusnahen Branchen sehr schwer, der grösste Rückgang hinsichtlich der Logiernächte ist aber in den Städten zu verzeichnen. Dies weil in den Städten typischerweise der Anteil ausländischer Gäste höher liegt – diese kommen aber aufgrund der Reiseeinschränkungen in viel geringerer Anzahl als noch vor der Pandemie. Hinzu kommt, dass auch der Geschäftstourismus fast zum Erliegen kam. Gleichzeitig profitierte der Tourismus in den Bergregionen davon, dass viel mehr Schweizerinnen und Schweizer als üblich ihre Ferien im Inland verbrachten (vgl. Exkurs weiter unten).

Der Tourismus stellt damit keine Ausnahme dar. Auch innerhalb der Industrie gibt es regionale Unterschiede. Ein Beispiel hierfür ist die Textilindustrie in der Ostschweiz. Diese erwirtschaftet ca. 70 Prozent ihres Umsatzes im Ausland und hat daher stark unter dem Rückgang der Exportnachfrage gelitten. Auch andere Exportbranchen wie die Uhrenindustrie haben die Krise stark gespürt. Demgegenüber zeigten sich andere exportorientierte Industriezweige wie z.B. die Pharmabranche eher robust gegenüber der Krise. Die erwähnten Unterschiede zeigen sich auch bei einem Blick auf den Anteil, welchen die verschiedenen Branchen zum Anstieg der Arbeitslosigkeit zwischen Februar 2020 und Februar 2021 beigetragen haben. So ist beispielsweise die Arbeitslosigkeit im Industriesektor der Kantone Jura, Neuenburg (Uhrenindustrie, Metallindustrie) und St. Gallen (Textilindustrie, MEM-Industrie) überproportional stark angestiegen.

Aus der Grafik lassen sich weitere – teilweise bereits erwähnte – regionale Unterschiede herauslesen: Die starke Betroffenheit des Gastgewerbes in den Bergkantonen Tessin und Wallis, die leidende Baubranche im Kanton Graubünden sowie der überdurchschnittliche Zuwachs der Arbeitslosigkeit in der Handelsbranche in den Kantonen Thurgau und in Zug. Hierbei gilt es festzuhalten, dass sich der totale Zuwachs der Arbeitslosen in den gezeigten Kantonen zum Teil stark unterscheidet.

Hinweis: In der obenstehenden Grafik wird bewusst der Vergleich zwischen Februar 2020 und Februar 2021 gemacht. Anhand dieser Zeitspanne lassen sich die erwähnten regionalen Unterschiede gut darstellen. Dabei ist zu erwähnen, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt seit Februar 2021 wieder etwas entspannt hat. In vielen der oben gezeigten Branchen und Kantonen ist die Arbeitslosigkeit zurückgegangen (siehe Abschnitt zur Arbeitslosigkeit weiter unten). 

Gesamthaft betrachtet lässt sich somit sagen, dass sämtliche Regionen der Schweiz unter der Krise leiden, gewisse Regionen aber stärker betroffen sind als andere. Die Betroffenheit bzw. die Resilienz einer spezifischen Region gegenüber der COVID-Krise hängt dabei einerseits von ihrer Branchenstruktur und andererseits von der Ausrichtung der ansässigen Branchen ab.

Exkurs: Die Corona-Krise trifft den Tourismus schwer

Im Tourismus hat sich die Krise in gravierendem Masse auf die Logiernächte ausgewirkt. Nach einem starken Einbruch in den Monaten März bis April 2020 hat sich die Situation in den Monaten Mai und Juni etwas erholt. Eine starke Erholung setzte anschliessend im Juli ein: Viele Schweizer wollten sich ihre Sommerferien nicht nehmen lassen und haben aufgrund der Reiserestriktionen ihren Urlaub im Inland statt im Ausland verbracht. Dies hat dazu geführt, dass die Logiernächte der Inländer im Sommer 2020 klar über dem durchschnitt vergangener Jahre lagen. Dieser positive Effekt vermochte die wegbleibenden ausländischen Gäste jedoch bei weitem nicht zu kompensieren. Zudem fiel auch die Wintersaison 2020/2021 aufgrund der zweiten Pandemiewelle schlecht aus. Dies führte dazu, dass der Schweizer Tourismus im Jahr 2020 eines der schlechtesten Jahre der Geschichte erlebte.

Auch im Jahr 2021 hat sich der Tourismus noch nicht vollständig erholt. Insbesondere im Frühling lagen die Logiernächte noch deutlich unter Vorkrisenniveau. Etwas besser, aber ebenfalls unter Vorkrisenniveau, waren die Logiernachtzahlen über den Sommer. Dies ist in erster Linie auf die immer noch tiefe Nachfrage aus dem Ausland zurückzuführen. Die inländische Nachfrage ist 2021 – wie schon 2020 – überdurchschnittlich stark.

Von der verstärkten inländischen Nachfrage konnten insbesondere die Bergregionen profitieren. Allerdings gibt es auch hier Unterschiede. Gemäss einer Umfrage von HotellerieSuisse hatten 61% der Betriebe im Kanton Graubünden eine bessere Sommersaison im Jahr 2020 als 2019, im Kanton Wallis waren es 32% und im Berner Oberland nur 14%.

Im Gegensatz zu den Bergregionen konnten die Städte nur bedingt vom stärkeren Inlandtourismus profitieren. Gleichzeitig blieben die wichtigen ausländischen Gäste weg und der Geschäftstourismus kam fast zum Erliegen. Der grosse Leidensdruck der Tourismusbranche in den Städten hat Konsequenzen: Es mussten bereits diverse Hotels schliessen und es kommt vermehrt zu Entlassungen.

Bis zu einer vollständigen Erholung in der Tourismusbranche dürfte es noch mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern. 

Rekordwerte bei der Kurzarbeit

Hinweis: Die in diesem Abschnitt gezeigte kantonale Verteilung der abgerechneten Kurzarbeit kann einzelne Fehlzuteilungen aufweisen (Mögliche Fehlerquelle: Alle Anträge eines bestimmten Unternehmens wurden im selben Kanton erfasst, obwohl das Unternehmen auch über Arbeitsstätten in anderen Kantonen verfügt). Die Daten entsprechen dem aktuellen Wissensstand, Änderungen vorbehalten.

Wie erwähnt beschränkt sich die Krise nicht nur auf die direkt  betroffenen Branchen, sondern hat viel weitreichendere Folgen. Dies zeigt der Blick auf die eingereichten Gesuche für Kurzarbeitsentschädigungen: Die Anzahl der Gesuche hat im Frühling 2020 ein Rekordniveau erreicht und lag um ein Vielfaches höher als in der Finanzkrise. Am Anfang der Krise, kurz nach dem ersten Lockdown, wurde für fast 40% der Beschäftigten (entspricht ca. 2 Mio. Personen) in der Schweiz ein Antrag auf Kurzarbeitsentschädigung gestellt. Der Antrag bzw. die Bewilligung eines Kurzarbeitsgesuchs bedeutet allerdings nicht, dass die betroffenen Betriebe ihre Mitarbeitenden auch tatsächlich auf Kurzarbeit setzen, sondern nur, dass sie dies tun könnten. Dies zeigt sich in den Zahlen zur effektiv abgerechneten Kurzarbeit: Im Monat April wurden rund 1.3 Millionen Beschäftigte auf Kurzarbeit gesetzt. Es wurde also nur für etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten, für die ursprünglich ein Antrag gestellt wurde, tatsächlich auch Kurzarbeit abgerechnet. Danach sank die Zahl der Beschäftigten auf Kurzarbeit kontinuierlich. Im September 2020 wurde noch für 250’000 Beschäftigte Kurzarbeit abgerechnet.

Zum Vergleich: Während der Finanzkrise waren 90'000 Beschäftigte effektiv von Kurzarbeit betroffen.

Mit der zweiten Welle ist der Leidensdruck der Wirtschaft erneut gestiegen, was zu einem Wiederanstieg der abgerechneten Kurzarbeitsentschädigungen auf ca. 520'000 Beschäftigte im Februar 2021 führte. Seither zeigen sich aber auch hier starke Erholungstendenzen. Die Anzahl der Beschäftigten auf Kurzarbeit hat im Verlauf des Jahres abgenommen. Im Juli 2021 waren noch rund 80'000 Beschäftigte betroffen.

Bei der kantonalen Betrachtung des Anteils der Beschäftigten, für die im Juli 2021 noch Kurzarbeit abgerechnet wurde, zeigt sich, dass die Kantone Tessin (2%), Genf (2%) und Luzern (2%) am stärksten betroffen sind. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Im Kanton Tessin gehören die Industrie, der Handel, IT-Dienstleistungen sowie das Gastgewerbe zu den am stärksten betroffenen Branchen. Im stark urban geprägten Kanton Genf sind vor allem das Gastgewerbe sowie Branchen mit Verbindung zum Flughafen stark betroffen. Im touristisch orientierten Kanton Luzern machen sich ebenfalls die noch ausbleibenden ausländischen Gäste bemerkbar. Entsprechend sind auch hier viele Kurzarbeitsentschädigungsbezüger im Gastgewerbe zu finden. Am anderen Ende des Spektrums befinden sich die Kantone Appenzell Innerrhoden (0.4%), Schwyz (0.6%) und Glarus (0.6%), in welchen die Kurzarbeitsentschädigung kaum mehr genutzt wird.

Wie bereits erwähnt, liegen diese Zahlen aber in allen Kantonen weit weg von den Vorjahreswerten und befinden sich aktuell auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Krise.

Moderate Zunahme der Arbeitslosigkeit

Die zuvor beschriebenen Entwicklungen lassen erahnen, dass im Zuge der Corona-Krise auch die Arbeitslosigkeit angestiegen ist. Während die Arbeitslosenquote im Januar 2020 bei 2.3% lag, stieg sie nach dem Ausbruch der Corona-Krise und dem Lockdown auf 3.4% im Mai 2020. Normalerweise sinkt die Arbeitslosigkeit in dieser Jahreszeit, da die Aktivität verschiedener Branchen im Winter eingeschränkt ist (z.B. Baugewerbe). Anstelle des üblichen Rückgangs wurde im Frühling 2020 aber ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen verzeichnet, und dies in sämtlichen Regionen der Schweiz.

Über den Sommer 2020 entspannte sich die Lage saisonal bedingt und aufgrund der tiefen Fallzahlen etwas. Mit Beginn der zweiten Welle hat sich die Arbeitslosenquote nochmals erhöht und stand im Januar 2021 bei 3.7 Prozent, was 170'000 bei den RAV registrieren Personen entspricht. Seither ist die Arbeitslosenquote kontinuierlich gesunken und lag im September 2021 noch bei 2.6 Prozent. Vergleicht man diesen Monat mit September 2019 (dem letzten September vor der Krise und einer Arbeitslosenquote von 2.1%), dann zeigt sich, in welchen Branchen immer noch mehr Personen von Arbeitslosigkeit betroffen sind als vor der Krise.

Damit war die mit der Krise verbundene Zunahme der Arbeitslosigkeit relativ moderat. Insbesondere dank dem massiven Einsatz der Kurzarbeit sowie der weiteren Hilfsmassnahmen konnte – zumindest bisher – eine grosse Entlassungs- bzw. Konkurswelle verhindert werden.

Exkurs: Nutzung der COVID-19-Überbrückungskredite

Zur Sicherstellung der Liquidität konnten Unternehmen, welche stark von der Corona-Krise betroffen sind zwischen 26. März 2020 und 31. Juli 2020 sogenannte COVID-19-Überbrückungskredite beantragen. Diese Kredite können bei der Hausbank des jeweiligen Unternehmens bezogen werden und sind vom Bund abgesichert. Bis Anfang Dezember wurden 137'000 COVID-19-Überbrückungskredite an Unternehmen vergeben. Bei einem Gesamtvolumen von 16.9 Milliarden CHF entspricht dies einem durchschnittlichen Betrag von rund CHF 123'000 pro Kredit respektive mehr als CHF 4'000 pro Vollzeitäquivalente (VZÄ).

In der Nutzung dieser Kredite gibt es gewisse regionale Unterschiede. Beispielsweise ist das Kreditvolumen pro Arbeitskraft (gemessen in VZÄ) in der lateinischen Schweiz tendenziell höher als in der Deutschschweiz – auffallend ist insbesondere der hohe Wert im Kanton Tessin. Aber auch in der Deutschschweiz ist das Bild nicht einheitlich. So ist z.B. das Kreditvolumen pro VZÄ in den Kantonen Zug und Schwyz deutlich höher als in den Kantonen Zürich oder Luzern.

Neben den COVID-19-Überbrückungskrediten wurde Ende November 2020 zusätzlich ein Programm für Härtefälle aufgegleist. Zudem wurden à fonds perdu Beiträge für gewisse Branchen gesprochen. 

Vergleicht man wie zuvor die Arbeitslosigkeit im September 2021 mit den Werten aus dem September 2019, so zeigt sich, dass der Anstieg der Arbeitslosenquote in der französischsprachigen Schweiz (+0.56 Prozentpunkte) leicht stärker ausfiel als in der Deutschschweiz (+0.44 Prozentpunkte). Die Arbeitslosenquote ist im Februar 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 1.4 Prozentpunkte gestiegen, während sich der Anstieg in der Deutschschweiz auf ca. 1 Prozentpunkt belief. Ein möglicher Grund für diesen Unterschied könnten die zeitweise strengeren Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in den Kantonen der Westschweiz sein.

Beim Vergleich von Stadt und Land, zeigt sich, dass die urbanen Gebiete die Krise hinsichtlich der Arbeitslosigkeit etwas stärker zu spüren scheinen als die ländlichen Räume. Am stärksten hat die Arbeitslosenquote mit einem Wachstum um 0.6 Prozentpunkten in den Grossstädten zugelegt. Am schwächsten war dieser Anstieg mit 0.3 Prozentpunkten im ländlichen Raum.

Über die nächsten Monate dürfte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter entlasten. In gewissen Branchen wie z.B. der Gastronomie herrscht aktuell gar ein Fachkräftemangel, so dass ein weiterer Rückgang der Arbeitslosigkeit zu erwarten ist. Der Grund dafür ist, dass sich Arbeitnehmer – insbesondere in von den Lockdowns stark betroffenen Branchen – zum Teil beruflich umorientiert haben.

Zukunftsaussichten optimistisch

Die Analyse hat gezeigt, dass sämtliche Regionen der Schweiz von der Krise betroffen waren und noch immer sind. Grund dafür sind die weitreichenden Auswirkungen der Krise. Es sind sehr viele Branchen betroffen – entweder direkt, oder dann indirekt über die Wertschöpfungsketten. Zu den stark betroffenen Branchen gehören insbesondere die Gastronomie, die Beherbergung, die Kultur- und Eventbranche der Handel sowie die Industrie.

Wie lange es dauern wird, bis sich diese Brachen vollständig erholen werden, ist ungewiss. Es sind aber längst nicht alle Regionen gleichermassen von der Krise betroffen. Entscheidend für die Betroffenheit einer spezifischen Region ist die Branchenstruktur sowie die Ausrichtung der ansässigen Branchen. Je gewichtiger die unter der Krise stark leidenden Branchen in einer Region sind, desto stärker sind die Auswirkungen der Krise spürbar. Zudem sind innerhalb einzelner Branchen (z.B. im Tourismus) regionale Unterschiede hinsichtlich der Betroffenheitsmuster zu beobachten.

Im Grossen und Ganzen scheinen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie allerdings weniger stark auszufallen als ursprünglich befürchtet. Der Anstieg der Arbeitslosenquote war überschaubar, eine Konkurswelle ist ausgeblieben und die Anzahl Beschäftigter, welche Kurzarbeitsentschädigung beanspruchen müssen, sinkt seit Frühling 2021 kontinuierlich. Dies zeigt, dass die ergriffenen Massnahmen, gemeinsam mit bereits etablierten automatischen Stabilisatoren wie z.B. der Arbeitslosenversicherung, gegriffen und Schlimmeres verhindert haben.

Dank der weltweit zunehmenden Anzahl von geimpften oder genesenen Personen ist von einer zunehmenden Normalisierung der Situation über die nächsten Monate und Jahre auszugehen. Dies widerspiegelt sich auch in den aktuellen Konjunkturprognosen. Das SECO rechnet für das Jahr 2021 mit einem Wachstum von 3.2 Prozent und für 2022 mit einem Wachstum von 3.4 Prozent. Die Prognosen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich bewegen sich in einer sehr ähnlichen Grössenordnung.
 

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