Herausforderung und Potenziale der Digitalisierung in der Regionalpolitik
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Die Themen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Regionalpolitik sind sehr breit. Die obenstehende Grafik versucht, die Komplexität der Digitalisierung zu erfassen und in fünf für die Regionalentwicklung relevante Themen zu strukturieren. Die Inhalte sowie die Grafik stammen aus der Studie Digitalisierung und Neue Regionalpolitik (NRP) von INFRAS im Auftrag des SECO.
Handlungsfelder für Regionen und Städte
Regionen und Städte können den Prozess der digitalen Transformation aktiv mitgestalten. Im Folgenden werden einige Handlungsfelder vorgestellt, in denen zum Beispiel Regionalentwicklerinnen und -entwickler eine aktive Rolle einnehmen könnten:
Durch das gezielte Zusammenbringen von Akteurinnen und Akteuren, von Unternehmen und Organisationen, auch über Regionen hinweg, sowie durch die Unterstützung in der Ausarbeitung von Projektanträgen und der koordinativen Begleitung können erfolgreiche Digitalisierungs- und Kooperationsprojekte, gemeinsame Investitionen und innovative Angebote entstehen.
Die Neue Regionalpolitik (NRP) kann solche Projekte unterstützen. Auch andere Instrumente stehen zur Verfügung (siehe Förderung der Digitalisierung in Regionen und Städten).
Weshalb lohnen sich Vernetzungen und Kooperationen und welche Arten sind besonders willkommen?
Die Vernetzung von Akteuren und Kooperationen bieten viel Potenzial, um beispielsweise den Herausforderungen der Digitalisierung zu begegnen. Die verschiedenen Regionen und Raumtypen weisen komplementäre Stärken (und Schwächen) auf, was durch einen vermehrten Austausch zwischen den Regionen stärker genutzt werden kann.
Die Metropolregionen bilden die Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung generell und in Bezug auf die digitale Transformation. Die NRP-Zielregionen sind darauf angewiesen, sich an deren Know-how und Innovationskraft andocken und sich mit deren Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen und weiteren Know-how-Trägern vernetzen zu können. Die Vernetzung der Akteure und die zielgerichtete Nutzung von Wissensmultiplikatoren im Sinne eines Wissensmanagements in den Regionen (zum Beispiel Digitalisierungsexpertinnen und -experten in den Regionen) sind für eine erfolgreiche Regionalentwicklung bedeutend.
Durch das Zusammenbringen verschiedener regionaler Akteure, insbesondere von Unternehmen, Personen aus der Wissenschaft und der öffentlichen Hand können regionale Herausforderungen ermittelt und innovative Ansätze entwickelt werden. Durch Coaching und das Bereitstellen von Fach- und Vernetzungsveranstaltungen beispielsweise im Bereich der Digitalisierung können Wissen aufgebaut, Kontakte geknüpft und der Wissensaustausch gefördert werden. Dies bildet die Basis für innovative Ideen und Projekte. Zur Unterstützung der Projektentwicklung stehen die Regionalmanagements und die Regionalen Innovationssysteme (RIS) zur Verfügung.
RIS sind funktionale – in der Regel überkantonale und teilweise Landesgrenzen überschreitende – Wirtschaftsräume, die über die für Innovationsprozesse wesentliche Triple Helix (Unternehmen, Hochschulen und öffentliche Hand) verfügen. Ein RIS umfasst sämtliche Organisationen und Institutionen, die im Netzwerk zusammenarbeiten und zu den Innovationsprozessen einer Region beitragen. Aktuell existieren folgende sechs RIS verteilt über die ganze Schweiz:
- RIS RIS Basel-Jura (BL, BS, JU)
Kernorganisationen im RIS Basel Jura sind «Basel Area Business & Innovation» als Agentur für alle Innovationsdienstleistungen und der «Switzerland Innovation Park Basel Area» als Anbieter von Innovationsinfrastrukturen. - RIS Mittelland (BE)
Die be-advanced AG ist die zentrale Koordinationsstelle im RIS Mittelland. - RIS Ost (AI, AR, GL, GR, SH, SG, TG, Zürcher Berggebiet)
Hinter dem RIS Ost steht das Innovations-Netzwerk Ostschweiz (INOS), welches durch das Institut für Technologiemanagement der Uni St.Gallen betrieben wird. - Sistema regionale dell’innovazione SRI (TI)
Im Rahmen eines Mandats des Kantons Tessin koordiniert die Stiftung AGIRE das RIS in der Südschweiz. - RIS Westschweiz (BE, FR, VD, VS, NE, GE, JU)
RIS-SO wird von der Association Réseau Innovation Suisse Occidentale (ARI-SO) verwaltet. - Zentralschweiz innovativ (LU, NW, OW, SZ, UR, ZG)
Das RIS Zentralschweiz innovativ wird von der Organisation InnovationsTransfer Zentralschweiz (ITZ) betreut.
Für die Sensibilisierung und Vernetzung der regionalen Akteurinnen und Akteure bestehen verschiedenste Möglichkeiten: Beispielsweise kann Wissen über digitale Themen für Unternehmen oder kommunale Verwaltungen zur Verfügung gestellt werden – etwa in Form eines Themenabends mit einer Referentin/einem Referenten oder eines Erfahrungsaustausches. Zudem kann Kommunikationsarbeit geleistet werden, beispielsweise indem auf Möglichkeiten der Digitalisierung aufmerksam gemacht wird oder zu aktuellen Themen Medienarbeit betrieben wird. Auch die Vernetzung zwischen regionalen Akteurinnen und Akteuren kann gefördert werden – etwa durch die Organisation von Events.
Wird die digitale Transformation mit gemeinsamen Projekten regional angepackt, können mehrere Gemeinden von den Synergien und den Erfahrungen profitieren. Auf Ebene Gemeindeverwaltungen kann zum Beispiel gemeinsam Software angeschafft werden, Angebote (digitale Formulare, Prozesse, Beratung) einheitlich bereitgestellt oder Weiterbildungsangebote geschaffen werden. Dadurch werden finanzielle und personelle Ressourcen eingespart und der Zusammenhalt in der Region gestärkt.
Die Analyse und Nutzung von Daten aus Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen kann, regional organisiert, professioneller gestaltet werden, als wenn jede Gemeinde, jede Organisation oder jedes Unternehmen ein eigenes System betreibt und aufbereitet. Die gemeinsame Verwaltung von Daten, – wie beispielsweise durch ein regionales System für Raumplanungsdaten – vereinfacht die Analyse wie auch die darauf basierte strategische Ausrichtung der Region. Vertiefende Informationen bietet das Thema Datenplattformen.
Insbesondere für ländliche Räume ist es wichtig, physische Orte für soziale Interaktionen und vielfältige Angebote nicht zu reduzieren, sondern in einer anderen Form beizubehalten. Multifunktionale Orte können vielfach genutzt werden und somit zur Lebensqualität in der Gemeinde beitragen. Beispielsweise können belebte Coworking-Spaces mit zusätzlichen Dienstleistungen wie Räumlichkeiten für einen mobilen Coiffeur oder eine mobile Ärztin (digital koordiniert), oder weitere Dienstleistungen wie einer Mittagsverpflegung für alle Generationen, Paketfächer oder kulturelle Angebote bereitgestellt werden. Solche multifunktionalen Räume ermöglichen somit neue Arbeits- und Lebensmodelle. Sie können beispielsweise auch mit digitalen Marktplätzen kombiniert werden, um Angebote zu koordinieren und zu vermarkten.
Durch die Digitalisierung entsteht das Potenzial, die Grundversorgungsangebote zu stärken beziehungsweise im ländlichen Raum aufrechtzuerhalten. Grundversorgungsangebote wie die Nahrungsmittelversorgung, Zugang zu Bank- und Postdienstleistungen, Bildung und Weiterbildung oder auch Mobilitätsangebote können insbesondere in ländlichen Räumen durch die Digitalisierung gestärkt werden. Die Basis dafür bilden Kooperationen zwischen verschiedenen Anbietern, kreative Lösungen und der Wille und Zusammenhalt der Gesellschaft. Die regionalen Akteurinnen und Akteure können diesen Prozess unterstützen und somit die Region stärken.
Der Bund fördert im Rahmen der Modellvorhaben 2020-2024 eine Reihe innovativer Projekte von Gemeinden, Regionen, Agglomerationen und Kantonen. Die Modellvorhaben Digitalisierung für die Grundversorgung nutzen befassen sich mit den Chancen, die die Digitalisierung bietet, um die Grundversorgung in peripheren und städtischen Gebieten sicherzustellen. Nachfolgend sind die 5 aktuell laufenden Projekte aufgelistet: